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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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wurde aufgerissen.
    »Alles in Ordnung, Mädchen?«, fragte Woodrow fröhlich und ließ sich neben sie plumpsen. »Waren sie nicht großartig, Justin? So einfühlsam und so professionell.«
    Untersteh dich, mich Mädchen zu nennen, herrschte sie ihn wütend an – aber nur bei sich.
    * **
    Beim Betreten der St. Andrew’s Church nahm Woodrow die Gesamtheit der dort Versammelten in sich auf. Mit einem einzigen Rundumblick erfasste er die bleichen Coleridges und hinter ihnen Donohue mit seiner seltsamen Frau Maud, die verblüht wirkte wie eine ehemalige Revuetänzerin, und neben ihnen Mildren alias Mildred neben einer magersüchtigen Blondine, von der es hieß, sie lebe mit ihm in seiner Wohnung. Die Kampftrinker vom Muthaiga Club – Originalton Tessa – hatten sich zu einem militärischen Block formiert. Auf der anderen Seite des Ganges erkannte er eine Abordnung vom Welternährungsprogramm und eine weitere, die sich vollständig aus Afrikanerinnen zusammensetzte, manche von ihnen mit Hüten, andere in Jeans, aber alle mit demselben finster entschlossenen, kämpferischen Blick, wie er typisch war für Tessas radikale Freunde. Hinter ihnen stand verloren eine Gruppe gallisch wirkender, undefinierbar arrogant erscheinender junger Männer und Frauen, die Frauen mit Kopfbedeckung, die Männer mit offenem Kragen und Dreitagebart. Woodrow kam nach einigem Rätseln zu dem Schluss, dass es sich um Mitglieder von Bluhms belgischer Organisation handeln musste, und dachte böse: Die fragen sich bestimmt, ob sie nicht nächste Woche schon wieder hier sind, wegen Arnold. Neben ihnen hatten sich die illegalen Dienstboten der Quayles aufgereiht: der Hausbursche Mustafa, Esmeralda aus dem Südsudan und der einarmige Ugander, Name unbekannt. Und in der ersten Reihe ragte neben ihrem verschwindend kleinen, griechischen Ehemann die gut gepolsterte, rothaarige Elena höchstselbst auf, Woodrows bête noire , behangen mit dem schwarzen Trauerschmuck ihrer Großmutter.
    »Sag mir, Darling, soll ich den schwarzen Schmuck tragen, oder wäre das zu viel des Guten?«, hatte sie um acht Uhr morgens von Gloria wissen wollen. Und Gloria hatte ihr nicht ohne Hintergedanken geraten, es ruhig zu wagen.
    »Offen gesagt, El, bei anderen könnte das leicht übertrieben wirken. Aber bei deinem Teint, Darling – tu’s einfach.«
    Und kein einziger Polizist, stellte Woodrow befriedigt fest, weder kenianisch noch britisch. Hatte Bernard Pellegrin seinen Zauberstab geschwungen? Wer würde wagen, das laut zu sagen.
    Woodrow schielte noch einmal verstohlen zu Coleridge hinüber; wie bleich und verhärmt er aussah. Woodrow musste an ihr bizarres Gespräch vergangenen Samstag in der Residenz denken und verfluchte Coleridge insgeheim, weil er so unentschlossen und zimperlich war. Sein Blick kehrte zu Tessas Sarg zurück, der feierlich vor dem Altar aufgebahrt war. Justins gelbe Freesien balancierten sicher obenauf. Woodrow traten Tränen in die Augen, doch er schickte sie energisch dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. Die Orgel spielte das Nunc Dimitis, und Gloria sang aus voller Kehle mit. Sie kannte es auswendig. Vom Abendgottesdienst in ihrem Internat, dachte Woodrow. Oder in meinem. Er empfand gegenüber beiden Schulen den gleichen Hass. Sandy und Gloria, unfrei geboren. Der Unterschied ist nur, dass ich es weiß und sie nicht. Herr , nun lassest du deinen Diener in Frieden fahren . Das wünsche ich mir manchmal tatsächlich. Einfach verschwinden zu können und nie mehr zurückzukehren. Aber wo könnte ich Frieden finden? Wieder ruhte sein Blick auf dem Sarg. Ich habe dich geliebt. So spricht es sich viel leichter aus, in der Vergangenheitsform. Ich habe dich geliebt. Ich war der Idiot mit dem Kontrollzwang, der sich selbst nicht unter Kontrolle hatte, wie du mir netterweise einmal erklärt hast. Tja, und jetzt sieh dir an, was sie mit dir gemacht haben. Und warum sie es mit dir gemacht haben.
    Und, nein, den Namen Lorbeer habe ich noch nie gehört. Ich kenne keine langbeinigen ungarischen Schönheiten, die Kovacs heißen, und ich bin nicht bereit, mir noch irgendwelche unbewiesenen, unausgegorenen Theorien anzuhören, die mir wie Kirchenglocken im Kopf dröhnen, und ich habe absolut kein Interesse an den geschmeidigen, olivbraunen Schultern der schillernden Ghita Pearson in ihrem Sari. Ich weiß nur eins, Tessa: Nach dir braucht niemals wieder jemand zu erfahren, was für ein ängstliches Kind im Körper dieses Soldaten wohnt.
    * **
    Um sich

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