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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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habe ihn daran erinnert, dass alles möglich ist, solange die grundlegenden wissenschaftlichen Daten noch nicht zusammengetragen sind, auch wenn wir uns Mühe geben, dem abzuhelfen. Er fuhr mich in ein Dorf und zeigte mir eine Frau, die nicht mehr aufstehen konnte. Sie hatte furchtbare Kopfschmerzen. Sie lag im Sterben. Er fuhr mich in ein anderes Dorf, zu einer Frau, die ihre Augen nicht mehr fokussieren konnte. Wenn sie aus ihrer Hütte trat, wurde alles um sie herum dunkel. Er berichtete mir von anderen Fällen. Die behandelnden Ärzte wollten oder konnten nicht offen mit uns reden. Sie hatten zu große Angst. ThreeBees bestraft jede Art von Kritik, sagt Markus. Auch er hatte Angst. Angst vor ThreeBees, Angst vor KVH, Angst um die kranken Frauen, Angst vor Gott. ›Was soll ich machen, Lara, was soll ich nur machen?‹ Er hat mit der Kovacs in Basel gesprochen. Sie meinte, er sei ein Idiot, jetzt in Panik zu geraten. Das sind nicht die Nebenwirkungen von Dypraxa, sagte sie, das sind die Auswirkungen einer ungünstigen Kombination mit irgendeinem anderen Medikament. Das ist typisch für die Kovacs; sie ist mit einem reichen serbischen Gangster verheiratet und verbringt mehr Zeit in der Oper als im Labor.«
    »Und was sollte Lorbeer nun machen?«
    »Ich habe ihm die Wahrheit gesagt. Was er in Afrika beobachtet hat, habe ich in meiner Klinik in Saskatchewan auch beobachtet. ›Markus, das sind dieselben Nebenwirkungen, die ich in meinem Bericht an Vancouver dokumentiere, und zwar auf der Basis von objektiven klinischen Tests an sechshundert Patienten.‹ Aber er jammert immer noch. ›Was soll ich tun, Lara, was soll ich tun?‹ ›Markus‹, sage ich, ›du musst mutig sein, du musst von dir aus tun, was die Konzerne von sich aus kollektiv verweigern, du musst das Medikament vom Markt nehmen, bis die Tests vollständig abgeschlossen sind.‹ Er hat geweint. Es war die letzte Nacht, die wir als Liebende zusammen verbracht haben. Ich habe auch geweint.«
    ***
    Justin fühlte sich von einem wilden Instinkt gepackt, von einem tief sitzenden Unwillen, den er nicht deuten konnte. Nahm er es dieser Frau übel, dass sie überlebt hatte? Ärgerte es ihn, dass sie mit Tessas erklärtem Verräter geschlafen hatte und selbst jetzt noch zärtliche Worte für ihn fand? Stieß er sich daran, dass sie schön und lebendig und von sich eingenommen vor ihm sitzen konnte, während Tessa tot war und neben ihrem Sohn begraben lag? Kränkte es ihn, dass Lara so wenig an Tessa und so viel an sich selbst zu denken schien?
    »Hat Lorbeer jemals mit Ihnen über Tessa gesprochen?«
    »Nicht, als ich ihn besucht habe.«
    »Aber?«
    »Er hat mir geschrieben, es gebe da eine Frau, die Frau eines britischen Diplomaten, die ThreeBees wegen Dypraxa unter Druck setze, mit Briefen und unwillkommenen Besuchen. Unterstützt werde sie von einem Arzt, der für eine der Hilfsorganisationen tätig sei. Den Namen des Arztes hat er nicht erwähnt.«
    »Wann hat er Ihnen das geschrieben?«
    »Zu meinem Geburtstag. Markus denkt immer an meinen Geburtstag. Er hat mir zum Geburtstag gratuliert und im selben Brief von einer Britin und deren Liebhaber erzählt, einem afrikanischen Arzt.«
    »Hat er angedeutet, was mit den beiden getan werden sollte?«
    »Er hatte Angst um die Frau. Er schrieb, sie sei eine schöne und sehr tragische Gestalt. Ich glaube, er fühlte sich zu ihr hingezogen.«
    Justin hatte plötzlich das seltsame Gefühl, dass Lara auf Tessa eifersüchtig war.
    »Und der Arzt?«
    »Markus bewundert alle Ärzte.«
    »Von wo hat er geschrieben?«
    »Aus Kapstadt. Er hat die Aktivitäten von ThreeBees in Südafrika untersucht und heimliche Vergleiche mit seinen Erfahrungen in Kenia angestellt. Er hatte großen Respekt vor Ihrer Frau. Mut ist etwas, das Markus nicht so leicht aufbringen kann. Das muss er noch lernen.«
    »Hat er gesagt, wo er sie kennen gelernt hat?«
    »In dem Krankenhaus in Nairobi. Sie hatte ihn herausgefordert. Das war ihm unangenehm.«
    »Warum?«
    »Er war verpflichtet, sie zu ignorieren. Und Markus glaubt, wenn er jemanden ignoriert, ist diese Person unglücklich, besonders wenn es sich dabei um eine Frau handelt.«
    »Trotzdem hat er es fertig gebracht, sie zu verraten.«
    »Markus denkt nicht immer logisch. Er ist Künstler. Wenn er sagt, er habe sie verraten, kann das auch bildlich gemeint sein.«
    »Haben Sie seinen Brief beantwortet?«
    »Wie immer.«
    »Und wohin geschickt?«
    »An ein Postfach in Nairobi.«
    »Hat er eine

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