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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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aufgeblieben war, sondern dass er selbst im Kühlschrank nach etwas Essbarem suchen musste. Verdammt, ich bin immerhin amtierender Hochkommissar . Ich habe ein Recht auf ein wenig Respekt, sogar in meinem eigenen Haus.
    »War was in den Nachrichten?«, rief er kläglich zu ihr hinauf, als er in wenig würdevoller Einsamkeit sein kaltes Rindfleisch verzehrte.
    Die dünne Betondecke des Esszimmers war zugleich der Fußboden des Schlafzimmers.
    »Hört ihr bei euch keine Nachrichten?«, schrie Gloria zurück.
    »Wir sitzen nicht den ganzen Tag rum und hören Radio, falls du das meinst«, antwortete Woodrow, womit er seine Annahme zum Ausdruck brachte, dass Gloria das tat. Erneut wartete er, die Gabel auf halbem Weg zum Mund.
    »In Zimbabwe sind wieder zwei weiße Farmer ermordet worden, falls das eine Nachricht ist«, sagte Gloria, nachdem die Verbindung schon fast zusammengebrochen war.
    »Das weiß ich selbst! Pellegrin hat uns den ganzen Tag damit genervt. Warum wir Moi nicht einfach überreden können, dass er Mugabe endlich Einhalt gebietet? Aus demselben Grund, aus dem wir Moi nicht überreden können, sich selbst Einhalt zu gebieten. Das ist die Antwort.« Er wartete auf etwas wie »Ach Darling, du Ärmster«, aber es kam nur kryptisches Schweigen.
    »Sonst nichts?«, fragte er. »In den Nachrichten. Sonst nichts?«
    »Was denn?«
    Was ist nur in diese verdammte Frau gefahren?, fragte er sich verdrossen und schenkte sich noch ein Glas Rotwein ein. So war sie doch früher nie. Seitdem ihr verwitweter Liebhaber sich nach England abgesetzt hat, schleicht sie nur noch im Haus herum wie eine kranke Kuh. Trinkt nicht mit mir, isst nicht mit mir, kann mir nicht in die Augen sehen. Das andere will sie auch nicht mehr, wobei das auf ihrer Hitliste noch nie besonders weit oben gestanden hat. Vernachlässigt sogar ihr Make-up. Erstaunlich.
    Trotzdem freute es ihn, dass sie nichts Neues gehört hatte. Immerhin wusste er ausnahmsweise mal etwas, das sie nicht wusste. Es gelang London nicht oft, auf einer heißen Story zu sitzen, ohne dass irgendein Idiot aus der Presseabteilung vor dem vereinbarten Termin die Medien informierte. Wenn sie die Sache nur noch bis zum nächsten Morgen für sich behielte, hatte er freie Bahn, genau das, worum er Pellegrin gebeten hatte.
    »Es geht dabei um Moral, Bernard«, hatte er in seinem besten militärischen Tonfall erklärt. »Ein paar Leute hier werden das ziemlich übel aufnehmen. Ich möchte es ihnen lieber selbst sagen. Besonders jetzt, wo Porter nicht da ist.«
    Schadet nie, sie daran zu erinnern, wer zur Zeit die Geschäfte führt. Umsichtig, aber unerschütterlich, so müssen in ihren Augen die Männer an der Spitze sein. Natürlich nicht groß darüber reden; viel besser, wenn London von allein bemerkt, wie glatt hier alles ohne Porter läuft, der sich mit jedem Komma abquält.
    Schon sehr unangenehm, um ehrlich zu sein, dieser Schwebezustand. Werden sie oder werden sie nicht? Gut möglich, dass es das ist, was Gloria fertig macht. Keine hundert Meter von hier steht die Residenz des Hochkommissars, mit allem Drum und Dran, der Daimler in der Garage, aber niemand residiert darin. Porter Coleridge, unser Hochkommissar, glänzt durch Abwesenheit. Und ich kleiner Fisch hocke hier und mache seine Arbeit, noch dazu viel besser als er selbst, und muss endlos auf die Entscheidung warten, ob ich, der ich schon längst an seine Stelle gerückt bin, dort nicht bloß als sein Vertreter, sondern als sein offizieller, voll akkreditierter Nachfolger wirken darf, mit allem, was dazu gehört – soll heißen: Residenz, Daimler, Privatbüro, Mildren, fünfunddreißigtausend Pfund Gehaltszulage. Und dem Ritterschlag ein gutes Stück näher.
    Aber die Sache hatte einen Riesenhaken. Das Ministerium zögerte traditionell, jemanden en poste zu befördern. Man zog es vor, den Betreffenden nach Hause zu holen und von dort auf einen neuen Posten zu schicken. Natürlich hatte es Ausnahmen gegeben, aber nicht viele …
    Seine Gedanken wanderten wieder zu Gloria zurück. Lady Woodrow : Da wird sie sich besser fühlen. Rastlos, das ist sie. Um nicht zu sagen faul. Ich hätte ihr noch ein paar Kinder mehr machen sollen, dann hätte sie was zu tun. Na, wenn sie erst mal in der Residenz wohnt, ist Schluss mit dem faulen Leben. Ein freier Abend die Woche – wenn sie Glück hat. Und streitsüchtig ist sie! Die wüste Zankerei mit Juma vorige Woche wegen einer völlig belanglosen Sache, irgendeiner Verschönerung im

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