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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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allerdings sind ein Trauerfall, und es ist meine schmerzliche Pflicht, Ihnen Gesellschaft zu leisten. Die haben einen schlichten Meursault hier, der ganz passabel ist. Schaffen Sie Ihre Hälfte?« Sein silberner Drehbleistift kreuzte das entsprechende Kästchen an. »Sie sind übrigens entlastet. Kopf aus der Schlinge. Entkommen. Herzlichen Glückwunsch.« Er riss das beschriebene Blatt vom Block ab und beschwerte es mit dem Salzstreuer, damit es nicht wegwehen konnte.
    »Entlastet wovon?«
    »Vom Mordverdacht, was sonst? Sie haben weder Tessa noch ihren Fahrer umgebracht, Sie haben keine Auftragskiller in irgendwelchen Lasterhöhlen angeheuert, und Sie haben auf Ihrem Dachboden auch nicht Bluhm an den Eiern aufgehängt. Sie gehen ohne jeden Fleck auf der Weste aus dem Gerichtssaal. Mit besten Empfehlungen, Ihre Polizei.« Das Bestellformular lag nicht mehr unter dem Salzstreuer. Der Ober musste es weggenommen haben, aber in seinem körperlosen Zustand war Justin das Manöver entgangen. »Was pflanzt man sich denn da unten in Afrika so in den Garten? Hab Celly versprochen, Sie zu fragen.« Celly war die Kurzform für Céline, Pellegrins Furcht einflößende Frau. »Exoten? Sukkulenten? Nicht mein Fall, fürchte ich.«
    »Eigentlich praktisch alles«, hörte Justin sich sagen. »Das Klima in Kenia ist außerordentlich mild. Ich wusste gar nicht, dass ich Flecken auf meiner Weste hätte haben können, Bernard. Es gab wohl so was wie eine Theorie , nehme ich an. Aber das war doch wohl nur eine sehr vage Hypothese.«
    »Hatten alle möglichen Theorien, die Armen. Reichlich entlegene Theorien, im Vertrauen gesagt. Sie müssen irgendwann mal nach Dorchester rauskommen. Mit Celly drüber reden. Am besten ein ganzes Wochenende. Spielen Sie Tennis?«
    »Leider nicht.«
    Sie hatten alle möglichen Theorien, wiederholte er ununterbrochen bei sich. Die Armen . Pellegrin spricht über Rob und Lesley, im selben Ton, wie Landsbury über Porter Coleridge. Dieser Scheißkerl Tom Sowieso solle jetzt Belgrad kriegen, sagte Pellegrin gerade, hauptsächlich, weil der Minister den Anblick seines Gesichts in London nicht mehr ertragen könne, und wer könne das schon? Dick Irgendwer bekomme bei der nächsten Runde seinen Ritter hinterhergeworfen und mit ein bisschen Glück falle er noch die Stufen hoch ins Schatzamt – Gott stehe unserer Wirtschaft bei, kleiner Scherz –, aber klar, der alte Dick sei der New-Labour-Regierung seit fünf Jahren unermüdlich in den Hintern gekrochen. Ansonsten sei alles beim Alten. Der diplomatische Dienst werde weiter von den gleichen Absolventen traditionsloser Universitäten mit blassem Akzent und Marken-Pullovern überlaufen – Justin erinnerte sich an sie aus seiner Zeit vor Afrika –, in zehn Jahren werde »keiner von uns« mehr übrig sein. Der Ober servierte zwei Krabbencocktails. Justin beobachtete ihr Eintreffen wie in Zeitlupe.
    »Aber sie waren halt noch jung, nicht wahr«, sagte Pellegrin nachsichtig, wieder im für ein Requiem angemessenen Ton.
    »Die Neulinge im diplomatischen Corps? Natürlich.«
    »Ihre kleinen Polizisten in Nairobi. Jung und hungrig, die Glücklichen. Wie wir alle mal waren.«
    »Ich fand sie ziemlich gescheit.«
    Pellegrin kaute stirnrunzelnd. »Ist David Quayle irgendwie mit Ihnen verwandt?«
    »Mein Neffe.«
    »Haben ihn letzte Woche eingestellt. Ist erst einundzwanzig, aber wie soll man der Wirtschaft heutzutage sonst ein Schnippchen schlagen? Patenkind von mir hat letzte Woche bei Barclay’s angefangen, kriegt fünfundvierzigtausend im Jahr plus Extras. Dumm wie Bohnenstroh und noch nicht trocken hinter den Ohren.«
    »Schön für David. Ich wusste gar nichts davon.«
    »Mal ehrlich, außerordentliche Entscheidung von Gridley, eine Frau nach Afrika zu schicken. Frank hat mit Diplomaten zu tun gehabt. Kennt sich aus. Wer von denen da unten in Afrika nimmt denn einen weiblichen Polypen ernst? Mois blaue Jungs bestimmt nicht, so viel ist sicher.«
    »Gridley?«, wiederholte Justin, während der Nebel in seinem Kopf sich lichtete. »Doch nicht Frank Arthur Gridley? Der Bursche, der für die Sicherheit der Diplomaten verantwortlich war?«
    »Derselbe, Gott steh uns bei.«
    »Aber das ist eine absolute Null. Ich habe mit ihm zu tun gehabt, als ich in der Protokollabteilung war.« Justin bemerkte selbst, dass seine Lautstärke den im Klub akzeptablen Level überschritt und versuchte sich zusammenzureißen.
    »Nur Stroh im Kopf«, stimmte Pellegrin fröhlich zu.
    »Wie um

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