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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Und mit diesen zwei Männern, die um dich herumscharwenzeln, siehst du verdammt noch mal viel glücklicher aus als mit mir !
    Draußen am Tisch war Justin gerade auf einer in fremdem Besitz befindlichen Straße gelandet und musste ein ganzes Bündel Geldscheine herausrücken, während Gloria und die Jungen vor Freude johlten und Donohue schimpfte, dies sei ja wohl auch höchste Zeit. Justin hatte seinen blöden Strohhut auf, der ihm, wie alles, was er trug, ganz ausgezeichnet stand. Woodrow füllte Wasser in den Kessel und stellte ihn auf den Gasherd. Ich werde ihnen Tee rausbringen, dann wissen sie, dass ich wieder da bin – vorausgesetzt, sie sind nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Kurz entschlossen besann er sich eines Besseren, trat forsch in den Garten hinaus und marschierte geradewegs auf den Tisch zu.
    »Justin, tut mir Leid, dazwischenzufunken. Ob wir uns mal kurz unterhalten könnten?« Und zu den anderen – meine eigene Familie starrt mich an, als hätte ich das Hausmädchen vergewaltigt: »Wollte nicht euer Spiel stören, Leute. Dauert nur ein paar Minuten. Wer gewinnt?«
    »Niemand«, sagte Gloria spitz, während Donohue sein ungehobeltes Grinsen zeigte.
    Die beiden Männer standen in Justins Zelle. Woodrow hätte den Garten vorgezogen, wenn er nicht besetzt gewesen wäre. So aber standen sie sich in dem trostlosen Schlafraum gegenüber, und hinter dem Gitter lag Tessas Gladstone-Tasche – die Gladstone-Tasche von Tessas Vater . Mein Weinkeller. Sein Scheißschlüssel. Die Tasche ihres berühmten Vaters. Woodrow stellte erschrocken fest, dass seine Umgebung sich veränderte, als er zu sprechen anhob. Statt des eisernen Bettgestells sah er plötzlich den Intarsientisch vor sich, den Tessas Mutter so geliebt hatte. Und dahinter den steinernen Kamin mit Einladungen obendrauf. Und auf der anderen Seite, dort wo die imitierten Holzbalken zusammenzulaufen schienen, tauchte Tessas nackte Silhouette vor der Verandatür auf. Er zwang sich zurück in die Gegenwart, und die Täuschung verschwand.
    »Justin.«
    »Ja, Sandy.«
    Doch zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit wich er der beabsichtigten Konfrontation aus. »Eine der örtlichen Flugschriften hat eine Art liber amicorum über Tessa veröffentlicht.«
    »Wie nett von ihnen.«
    »Darin steht eine Menge unzweideutiges Zeug über Bluhm. Die Andeutung, er persönlich habe ihr geholfen, das Kind zur Welt zu bringen. Und die nicht sehr diskret formulierte Folgerung, das Baby könne auch von ihm sein. Tut mir Leid.«
    »Sie meinen Garth.«
    »Ja.«
    Justins Stimme war angespannt und klang für Woodrow ebenso unnatürlich hoch wie seine eigene. »Ja, na schön, dieser Schluss ist in den vergangenen Monaten hin und wieder gezogen worden, Sandy, und bei dem derzeitigen Klima werden wir sicher mehr dergleichen zu hören bekommen.«
    Obwohl Woodrow ihm die Gelegenheit dazu gab, deutete Justin mit keinem Wort an, dass die Schlussfolgerung falsch war. Wodurch sich Woodrow genötigt sah nachzuhaken, getrieben von einer schuldbewussten inneren Macht.
    »Es wird außerdem behauptet, dass Bluhm so weit ging, ein Feldbett mit ins Krankenhaus zu bringen, damit er neben ihr schlafen konnte.«
    »Wir haben es uns geteilt.«
    »Wie bitte?«
    »Manchmal hat Arnold darauf geschlafen, manchmal ich. Wir haben uns abgewechselt, je nachdem, wie es mit unserer Arbeitszeit zu vereinbaren war.«
    »Dann macht es Ihnen also nichts aus?«
    »Was denn?«
    »Dass man so über sie redet, dass er sich so intensiv um sie gekümmert hat – mit Ihrem Einverständnis offenbar –, während sie eigentlich als Ihre Frau hier in Nairobi war.«
    » Eigentlich? Sie war meine Frau, verdammt noch mal!«
    Woodrow hatte mit Justins Wut ebenso wenig gerechnet wie zuvor mit Coleridges Reaktion. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, seine eigene Wut zu zügeln. Er hatte seine Stimme gedämpft, und in der Küche war es ihm vorhin gelungen, etwas von der Anspannung abzuschütteln. Justins Ausbruch kam für ihn wie aus heiterem Himmel und verblüffte ihn. Er hatte Zerknirschung erwartet und, wenn er ehrlich war, Beschämung, aber nicht bewaffneten Widerstand.
    »Was genau wollen Sie eigentlich von mir wissen?«, fragte Justin. »Ich glaube, ich verstehe nicht recht.«
    »Ich muss es wissen, Justin. Das ist alles.«
    »Was? Ob ich meine Frau überwacht habe?«
    Woodrow verlegte sich aufs Bitten und trat gleichzeitig den Rückzug an. »Sehen Sie, Justin – ich meine, sehen Sie’s von meiner

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