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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Beste – würde alle Probleme lösen –, wenn dieser Bericht nie angekommen wäre. In der Post verloren gegangen. Geht das?«
    »Sie reden jetzt von Ihrer Seite, Bernard. Ich kann für Ihre Seite nicht sprechen. Wenn Sie nichts bekommen haben, ist das Ihre Sache. Aber ich habe es abgeschickt. Das ist nun mal so.«
    »Angenommen, Sie hätten es nicht abgeschickt. Angenommen, das alles wäre niemals geschehen. Nichts geschrieben, nichts abgeschickt? Wäre das auf Ihrer Seite machbar?« Die Stimme absolut selbstzufrieden.
    »Nein. Ausgeschlossen. Ganz und gar nicht machbar, Bernard.«
    »Warum?« Interessiert, aber nicht im Geringsten besorgt.
    »Ich habe Ihnen den Bericht per Diplomatenpost geschickt. Das steht in den Akten. An Sie persönlich. Schriftlich vermerkt. Der britische Kurierdienst hat den Empfang bestätigt. Ich habe« – er wollte sagen, »Scotland Yard«, fing sich aber noch rechtzeitig –, »ich habe den Leuten, die uns hier aufgesucht haben, davon erzählt. Ich war dazu gezwungen. Die wussten schon Bescheid, bevor sie mit mir gesprochen haben.« Seine Angst machte ihn wütend. »Ich habe Ihnen doch mitgeteilt , dass ich es denen gesagt habe! Ich habe Sie gewarnt ! Bernard, läuft da irgendwas schief? Sie machen mich offen gestanden ein bisschen nervös. Ich würde lieber von Ihnen hören, dass die ganze Sache friedlich begraben worden ist.«
    »Keine Sorge, mein Freund. Ganz ruhig. So was passiert nun mal ab und zu. Ein wenig Zahnpasta quillt aus der Tube, also schiebt man sie wieder rein. Jeder denkt, das geht nicht. Geschieht aber täglich. Was macht die Frau?«
    »Gloria geht’s gut.«
    »Die Kinderchen?«
    »Auch gut.«
    »Grüßen Sie alle von uns.«
    »Jedenfalls habe ich beschlossen, dass das eine supertolle Tanzparty werden soll«, erklärte Gloria begeistert.
    »Oh gut, ausgezeichnet«, sagte Woodrow, und um Zeit zu gewinnen und den Anschluss an ihr Gespräch wieder zu finden, nahm er erst einmal die Pillen, die sie ihn jeden Morgen schlucken ließ: drei Haferkleie-Tabletten, eine Lebertran­kapsel und eine halbe Aspirin.
    »Ich weiß, du tanzt nicht gern, aber dafür kannst du nichts, daran ist deine Mutter schuld«, fuhr Gloria zuckersüß fort. »Und von Elena lasse ich mir nicht reinreden – wenn ich an das schäbige kleine Fest denke, das sie neulich veranstaltet hat. Ich werde ihr lediglich Bescheid sagen.«
    »Aha. Gut. Ihr zwei habt euch also wieder vertragen? Das habe ich gar nicht mitbekommen. Gratuliere.«
    Gloria biss sich auf die Lippe. Die Erinnerung an Elenas Party hatte sie deprimiert, aber nur vorübergehend. »Ich habe Freunde , Sandy«, sagte sie ein wenig kläglich. »Und um ehrlich zu sein, die brauche ich auch. Ich fühle mich ziemlich einsam, wenn ich so den ganzen Tag auf dich warten muss. Freunde lachen und plaudern miteinander und helfen sich gegenseitig. Und manchmal zerstreiten sie sich. Aber dann kommen sie wieder zusammen. So ist das bei Freunden. Ich wünschte nur, du hättest auch so jemanden.«
    »Aber ich habe doch dich, mein Schatz«, sagte Woodrow ritterlich und nahm sie zum Abschied in die Arme.
    ***
    Gloria machte sich mit demselben tatkräftigen Eifer ans Werk, den sie schon bei Tessas Beerdigung an den Tag gelegt hatte. Sie rief andere Diplomatenfrauen und Bedienstete, die zu jung waren, um ihr zu widersprechen, zu einer Vorbereitungsgruppe zusammen. Als erste natürlich Ghita, die ihr besonders am Herzen lag, weil sie, ohne es zu wissen, die Ursache für den Streit zwischen Elena und ihr selbst gewesen war und auch für die schreckliche Szene, die sich am nächsten Tag abgespielt hatte. Die Erinnerung daran würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen.
    Elena hatte ihre Party gegeben, und die Sache war, das musste selbst Gloria zugeben, in gewisser Weise ein Erfolg gewesen. Sandy, das war allgemein bekannt, fand es am besten, wenn Paare auf Partys nicht aneinander klebten, sondern mal mit diesem, mal mit jenem plauderten. Auf Partys, pflegte er zu sagen, kämen seine diplomatischen Fähigkeiten besonders gut zur Geltung. Bei seinem Charme konnte das auch gar nicht anders sein. Jedenfalls hatten Gloria und Sandy den ganzen Abend über kaum ein Wort gewechselt, sich nur gelegentlich quer durch den Raum ein Hallo zugerufen oder einander auf der Tanzfläche zugewinkt. Das war vollkommen normal, auch wenn Gloria schon gern einmal mit ihm getanzt hätte, wenigstens einen Foxtrott – dabei kam er zumindest nicht aus dem Takt. Darüber hinaus hatte Gloria

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