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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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an dem Abend nur sehr wenig auszusetzen gehabt, allerdings fand sie, Elena hätte sich in ihrem Alter doch wirklich ein wenig bedeckter zeigen können, statt ihren Busen dermaßen übertrieben zur Schau zu stellen, und außerdem hätte der brasilianische Botschafter ihr beim Samba ja nicht unbedingt die Hand auf den Hintern legen müssen, auch wenn Sandy meinte, das sei bei Lateinamerikanern nun mal so üblich.
    Jedenfalls kam es wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als sie am Morgen nach dieser Tanzparty – auf der ihr, um es noch einmal zu wiederholen, nichts Unziemliches aufgefallen war, und sie hielt sich für eine überaus aufmerksame Frau –, als sie also bei einer Tasse Kaffee im Muthaiga die Veranstaltung noch einmal Revue passieren ließen und Elena plötzlich meinte – vollkommen beiläufig, als wäre es gewöhnlicher Tratsch und nicht eine absolute Granate , die Glorias ganzes Leben erschütterte – Sandy habe sich dermaßen massiv an Ghita Pearson rangemacht – so Elena wörtlich – dass die wegen angeblicher Kopfschmerzen schon früh nach Hause gegangen sei, was Elena reichlich öde fand, denn wenn das jeder täte, bräuchte man sich ja gar nicht erst die Mühe zu machen, eine Party zu geben.
    Im ersten Moment war Gloria sprachlos. Dann weigerte sie sich schlichtweg, auch nur ein Wort davon zu glauben. Ranmachen , wie meinst du das, Elena? Wie hat er sich an sie rangemacht? Beschreib mir das etwas genauer, bitte. Ich glaube, ich bin ziemlich durcheinander. Nein, alles in Ordnung, wirklich, erzähl nur weiter, bitte. Jetzt hast du damit angefangen, jetzt will ich auch alles wissen.
    Erst mal hat er sie betatscht, erklärte Elena absichtlich grob, beflügelt von dem, was sie für Glorias Prüderie hielt. Ihr an die Titten gegrabscht. Sich an ihr gerieben. Was glaubst du denn, was ein Mann tut, wenn er scharf auf eine Frau ist? Du bist wahrscheinlich die Einzige in der Stadt, die nicht weiß, dass Sandy der größte Weiberheld unserer ganzen Gemeinde ist. Denk nur mal daran, wie er all die Monate mit raushängender Zunge um Tessa rumgeschlichen ist, sogar noch, als sie im achten Monat schwanger war!
    Die Erwähnung von Tessas Namen gab Gloria den Rest. Sie hatte lange Zeit hingenommen, dass Sandy ein bisschen in Tessa verknallt war, aber natürlich war er viel zu rechtschaffen gewesen, um seine Gefühle mit sich durchgehen zu lassen. Ziemlich verschämt hatte sie Ghita einmal danach gefragt und zu ihrer Erleichterung so gut wie nichts erfahren. Jetzt hatte Elena die Wunde nicht nur wieder aufgerissen, sondern auch noch Salz hineingestreut. Ungläubig, verblüfft, gedemütigt und außer sich vor Wut stürmte Gloria nach Hause, schickte die Bediensteten fort, setzte die Jungen an ihre Hausaufgaben, verschloss die Hausbar und wartete finster auf Sandys Rückkehr. Gegen acht Uhr kam er dann endlich, berief sich wie üblich auf die viele Arbeit, war aber, soweit sie das in ihrem geladenen Zustand erkennen konnte, noch einigermaßen nüchtern. Da sie nicht von den Jungen belauscht werden wollte, packte sie ihn am Arm und schob ihn die Treppe ins Untergeschoss hinunter.
    »Was zum Teufel ist denn mit dir los?«, beschwerte er sich. »Ich brauche einen Scotch.«
    »Was mit mir los ist? Du bist mit mir los, Sandy«, gab Gloria wutschnaubend zurück. »Und bitte keine Ausreden. Kein Diplomatengeschwätz, ja? Keine Floskeln und Phrasen. Wir sind beide erwachsen. Hast du eine Affäre mit Tessa Quayle gehabt? Ja oder nein? Ich warne dich, Sandy. Ich kenne dich sehr gut. Ich merke sofort , wenn du lügst.«
    »Nein«, sagte Woodrow schlicht. »Hatte ich nicht. Sonst noch Fragen?«
    »Warst du in sie verliebt?«
    »Nein.«
    Stoisch, wenn unter Beschuss, wie sein Vater. Er zuckte mit keiner Wimper. Sandy, wie er ihr am besten gefiel, wenn sie ehrlich war. Ein Mann, bei dem man wusste, woran man war. Mit Elena rede ich kein Wort mehr.
    »Hast du versucht, dich an Ghita Pearson ranzumachen, als du auf Elenas Party mit ihr getanzt hast? Ja oder nein?«
    »Nein.«
    »Elena behauptet das aber.«
    »Dann redet sie dummes Zeug. Sonst noch was?«
    »Sie sagt, Ghita ist weinend weggelaufen, weil du sie betatscht hast.«
    »Dann ist diese dumme Kuh Elena wahrscheinlich sauer, weil ich sie nicht betatscht habe.«
    Mit so direkten, unzweideutigen, fast unbekümmerten Antworten hatte Gloria nicht gerechnet. Die »dumme Kuh« hätte sie lieber nicht gehört, zumal sie Philip gerade das Taschengeld gestrichen hatte, weil er den

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