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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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die unförmige Rüstung, die ich das erstemal bei den Reitern am Strand gesehen hatte, aber den Helm hatte er einem Sklaven übergeben. Ein Brokatmantel floß von seinen Schultern.
    »Ich habe nie etwas Ungewöhnlicheres gesehen«, erwiderte ich offen.
    Wir hatten den Stand erreicht, und ich konnte das Schiff recht genau erkennen. Es lag ziemlich nah am Ufer, wo einige Gestalten warteten, die ich für die Besatzung hielt. Die Länge mochte fünfzehn Meter betragen, die Höhe ungefähr fünf Meter. Ebenso reichlich verziert wie alles andere in Rowenarc, mit Reliefs aus Gold, Silber und Bronze, hatte es einen pyramidenähnlichen Aufbau, der sich aus mehreren übereinanderliegenden Stufen zusammensetzte - eine Folge schmaler Decks. Den Abschluß bildete ein quadratisches Deck, auf dem verschiedene Fahnen wehten. Der Rumpf ruhte über der Wasseroberfläche auf Verstrebungen, die an einer großen, breiten, leicht gekrümmten Platte aus einem glänzenden Material ähnlich Fiberglas befestigt waren. Das Schiff hatte keine Masten, sondern an beiden Seiten Räder mit breiten Schaufeln.
    Anders als bei einem Raddampfer befanden sich die Schaufeln nicht innerhalb einer äußeren Verkleidung, sondern waren ungeschützt. Aber selbst diese großen Schaufeln sahen nicht stark genug aus, um das Schiff durch das Wasser zu bewegen.
    »Ihr müßt sehr leistungsfähige Maschinen haben«, bemerkte ich.
    »Maschinen?« Belphig kicherte. »Es hat keine Maschinen.«
    »Womit ...?«
    »Wartet, bis wir an Bord sind.«
    Bei der am Strand wartenden Menschengruppe standen zwei Sänften bereit. Zweifellos waren sie für uns bestimmt. Belphig und ich gingen über die knirschenden Kristalle darauf zu. Der Bischof bestieg die eine Sänfte, ich, wenn auch zögernd, die andere. Die Alternative, vermutete ich, wäre gewesen, durch das dickflüssige, trübe Wasser zu waten, und allein der Anblick erfüllte mich schon mit Ekel. Graue Schaumstreifen bildeten sich dort, wo das Meer auf den Strand lief, und der Gestank von Verwesung und Fäulnis drang mir in die Nase. Ich nahm an, daß an dieser Stelle die Abfälle der Stadt in die See geleitet wurden.
    Die Sänften wurden aufgehoben, und die Sklaven stapften durch das Wasser, das die Konsistenz von Haferbrei zu haben schien und von öligen, schwarzen Algen bedeckt war.
    An der Seite des Schiffes hatte man eine zusammenklappbare Treppe herabgelassen, und Belphig stieg als erster hinauf, wobei er schnaufte und schimpfte, bis wir an Bord waren und durch eine Tür am Fuß der Pyramide traten.
    Von dort ging es noch weiter hinauf, bis wir schließlich auf dem Oberdeck standen und von dort beobachten, wie sich die Besatzung und der Rest des Gefolges auf den tieferliegenden Decks einrichteten. Der Bug des Schiffes ragte hoch aus dem Wasser und wurde von einem schmalen Gang umlaufen, den ein verschnörkeltes Eisengeländer abschloß. Von diesem Gang führten lange Taue unter die Wasseroberfläche. Sie waren an Verstrebungen befestigt, und ich hielt sie für Ankertaue.
    Als ich über das Schiff blickte, hatte ich eher den Eindruck, mich auf einem riesigen Wagen und nicht auf einem Schiff zu befinden, denn die Schaufelräder waren paarweise an Achsen angebracht, und ich konnte keinen Antrieb entdecken.
    Der Sklave, der meine Waffen getragen hatte, überreichte mir den Speer und die Axt. Ich dankte ihm und schob sie in die Halterungen, die für diesen Zweck an der Innenseite der Reling vorgesehen waren.
    Belphig blickte zum Himmel wie ein Seemann, der nach dem Wetter sehen will. Ich konnte keine Veränderung an den dicken, braunen Wolkenschichten, den scharfzahnigen Berggipfeln oder dem fast unbewegten Meer bemerken. Die Sonne war unsichtbar, und ihr mattes Licht wurde von den Wolken noch weiter abgeschwächt. Ich zog den schweren Mantel enger um meine Schultern und wartete ungeduldig darauf, daß Bischof Belphig das Zeichen zum Aufbruch g ab .
    Meinen Entschluß, den geistlichen Fürsten bei diesem Unternehmen zu begleiten, bereute ich schon. Ich hatte keine Ahnung, auf was wir Jagd machen würden, und wie. Mein Unbehagen steigerte sich noch, als mir eine Ahnung sagte, daß der Bischof mich zu dieser Jagd nicht nur mitgenommen hatte, um mich von der Langeweile zu befreien.
    Morgeg, des Bischofs Hauptmann, kam die Haupttreppe hinauf und begrüßte seinen Herrn.
    »Wir sind fahrbereit, Fürstbischof.«
    »Gut.« Belphig legte mir vertraulich eine bleiche Hand auf den Arm. »Jetzt werdet Ihr unsere ›Maschinen‹

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