Der ewige Gaertner
losriss, ihren Mann mit dem Ellbogen zur Seite schob, die Treppe hinauf in ihr Zimmer rannte und die Tür zuknallte.
»Bisschen überreizt«, erklärte Woodrow grinsend.
»Das sind wir alle«, sagte Justin, ergriff Woodrows Hand und schüttelte sie. »Noch mal danke für alles, Sandy.«
»Wir bleiben in Verbindung.«
»Ja, natürlich.«
»Und Sie sind ganz sicher, dass Sie kein Empfangskommitee haben wollen? Die Jungs sind wild entschlossen, alles richtig zu machen.«
»Ganz sicher, danke. Tessas Anwälte sind auf meine Ankunft vorbereitet.«
Und damit schritt Justin die Stufen zu dem roten Auto hinunter, flankiert von Mustafa, der die Gladstone-Tasche trug, und Livingstone, der den graugrünen Koffer genommen hatte.
»Ich habe für Sie alle bei Mr Woodrow Umschläge hinterlegt«, sagte Justin zu Mustafa, als sie losgefahren waren. »Und den hier übergeben Sie bitte Ghita Pearson persönlich. Sie wissen ja, was ich mit persönlich meine.«
»Sie sind ein guter Mensch und werden es immer bleiben, Mzee«, verkündete Mustafa wie ein Prophet und ließ den Umschlag in den Tiefen seiner Baumwolljacke verschwinden. Doch seiner Stimme war anzuhören, dass er Justin seine Abreise aus Afrika nicht verzeihen konnte.
* **
Der Flughafen, obwohl erst kürzlich generalüberholt, war ein einziges Chaos. Gruppen erschöpfter Touristen standen schwitzend in langen Schlangen, legten sich mit Reiseleitern an und verfrachteten hektisch riesige Rucksäcke auf die Laufbänder der Röntgenapparate. Die Angestellten an den Abfertigungsschaltern brüteten über jedem einzelnen Ticket und murmelten dann endlos in ihre Telefonhörer. Unverständliche Lautsprecherdurchsagen verbreiteten Panik, der Gepäckträger und Polizisten träge zusahen. Aber Woodrow hatte alles organisiert. Justin war kaum aus dem Wagen gestiegen, als ihn auch schon ein Vertreter von British Airways in ein kleines, vor den Blicken der Öffentlichkeit geschütztes Büro komplimentierte.
»Ich möchte, dass meine Freunde mitkommen, bitte«, sagte Justin.
»Kein Problem.«
Während Livingstone und Mustafa sich hinter ihm herumdrückten, händigte man ihm einen Bordpass aus, der auf den Namen Alfred Brown ausgestellt war. Er beobachtete, wie man seinen graugrünen Koffer mit einem entsprechenden Etikett versah.
»Und die Tasche hier nehme ich als Handgepäck mit ins Flugzeug«, erklärte er bestimmt.
Der Mann von British Airways, ein junger, blonder Neuseeländer, hob die Gladstone-Tasche an, als wollte er sie wiegen, und stieß ein übertrieben angestrengtes Keuchen aus. »Das Familiensilber, Sir?«
»Das meiner Gastgeber«, ging Justin auf den Scherz ein, aber seine Miene machte deutlich, dass er in dieser Frage nicht mit sich reden ließ.
»Wenn Sie die tragen können, können wir das auch«, erklärte der blonde Neuseeländer und gab Justin die Tasche zurück. »Ich wünsche einen guten Flug, Mr Brown. Wir helfen Ihnen gern wieder bei der Ankunft, wenn Ihnen das recht ist.«
»Sehr freundlich von Ihnen.«
Justin wandte sich zur letzten Verabschiedung um und ergriff Livingstones Riesenfäuste mit beiden Händen. Mustafa, der solche Szenen nicht ertragen konnte, hatte sich bereits davongemacht, geräuschlos wie immer. Justin betrat, die Gladstone-Tasche fest im Griff, hinter seinem Führer die Ankunftshalle. Dort wurde sein Blick angezogen von einer drallen, riesenhaften Frau undefinierbarer Rasse, die ihn von der Wand herab angrinste. Sie war bestimmt sieben Meter groß, maß an der breitesten Stelle fast zwei Meter – die einzige Reklame in der ganzen Halle. Sie trug die Uniform einer Krankenschwester, auf die an den Schultern je drei goldene Bienen genäht waren. Drei weitere leuchteten von der Brusttasche ihres weißen Kittels, und sie hielt einer bunt gemischten Schar von glücklichen Kindern und Eltern ein Tablett mit pharmazeutischen Leckerbissen hin. Es war für jeden etwas dabei: Flaschen mit goldbrauner Medizin, die eher nach Whisky für den Papa aussah, Pillen mit Schokoüberzug für die Kinderchen, und für die Mama allerlei Mittel zur Schönheitspflege, die mit nackten, sich nach der Sonne reckenden Göttinnen verziert waren. Am oberen und unteren Rand des Plakats verkündeten grellrote Lettern der ganzen Menschheit die frohe Botschaft:
Three Bees
Bienenfleißig im Dienste Afrikas!
Das Plakat fesselte ihn.
Genau wie es Tessa gefesselt hatte.
Während er es anstarrt, hört er von rechts ihre spöttischen Kommentare. Noch
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