Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
sind Männer. Wir sind Krieger. Und wir befinden uns im Krieg mit Wesen, die uns vernichten wollen.«
Ich gab keine Antwort, sondern legte ihm nur die Hand auf die Schulter, dann wandte ich mich ab und kehrte in meine einsamen Gemächer zurück.
Über all meinen unangenehmen Gedanken, hatte ich das Mädchen völlig vergessen und erinnerte mich erst wieder an sie, als ich die Wache vor meiner Tür entdeckte.
»Ist die Gefangene in sicherem Gewahrsam?« fragte ich.
»Es gibt keine Möglichkeit zur Flucht«, erwiderte der Wächter, »zumindest nicht für ein menschliches Wesen. Sollte sie allerdings ihre Verbündeten, die Halblinge, herbeirufen .«
»Mit denen werden wir uns befassen, sobald sie auftauchen«, unterbrach ich ihn. Er schloß mir die Tür auf, und ich trat ein.
Es brannte nur eine Lampe, und ich konnte kaum etwas sehen. Ich nahm einen Fidibus von einem Tisch und entzündete eine zweite Lampe.
Das Mädchen lag auf dem Bett. Ihre Augen waren geschlossen, aber auf ihren Wangen glänzten Tränen.
»Also können sie auch weinen wie wir«, dachte ich.
Ich versuchte sie nicht zu stören, aber sie öffnete die Augen, und ich glaubte, Furcht darin zu entdecken, obwohl das nicht leicht zu beurteilen war, denn die Augen wirkten tatsächlich fremd - ohne Pupillen, mit goldenen und blauen Flecken. Als ich diese Augen sah, erinnerte ich mich an das, was Roldero gesagt hatte und begann es zu glauben.
»Wie geht es Euch?« fragte ich etwas unbeholfen.
Ihre Lippen öffneten sich, aber sie sagte nichts.
»Ich habe nicht vor, Euch etwas anzutun«, sagte ich müde. »Ich hätte die Kinder verschont, läge es in meiner Macht. Ich hätte auch die Krieger in der Schlacht geschont. Aber ich habe nur die Macht, Männer zum Töten zu führen. Ich habe nicht die Macht, ihre Leben zu retten.«
Sie runzelte die Stirn.
»Ich bin Erekose«, erklärte ich.
»Erekose?« Das Wort klang wie Musik, wenn sie es sagte. Sie sprach es aus, als wäre es ihr vertrauter als mir selbst.
»Ihr wißt, wer ich bin?«
»Ich weiß, wer Ihr wart.«
»Ich bin wiedergeboren«, sagte ich. »Fragt mich nicht, wie.« »Ihr scheint darüber nicht glücklich zu sein, Erekose.«
Ich zuckte die Schultern.
»Erekose«, sagte sie wieder. Und dann stieß sie ein leises, bitteres Lachen aus.
»Warum lacht Ihr?«
Aber sie wollte nichts mehr sagen. Ich versuchte, mich weiter mit ihr zu unterhalten. Sie schloß die Augen. Ich verließ das Zimmer und legte mich in das Bett im Nebenraum.
Der Wein hatte endlich gewirkt, denn ich schlief verhältnismäßig g ut .
XV
DIE RÜCKKEHR
Am nächsten Morgen stand ich auf, wusch mich, kleidete mich an und klopfte an Ermizhads Tür.
Keine Antwort.
Mit dem Gedanken, daß sie vielleicht geflohen war und Katorn mich sofort verdächtigen würde, ihr geholfen zu haben, riß ich die Tür auf und trat ein.
Sie war nicht geflohen. Sie lag immer noch auf dem Bett, aber jetzt starrte sie mit offenen Augen an die Decke. Diese Augen waren für mich so geheimnisvoll, wie die sternenübersäten Tiefen des Universums.
»Habt Ihr gut geschlafen?« fragte ich.
Sie gab keine Antwort.
»Fühlt Ihr Euch nicht wohl?« war meine nächste ziemlich dumme Frage. Aber ganz offensichtlich hatte sie beschlossen, mich nicht mehr zu beachten. Ich machte noch einen letzten Versuch, und dann ging ich in die große Halle des gemordeten Stadthüters hinunter. Hier wartete Roldero auf mich und auch noch einige andere Offiziere, die alle nicht sehr wohl aussahen, aber König Rigenos und Katorn waren nicht anwesend.
Rolderos Augen zwinkerten. »So, wie Ihr ausseht, dröhnen in Eurem Schädel keine Trommeln?«
Er hatte recht. Es war mir nicht aufgefallen, aber die Unmengen Wein, die ich in der Nacht getrunken hatte, waren ohne Nachwirkung geblieben.
»Ich fühle mich sehr gut«, sagte ich.
»Ah, jetzt glaube ich, daß Ihr ein Unsterblicher seid«, lachte er. »Ich bin nicht so gut davongekommen. König Rigenos und Lord Katorn gleichfalls nicht, so scheint es, ebenso wie einige der anderen, die sich letzte Nacht so ausgezeichnet unterhalten haben.« Er trat näher an mich heran und fügte leise hinzu: »Und ich hoffe, Ihr seid heute besser gestimmt, mein Freund.«
»Ich glaube schon«, erwiderte ich. In Wirklichkeit war ich nicht mehr fähig, überhaupt irgend etwas zu empfinden.
»Gut. Und was ist mit Eurem Schützling? Ist er noch in Sicherheit?«
»In Sicherheit.«
»Sie hat nicht versucht, Euch zu verführen?«
»Im Gegenteil -
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