Der ewige Gaertner
Warte – nur für einen Moment, okay? Die ganze Weltpresse wird sich darauf stürzen. Ich habe ein Recht, es zu wissen.«
»Was zu wissen?«
»Ob Tessa und Bluhm sonst noch was angestellt haben, das Schlagzeilen machen wird – morgen oder in den nächsten sechs Wochen«, schloss er mit einer Spur Selbstmitleid.
»Was sollte das sein?«
»Bluhm war ihr Guru. Na ja, stimmt doch? Was immer er sonst noch war.«
»So?«
»Sie hatten gemeinsame Anliegen. Sie haben Missstände aufgedeckt. Menschenrechtsgeschichten. Bluhm hatte doch so eine Art Überwachungsfunktion – richtig? Oder seine Arbeitgeber jedenfalls. Und Tessa –«, er verlor den Faden, und Justin schaute ihm dabei zu. »Sie hat ihm geholfen. Völlig nachvollziehbar. Unter den gegebenen Umständen. Hat ihren Anwaltsverstand eingebracht.«
»Könnten Sie mir freundlicherweise sagen, worauf Sie hinauswollen?«
»Ihre Unterlagen. Das ist alles. Was in ihrem Besitz war. Die Sachen, die Sie sich letztens geholt haben. Wir beide.«
»Was ist damit?«
Woodrow riss sich zusammen: Ich bin dein Vorgesetzter, verdammt noch mal, nicht irgendein hergelaufener Bittsteller. Wollen doch mal sehen, wer hier wem was zu sagen hat.
»Ich brauche Ihre Zusicherung – dass alle Unterlagen, die sie in diesen Angelegenheiten gesammelt hat – in ihrer Eigenschaft als Ihre Frau hier – mit diplomatischem Status – quasi als Vertreterin Ihrer Majestät – dem Ministerium übergeben werden. Nur unter dieser Bedingung habe ich Sie am Dienstag zu Ihrem Haus gebracht, sonst wären wir doch nicht hingefahren.«
Justin hatte sich nicht gerührt. Nicht ein Finger, nicht ein Augenlid zuckte, als Woodrow sich den Vorgang mit dieser Lüge nachträglich zurechtbog. Den Rücken zum Licht, verharrte er regungslos wie damals Tessas nackte Silhouette.
»Die andere Zusicherung, die ich Ihnen abverlangen muss, versteht sich von selbst«, fuhr Woodrow fort.
»Welche andere Zusicherung?«
»Ihre eigene Verschwiegenheit in der Angelegenheit. Was immer Sie von Tessas Aktivitäten wissen – ihrer agitatorischen Arbeit – ihrer so genannten Entwicklungshilfe, die außer Kontrolle geraten ist.«
»Wessen Kontrolle?«
»Ich meine lediglich, dass Sie, wo immer Ihre Frau in offizielle Gefilde vorgedrungen ist, an die Regeln der Vertraulichkeit gebunden sind wie wir alle. Der Befehl kommt von ganz oben, fürchte ich.« Er versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen, aber keiner der beiden lächelte. »Befehl von Pellegrin.«
Und Sie sind guten Mutes , Sandy? Auch wenn die Zeiten hart sind und Tessas Ehemann bei Ihnen im Gästezimmer hockt?
Justin machte endlich den Mund auf. »Danke, Sandy. Ich weiß sehr wohl zu würdigen, was Sie alles für mich getan haben. Ich bin dankbar, dass Sie mir ermöglicht haben, mein eigenes Haus aufzusuchen. Aber jetzt muss ich die Miete am Piccadilly kassieren, wo ich ein Hotel besitze, das mir viel einbringt.«
Worauf er zu Woodrows Verblüffung in den Garten zurückkehrte, sich neben Donohue setzte und das Monopoly-Spiel dort wieder aufnahm, wo es unterbrochen worden war.
VIERTES KAPITEL
D ie von der britischen Polizei waren richtige Lämmer. Das sagte jedenfalls Gloria, und falls Woodrow anderer Ansicht war, ließ er es sich nicht anmerken. Doch selbst Porter Coleridge, dessen Beschreibung seiner Begegnung mit ihnen freilich recht knapp ausfiel, erklärte sie für »überraschend zivilisiert, wenn man bedenkt, was für Arschlöcher es sind«. Und das Netteste an ihnen – so Glorias Bericht an El von ihrem Schlafzimmer aus, nachdem sie am zweiten Tag von Justins Befragung die Beamten ins Esszimmer geführt hatte –, das Netteste überhaupt war, El, dass man wirklich das Gefühl hatte, sie wollten helfen , und nicht den armen, lieben Justin noch mehr quälen oder in Verlegenheit bringen. Rob, der junge Mann, war richtig süß – na, also wirklich , El, der kann keinen Tag älter als fünfundzwanzig sein! Hat ein bisschen was von einem Schauspieler, aber einer von der bescheidenen Sorte. Jedenfalls kann er die blauen Jungs von der Nairobier Polizei, mit denen sie zusammenarbeiten müssen, unglaublich gut nachmachen. Und Lesley – eine Frau , Darling, wohlgemerkt, was uns alle überrascht hat und zeigt, wie wenig wir heute von dem wirklichen England wissen –, also ihre Kleidung war vielleicht aus der letzten Saison, aber davon abgesehen, tja, mal ganz ehrlich, du wärst nie drauf gekommen, dass sie nicht unsere Art Erziehung genossen hat. Nicht
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