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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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vorwärts, sie peitschten das Wasser und bellten, die Räder des Schiffes drehten sich klatschend über die Meeresoberfläche, Bischof Belphig kicherte und tauschte Blicke mit dem leichengesichtigen Morgeg. Manchmal teilten sich die Wolken, und die zusammengeschrumpfte Kugel der fahlen, roten Sonne schimmerte am Himmel, wie ein Juwel an der Decke einer düsteren Höhle. Manchmal wurde die Wolkendecke so dicht, daß sie alles Licht abschirmte, und wir bewegten uns durch pechschwarze Finsternis, die von dem Schein unserer künstlichen Fackeln kaum durchbrochen wurde. Ein schwacher Wind kam auf, der sich in meinem Mantel und den schlaff herabhängenden Fahnen fing, aber kaum die zähen Wassermassen kräuselte.
    In meinem Innern brodelte die Qual. Meine Lippen formten die Silben von Ermizhads Namen, aber verweigerten mir dann den Gehorsam, als bedeute sogar mein Flüstern eine Entweihung.
    Weiter rollte das Schiff. Seine Besatzung, die Sklaven der Verzweiflung, wanderten über die Decks oder lehnten träge an der Reling.
    Und die ganze Zeit wogte Bischof Belphigs feistes Kinn unter dem glucksenden Lachen, das ihn schüttelte.
    Allmählich wurde es mir völlig gleichgültig, ob ich in den Fluten dieses großen Salzmeeres mein Ende fand.

VII
    DIE GLOCKE UND DER KELCH
    Später zog sich Belphig mit seinen Sklaven in seine Kabine zurück, das Mädchen, das mir die Botschaft gebracht hatte, kam an Deck und legte ihre warme Hand über meine kalten Finger. »Herr? Habt Ihr kein Verlangen nach mir?«
    »Geh zu Morgeg oder wer sonst dich haben will«, sagte ich tonlos. »Und ich bitte dich, vergiß, was ich getan habe.«
    »Aber, Herr, Ihr sagtet, ich könnte noch jemanden mitbringen. Ich glaubte, Ihr hättet Gefallen an unserem Leben gefunden ...« »Ich finde keinen Gefallen daran. Bitte geh.«
    Sie ließ mich allein, ich rieb mir die müden, salzverkrusteten Augen. Nach einigen Minuten ging auch ich unter Deck, suchte meine Kabine, verriegelte die Tür und legte mich statt in die mit Fellen und Seidenkissen ausgepolsterte Koje, in eine Hängematte, die eigentlich wohl für einen Diener bestimmt war.
    Das sanfte Schaukeln der Hängematte beruhigte mich, und ich war bald eingeschlafen.
    Ich träumte, aber alles war undeutlich und wirr. Einige Bilder, einige Worte. Aber dann kamen Worte, die mich zutiefst erschreckten und schließlich aufweckten:
    SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    DAS SCHWARZE SCHWERT IST DAS SCHWERT DES HELDEN
    DAS WORT DES SCHWERTES IST DAS GESETZ DES HELDEN SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    IN DER KLINGE DES SCHWERTES IST DAS BLUT DER SONNE GEFANGEN
    DER GRIFF DES SCHWERTES UND DIE HAND SIND EINS SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    DIE RUNEN AUF DEM SCHWERT SIND DIE SCHLANGEN DER WEISHEIT
    DER NAME DES SCHWERTES IST DEM DER SICHEL GLEICH SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
    SCHWARZES SCHWERT
     SCHWARZES ...
    Der Rhythmus dröhnte in meinem Kopf. Ich fuhr auf und fiel beinahe aus der Hängematte. Vor der Kabine hörte ich eilige Schritte, die zum Deck hinaufwanderten. Ich ging zur Waschschüssel, kühlte mir Gesicht und Hände, öffnete dann die Tür und stieg auf das Oberdeck.
    Dort standen Morgeg und ein mir unbekannter Mann. Sie beugten sich über die Reling und schienen auf etwas zu lauschen. Unten, im Bug, wurden die Zugtiere durch Peitschenknallen zu größerer Schnelligkeit angetrieben.
    Morgeg trat von der Reling zurück, als er meiner ansichtig wurde. Ich glaubte einen Schimmer von Beunruhigung in seinen Augen zu entdecken. »Was ist?« fragte ich.
    Er zuckte die Schultern. »Wir glaubten, etwas gehört zu haben, ein Geräusch, das uns fremd war.«
    Einige Minuten lang horchte ich angespannt, aber alles, was ich hörte, war das Knallen der Peitschen und das Klatschen der Räder auf der Wasseroberfläche.
    Dann hörte ich es. Ein leises Dröhnen vor uns. Ich versuchte, den düsteren, braunen Nebel mit den Blicken zu durchdringen. Das Dröhnen wurde lauter. »Eine Glocke!« sagte ich.
    Morgeg runzelte die Stirn.
    »Eine Glocke! Vielleicht gibt es Klippen vor uns, und man will uns warnen.«
    Morgeg deutete mit dem Daumen auf die Zugtiere. »Die SLEVAHS würden die Felsen wittern und daran vorbeischwimmen.«
    Das Dröhnen der läutenden Glocke wurde noch lauter. Es mußte sich um eine große Glocke handeln, denn es war ein tiefer, voller Klang, der das Schiff erzittern ließ.
    Selbst die Zugtiere wurden davon beunruhigt. Sie versuchten

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