Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
lächerlichem Ernst. »Natürlich. Arjavhs Schwester.«
»Und die Folgerung, mein König? Wir sollten sie gefangenhalten oder nicht? Sie wird eine brauchbare Geisel sein, eh? Ein gutes Tauschobjekt, sollte es notwendig sein.«
»Ah, natürlich, ja. Du hast recht getan, Katorn. Halte sie gefangen.« Der König grinste dümmlich. »Nein, das ist nicht gerecht. Du verdienst es, dich in dieser Nacht ausgiebig zu belustigen. Wer ist nicht begierig darauf, sich zu vergnügen .« Er blickte auf mich. »Erekose - Erekose, der nicht betrunken werden kann. Ich gebe sie in Eure Obhut, Held.«
Ich nickte. »Ich nehme den Auftrag an«, sagte ich. Mir tat das Mädchen leid, welche Verbrechen es auch immer begangen haben mochte.
Katorn betrachtete mich mißtrauisch.
»Macht Euch keine Sorgen, Lord Katorn«, beruhigte ich ihn. »Tut, was der König gesagt hat - amüsiert Euch. Tötet noch ein bißchen. Vergewaltigt noch ein bißchen. Es muß noch genug Spaß übrig sein.«
Katorn zog die Brauen zusammen. Dann erhellte sich sein Gesicht ein wenig.
»Ein paar, vielleicht«, sagte er. »Aber wir waren sorgfältig. Nur sie wird die nächste Sonne noch aufgehen sehen, denke ich.« Er stieß den Daumen in die Richtung seiner Gefangenen, dann gab er seinen Männern ein Zeichen. »Kommt! Die Arbeit wartet!«
Er marschierte hinaus.
Graf Roldero erhob sich langsam und kam auf mich zu, während ich das Mädchen betrachtete.
Der König blickte auf. »Gut. Bewahrt sie vor allem Mißgeschick, Erekose«, meinte er zynisch. »Bewahrt sie vor allem Unbill. Sie ist eine nützliche Figur in unserem Spiel mit Arjavh.«
»Bringt sie zu meinen Räumen im Ostflügel«, trug ich den Wachen auf, »und sorgt dafür, daß sie unbelästigt bleibt und keine Möglichkeit zur Flucht erhält.«
Sie schafften sie fort, und kaum hatte sie die Halle verlassen, versuchte König Rigenos aufzustehen und stürzte krachend zu Boden.
Graf Roldero erlaubte sich ein schmales Grinsen. »Unser Herr ist nicht er selbst«, sagte er. »Aber Katorn hat recht! Diese Hure wird uns nützlich sein.«
»Ich begreife ihren Nutzen als Geisel«, meinte ich. »Aber ich verstehe nicht diese Andeutung auf die Geisterwelten. Ich habe schon einmal davon sprechen gehört. Was ist das, Roldero?«
»Die Geisterwelten? Nun, wir alle wissen davon. Ich hätte gedacht, daß Ihr auch Bescheid wüßtet. Aber wir sprechen nicht oft darüber.«
»Warum nicht?«
»Die Menschheit fürchtet Arjavhs Verbündete so sehr, daß sie sie kaum jemals erwähnen, aus Angst, sie durch ihre Worte herbeizurufen. Ihr versteht .«
»Ich verstehe nicht.«
Roldero rieb sich die Nase und hüstelte. »Ich bin nicht abergläubisch, Erekose«, sagte er. »Ebensowenig wie Ihr.«
»Ich weiß. Aber was sind die Geisterwelten?«
Roldero wirkte nervös. »Ich werde es Euch erklären, wenn es mir auch nicht besonders gefällt, es ausgerechnet an diesem verfluchten Ort tun zu müssen. Die Alten wissen besser als wir, was die Geisterwelten sind. Anfangs hatten wir geglaubt, Ihr selbst würdet dort gefangengehalten. Deshalb hat mich Eure Frage vorhin überrascht.«
»Wo befinden sie sich?«
»Die Geisterwelten liegen außerhalb der Erde - außerhalb von Zeit und Raum - und sind mit der Erde nur durch das feinste aller Bande verknüpft.«
Rolderos Stimme sank zu einem Flüstern herab.
»Dort, auf den Geisterwelten, leben die gewaltigen Schlangen, der Schrecken und die Geißel der Acht Dimensionen. Dort leben aber auch Geister und Menschen - solche, die menschenähnlich sind und solche, die keine Ähnlichkeit mit Menschen haben - , solche, die wissen, daß es ihr Schicksal ist, ohne Anfang und Ende zu leben und solche, die sich ihres Geschickes nicht bewußt sind. Und dort leben auch Verwandte der Alten - die Halblinge.«
»Aber was genau sind diese Welten?« fragte ich ungeduldig.
Roldero leckte sich die Lippen. »Es sind die Welten, auf denen die Zauberer der Menschen fremdes Wissen suchen und auf denen sie Helfer finden, die über entsetzliche Macht verfügen und abscheuliche Taten begehen. Man sagt, daß ein Neuling auf diesen Welten dort seinen vor langer Zeit erschlagenen Gefährten begegnen kann, seinen toten Geliebten und seinen verstorbenen Verwandten, aber auch seinen Feinden, deren Tod er verursacht hat. Grausamen Feinden mit großer Macht - oder armseligen Geschöpfen, die Seele und Kraft verloren haben.«
Seine geflüsterten Worte überzeugten mich, vielleicht weil ich so viel getrunken hatte.
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