Der ewige Gaertner
Spezi bei Crédit Suisse um sofortige Auszahlung von fünfundzwanzig Millionen US-Dollar gebeten; am Montag will er dreißig Millionen zurückzahlen. Außerdem drängt KVH auf Begleichung seiner Außenstände. Wenn er nicht zahlen kann, wollen sie ein Auge zudrücken und bloß seine Firma übernehmen.«
Am Fenster tauchten drei benommene Gestalten auf, eine Familie, Flüchtlinge von irgendwo auf dem Weg nach nirgendwo.
»Soll ich die wegjagen, Sir?«, fragte Crick und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
»Auf keinen Fall«, herrschte Donohue ihn an. Er startete den Motor und fuhr langsam los. Crick setzte seinen Bericht fort.
»Er schreit nur noch rum. Könnte einem fast Leid tun. KVH will gar nicht sein Geld. Die wollen seine Firma, das haben wir alle gewusst, nur er nicht. Ich hab keine Ahnung, wo das enden wird.«
»Tut mir Leid, das zu hören, Doug. Ich dachte immer, Sie und Kenny seien ein Herz und eine Seele.«
»Das habe ich auch gedacht, Sir. Es hat lange gedauert, bis ich an diesen Punkt gekommen bin. Es ist eigentlich nicht meine Art, ein doppeltes Spiel zu treiben.«
Ein paar verstoßene Gazellenböcke waren an den Straßenrand gekommen und sahen ihnen nach.
»Was wollen Sie, Doug?«
»Ich möchte wissen, ob es irgendwelche inoffiziellen Aufträge zu erledigen gibt, Sir. Ob ich irgendwen für Sie besuchen oder überwachen soll. Ob Sie irgendwelche besonderen Papiere brauchen.« Donohue wartete, wenig beeindruckt. »Und ich habe einen Freund. Noch aus Irland. Lebt in Harare, aber das wäre nichts für mich.«
»Was ist mit ihm?«
»Man ist an ihn herangetreten. Er ist so eine Art Söldner.«
»Herangetreten? Mit welchem Auftrag?«
»Gewisse Europäer, Freunde von Freunden von ihm, sind an ihn herangetreten. Haben ihm einen Haufen Geld geboten. Dafür sollte er nach Turkana rauffahren und eine weiße Frau und ihren schwarzen Freund zum Schweigen bringen. Und zwar am liebsten vorgestern. Es kann sofort losgehen, hieß es, der Wagen wartet schon.«
Donohue fuhr auf den Randstreifen und hielt an. »Wann?«, fragte er.
»Zwei Tage vor Tessa Quayles Ermordung.«
»Hat er sich darauf eingelassen?«
»Selbstverständlich nicht, Sir.«
»Warum?«
»Weil er nicht einer von der Sorte ist. Außerdem rührt er keine Frauen an. Er war in Ruanda, er war im Kongo. Er wird niemals mehr eine Frau anrühren.«
»Und was hat er getan?«
»Er hat ihnen geraten, mit gewissen Leuten zu reden, die er kennt und die nicht so wählerisch sind.«
»Zum Beispiel?«
»Das sagt er mir nicht, Mr Donohue. Und selbst wenn er’s sagen wollte, ich würde es mir nicht anhören. Es gibt Dinge, die sollte man lieber nicht wissen. Zu gefährlich.«
»Klingt nicht sehr viel versprechend.«
»Nun, er ist bereit, einige allgemeinere Angaben zu machen, falls Sie verstehen, was ich meine.«
»Nein, verstehe ich nicht. Ich kaufe Namen, Daten und Orte. Zum Festpreis. Zahlung in bar. Keine allgemeinen Angaben.«
»Ich glaube, Sir, wenn man seine komische Ausdrucksweise mal weglässt, meint er eigentlich: Wollen Sie Informationen darüber kaufen, was mit Dr. Bluhm passiert ist, einschließlich geographischer Details? Er hat, nur um sich mal als Schriftsteller zu betätigen, einen Bericht über die Ereignisse am Turkanasee verfasst, soweit sie den Doktor betreffen, basierend auf dem, was seine Freunde ihm erzählt haben. Nur für Ihren persönlichen Gebrauch, vorausgesetzt, der Preis stimmt.«
Wieder hatte eine Schar nächtlicher Wanderer das Auto umstellt, angeführt von einem alten Mann, der einen breitkrempigen Damenhut mit Schleife trug.
»Klingt reichlich faul«, sagte Donohue.
»Das sehe ich aber anders, Sir. Könnte mir denken, dass das eine ganz heiße Spur ist. Ich weiß, dass es das ist.«
Donohue überlief ein Frösteln. Er weiß es? Ja, wie denn? Oder ist etwa Doug Crick dieser Freund aus Irland?
»Wo? Wo ist der Bericht, den er geschrieben hat?«
»Liegt bereit, Sir. Um es mal so auszudrücken.«
»Ich bin morgen Mittag für zwanzig Minuten im Serena Hotel, an der Bar am Pool.«
»Er denkt an fünfzigtausend, Mr Donohue.«
»Ich sage Ihnen, woran er denken kann, wenn ich’s gesehen habe.«
Donohue fuhr eine Stunde lang Slalom um riesige Schlaglöcher, praktisch ohne einmal abzubremsen. Ein Schakal sprang in Richtung Wildpark durch sein Scheinwerferlicht. Ein paar Frauen von einer Blumenfarm wollten sich von ihm mitnehmen lassen, aber er hielt nicht an. Selbst als er an seinem eigenen Haus
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