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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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stotterte und rot wurde, vom Ministerium für Land- und Fischwirtschaft. Ghita, bemerkte er, saß in ihrer üblichen Ecke, in der sie sich seit Tessas Tod möglichst unsichtbar zu machen versuchte. Zu seiner Verärgerung trug sie immer noch den schwarzen Seidenschal, der ihn an den schmutzigen Verband um Tessas Hals erinnerte. Waren ihre verstohlenen Blicke kokett oder geringschätzig? Wer konnte das bei eurasischen Schönheiten schon sagen?
    »Ziemlich traurige Geschichte, Herrschaften, leider«, begann er munter. »Barney, sind Sie so freundlich und schließen die Tür? Nicht abschließen, einfach zumachen reicht schon.«
    Gelächter – aber von der nervösen Art.
    Er kam gleich zur Sache, genau wie geplant. Den Stier bei den Hörnern packen – schließlich sind wir Profis –, ein notwendiger Eingriff. Aber es hat auch etwas stillschweigend Mutiges, das Gebaren des amtierenden Hochkommissars, als er zunächst in seine Notizen blickt, dann mit dem stumpfen Ende seines Bleistifts darauf klopft und sich in die Brust wirft, bevor er das Wort an die Versammlung richtet.
    »Ich habe Ihnen heute Morgen zwei Dinge zu sagen. Das Erste bleibt unter uns, bis Sie in den Nachrichten davon erfahren, den britischen oder kenianischen, je nachdem, wer es früher bringt. Heute um Punkt zwölf Uhr erlässt die kenianische Polizei einen Haftbefehl gegen Dr. Arnold Bluhm wegen vorsätzlichen Mordes an Tessa Quayle und ihrem Fahrer Noah. Die Kenianer haben die belgische Regierung kontaktiert, und Bluhms Arbeitgeber werden im Voraus informiert. Wir haben einen gewissen Vorsprung, weil Scotland Yard an der Sache beteiligt ist und die dortigen Unterlagen an Interpol weitergegeben werden.«
    Kaum ein Stuhl knarrt nach der Explosion. Kein Protest, kein verblüfftes Stöhnen. Nur Ghitas rätselhafte Augen sind endlich auf ihn gerichtet, voller Bewunderung oder voller Hass.
    »Ich weiß, das ist ein schwerer Schock für Sie alle, besonders für diejenigen unter Ihnen, die Arnold gekannt und geschätzt haben. Wenn Sie Ihren Partnern einen Wink geben wollen, erteile ich Ihnen hiermit die Genehmigung, nach eigenem Ermessen zu verfahren.« Er dachte kurz an Gloria, die Bluhm bis zum Eintreffen der Nachricht von Tessas Tod als Emporkömmling und Gigolo geschmäht hatte, sich jetzt aber unerklärlicherweise Sorgen um sein Wohlergehen machte. »Ich kann nicht so tun, als wäre ich darüber begeistert«, gestand Woodrow und wandelte sich zum spröden Meister der Untertreibung. »Die Presse wird natürlich die üblichen seichten Motive präsentieren. Man wird immer wieder das Verhältnis zwischen Tessa und Bluhm durchhecheln. Und falls man ihn jemals zu fassen bekommt, wird man viel Lärm um seinen Prozess veranstalten. Jedenfalls könnte die Nachricht vom Standpunkt unserer Gesandtschaft aus kaum schlimmer sein. Zur Zeit liegen mir noch keine Informationen über die Güte des Beweismaterials vor. Angeblich ist es hieb- und stichfest, aber das müssen sie ja wohl sagen, oder?« Humor mit einer Prise Härte. »Fragen?«
    Offenbar keine. Anscheinend hatte die Neuigkeit allen den Wind aus den Segeln genommen. Sogar Mildren, der schon am Abend zuvor davon erfahren hatte, fiel nichts Besseres ein, als sich an der Nasenspitze zu kratzen.
    »Meine zweite Neuigkeit steht in einem gewissen Zusammenhang mit der ersten, ist aber wesentlich heikler. Partner werden nicht ohne meine vorherige Zustimmung informiert. Die rangniederen Mitarbeiter werden, falls notwendig, selektiv und nach strenger Prüfung jedes Einzelfalles informiert. Und zwar von mir persönlich oder vom Hochkommissar, wenn und falls er zurückkommt. Nicht von Ihnen, bitte. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Das hatte er. Diesmal nickten die Anwesenden erwartungsvoll, statt ihn nur wie Kühe anzuglotzen. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, Ghita hatte ihre erst gar nicht von ihm abgewendet. Mein Gott , wenn sie nun wirklich in mich verknallt ist? Wie soll ich da je wieder rauskommen? Er dachte den Gedanken zu Ende. Natürlich ! Deswegen biedert sie sich so bei Gloria an ! Erst war sie hinter Justin her , und jetzt ist sie hinter mir her ! Sie hat’s auf Ehepaare abgesehen , fühlt sich nur sicher , wenn sie auch die Frau auf ihrer Seite hat ! Er straffte sich und fand wieder in die Rolle des unerschrockenen Nachrichtenüberbringers zurück.
    »Ich habe Ihnen zu meinem außerordentlichen Bedauern mitzuteilen, dass unser ehemaliger Kollege Justin Quayle spurlos verschwunden ist. Sie

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