Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
war, wollte ich sie mir holen. Sie waren eine nützliche Waffe gegen jedes andere Untier, das in diesen Gewässern lauern mochte, und vielleicht gab es in dem flachen Wasser sogar Fische, was ich allerdings bezweifelte.
    Mir kam die Idee, daß Bischof Belphig vielleicht die ganze Zeit vorgehabt hatte, mich zu hintergehen, einfach, weil meine Fragen ihm unangenehm waren.
    Hatte er deshalb die Jagd veranstaltet? Wenn es so war, dann hatte ich ihm auch noch in die Hand gearbeitet, als ich mit seinen Männern in die Höhle des Ungeheuers ging.
    Da ich sonst nichts zu tun hatte, machte ich einen Rundgang um die Insel. Es dauerte nicht lange. Mein erster Eindruck war richtig gewesen. Nichts wuchs hier. Es gab kein trinkbares Wasser. Die Bevölkerung Rowenarcs benutzte geschmolzenes Eis als Trinkwasser, aber auf diesem verwitterten Stückchen Obsidian gab es kein Eis.
    Die widerwärtigen Aasfresser schlängelten sich immer noch in die Höhle, die von zischenden und schabenden Geräuschen erfüllt war, als sie sich um den Leichnam stritten.
    Für einen kurzen Moment erschien ein Riß in der Wolkendecke, und die matten Strahlen der sterbenden Sonne spiegelten sich auf der schwarzen Wasserfläche.
    Ich kehrte zu meinem Felsband zurück. Bevor die Schlangen ihr Mahl nicht beendet hatten, konnte ich nichts tun.
    Die Hoffnung, Ermizhad wiederzufinden, war verschwunden, denn es war unwahrscheinlich, daß ich je nach Rowenarc zurückkommen würde. Und wenn ich starb, erwachte ich vielleicht in einem Leben, das noch schlimmer war als dies hier. Vielleicht erinnerte ich mich nicht einmal mehr an Ermizhad, so, wie ich mich jetzt nicht erinnern konnte, warum das Schwarze Schwert eine so bedeutende Rolle in meinem Schicksal spielte.
    Ich rief mir Ermizhads liebliches Gesicht ins Gedächtnis. Die Schönheit des Planeten, dem ich um den Preis eines Völkermordes Frieden gebracht hatte.
    Wieder begann ich einzudösen, und bald war ich nicht mehr allein, denn die vertrauten Bilder und Stimmen drangen auf mich ein. Ich wehrte mich dagegen, riß die Augen auf und starrte in das Dämmerlicht. Aber die Bilder drängten sich vor den Himmel und das Meer, die Stimmen schienen von allen Seiten zu kommen.
    »Laßt mich in Frieden!« flehte ich. »Laßt mich in Frieden sterben!«
    Das Schaben und Zischen aus der Höhle vermengte sich mit dem Flüstern und dem Widerhall der geisterhaften Stimmen.
    »Laßt mich allein!«
    Ich war wie ein Kind, voller Angst vor den im Dunkeln lauernden Dingen. Meine Stimme war das machtlose Wimmern eines Kindes.
    »Bitte laßt mich allein!«
    Ich hörte Lachen. Es war ein leises, spöttisches Lachen, und es schien von oben zu kommen. Ich blickte auf.
    Wieder schien ein Traum Gestalt angenommen zu haben, denn ich sah die Gestalt ganz deutlich. Sie kletterte die Felsen herab.
    Es war ein Zwerg mit krummen Beinen und schütterem Bart. Das Gesicht war jung, in den Augen funkelte Humor.
    »Seid gegrüßt«, sagte er.
    »Seid gegrüßt«, erwiderte ich. »Nun verschwindet, ich bitte Euch.«
    »Aber ich bin gekommen, um mir in Eurer Gesellschaft die Zeit zu vertreiben.«
    »Ihr seid ein Geschöpf meiner Phantasie.«
    »Das möchte ich abstreiten. Außerdem müßt Ihr eine ziemlich unangenehme Phantasie haben, wenn Ihr ein so erbärmliches Geschöpf wie mich erfindet. Ich bin Jermays, der Krüppel. Erinnert Ihr Euch nicht an mich?«
    »Warum sollte ich mich an Euch erinnern?«
    »Oh, wir haben uns schon ein- oder zweimal getroffen. Wie Ihr, lebe ich nicht in der Zeit, wie die meisten Leute sie verstehen - wie Ihr sie einst verstanden habt, wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich läßt. Ich bin Euch in der Vergangenheit von Nutzen gewesen.«
    »Verspotte mich nicht, Phantom.«
    »Verehrter Held, ich bin kein Phantom. Jedenfalls nicht ganz. Zwar lebe ich die meiste Zeit in den Schattenwelten, den Welten, die nur wenig Substanz haben. Ein Streich, den mir die Götter spielten und der mich zu dem verkrüppelten Wesen machte, das Ihr vor Euch seht.«
    »Götter?«
    Jermays zwinkerte. »Die sich Götter nennen. Obwohl sie ebensosehr die Sklaven des Schicksals sind wie wir. Götter - Mächte - Höhere Wesen - sie haben viele Namen. Und wir, nehme ich an, sind Halbgötter - die Werkzeuge der Götter.«
    »Ich habe keine Zeit für mythische Überlegungen dieser Art.«
    »Verehrter Held, im Augenblick habt Ihr ausreichend Zeit für alles mögliche. Seid Ihr hungrig?« »Ihr wißt, daß ich es bin.«
    Der Zwerg griff in seine grüne

Weitere Kostenlose Bücher