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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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gekommen ist –, dass es Tessa überhaupt möglich war, zu so einer Person zu werden. Porter ist auf seine Art ein hervorragender Gesandschaftsleiter gewesen, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sich einen Gutteil der Verantwortung hierfür zuschreiben muss.«
    »Wofür genau?«
    Plötzlich, und völlig überraschend für Justin, hatte sie sich wieder gefangen. Es war, als hätte jemand den Schalter umgelegt. Sie saß still da, die Augen fest auf den Bildschirm gerichtet. Sie hielt die Häkelnadel unbewegt in Bereitschaft und legte sie dann sanft auf den Tisch, als hätte sie bei einem militärischen Begräbnis ihr Gewehr bei Fuß gestellt.
    »Nun ja, Porter«, lenkte sie ein. Dabei hatte Justin ihr keinen Grund gegeben einzulenken.
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Justin.
    »Ich finde es absolut bewundernswert, wie die beiden für dieses arme Kind alles geopfert haben.«
    »Ich auch. Aber was haben sie nun wieder geopfert?«
    Sie schien seine Verwirrung zu teilen. Schien einen Verbündeten in ihm zu suchen, und sei es zu dem einzigen Zweck, Porter Coleridge zu verunglimpfen. »Es ist in diesem Beruf so furchtbar schwer zu entscheiden, Justin, wann man ein Machtwort sprechen muss. Man möchte die Leute ja als Individuen behandeln, man wäre so gern imstande, die persönlichen Umstände jedes Einzelnen zu berücksichtigen.« Falls Justin gedacht hatte, sie wolle ihren Angriff auf Porter etwas relativieren, so sah er sich schwer getäuscht. Alison sammelte lediglich neue Munition. »Aber Porter – machen wir uns nichts vor – war vor Ort und wir nicht. Wir können nicht eingreifen, wenn man uns im Dunkeln lässt. Man darf nicht von uns verlangen, hinterher die Scherben aufzusammeln, wenn man uns vorher nicht informiert hat. Hab ich Recht?«
    »Ich denke schon.«
    »Und wenn Porter zu blauäugig und zu sehr in Anspruch genommen war von seinen schrecklichen familiären Problemen – die keiner von uns bestreitet –, um zu erkennen, was sich da direkt vor seiner Nase entwickelte – die Sache mit Bluhm und so weiter, entschuldigen Sie –, dann hatte er doch in Sandy einen absolut erstklassigen und sehr zuverlässigen Stellvertreter an seiner Seite, der ihm die Sachlage jederzeit und in aller Deutlichkeit darlegen konnte. Was Sandy auch getan hat. Bis zum Überdruss, wie es scheint. Aber ohne Erfolg. Ich meine, es ist völlig klar, dass das Kind – das arme Mädchen – Rosie oder wie sie gleich heißt – Porters gesamte außerdienstliche Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Und dafür ernennt man jemanden nicht unbedingt zum Hochkommissar. Nicht wahr?«
    Justin machte ein mitfühlendes Gesicht, das Verständnis für ihr Dilemma erkennen ließ.
    »Ich will Sie ja nicht bedrängen, Justin. Ich frage Sie nur. Wie ist es möglich – wie war es möglich – vergessen Sie Porter für einen Moment –, dass Ihre Frau sich einer ganzen Reihe von Aktivitäten widmen konnte, ohne dass Sie, nach eigenem Bekunden, davon Kenntnis hatten? Na schön. Sie war eine moderne Frau. Welch ein Glück für sie. Sie hat ihr eigenes Leben gelebt, hatte ihre Bekannten.« Demonstratives Schweigen. »Ich will damit nicht sagen, dass Sie sie an die Leine hätten legen sollen, das wäre sexistisch. Aber ich frage Sie, wie es denn nun wirklich möglich war, dass Sie absolut keine Ahnung hatten von ihren Aktivitäten – ihren Nachforschungen – ihren – wie soll ich es ausdrücken? Am liebsten würde ich Einmischungen sagen.«
    »Wir hatten eine Übereinkunft«, sagte Justin.
    »Aber natürlich. Ihr Leben war ein gleichberechtigtes Nebeneinander. Aber im selben Haus, Justin! Wollen Sie wirklich behaupten, Sie habe Ihnen nichts erzählt, nichts gezeigt, nichts davon mit Ihnen geteilt? Es fällt mir sehr schwer, das zu glauben.«
    »Mir auch«, stimmte Justin zu. »Aber das ist es wohl leider, was passiert, wenn man den Kopf in den Sand steckt.«
    Pick. »Also, haben Sie sich einen Computer geteilt?«
    »Ob ich was habe?«
    »Die Frage ist völlig eindeutig. Haben Sie Tessas Laptop-Computer gemeinsam benutzt, oder hatten Sie auf andere Weise Zugriff darauf? Vielleicht ist es Ihnen ja nicht bekannt, aber sie hat dem Ministerium unter anderem einige brisante Dokumente zukommen lassen. In denen sie gegen gewisse Leute schwerwiegende Anschuldigungen erhoben hat. Ihnen schreckliche Dinge zur Last gelegt hat. Damit hätte sie großen Schaden anrichten können.«
    » Wem hätte denn Schaden entstehen können, Alison?«, fragte

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