Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Schlitten, seine Begleiter folgten ihm. Seine Arme waren weit ausgebreitet. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln der Erleichterung.
»Graf Urlik. Endlich haben wir Euch gefunden. Wir haben Euch schon vor vielen Tagen im Roten Fjord erwartet!«
Ich ließ die Axt nicht sinken.
»Wer seid Ihr?« fragte ich.
»Nun, ich bin Bladrak Morgenspeer. Ich bin der Wolf des Roten Fjords!«
Ich war immer noch mißtrauisch. Sein Pelzumhang gab muskulöse Arme frei, die mit groben, goldenen Reifen geschmückt waren.
»Wir haben Euch gesucht, mein Fürst. Habt Ihr die Glocke nicht gehört?«
»Ich habe eine Glocke gehört, allerdings.«
»Es war Urliks Glocke. Die Lady des Kelchs sagte uns, daß die Glocke Euch zu uns bringen würde, um uns im Kampf gegen die Silbernen Krieger beizustehen.«
Ich lockerte meinen Griff um die Axt. Dann gehörten die Fremden tatsächlich zu dieser Welt. Aber warum hatte Belphig sie gefürchtet? Jetzt endlich, so schien es, würde ich die Antwort auf einige meiner Fragen finden.
»Werdet Ihr mit uns zurückkehren, mein Fürst, zum Roten Fjord? Werdet Ihr an Bord kommen?«
Vorsichtig verließ ich den Felsvorsprung und näherte mich dem Mann.
Ich weiß nicht, wie viele Tage oder Stunden ich auf der Insel des Seehirschen verbracht hatte, aber ich glaube, daß ich einen recht eigenartigen Anblick bot. Meine Augen waren wahrscheinlich weit aufgerissen und mißtrauisch, wie die eines Irren, und ich klammerte mich an eine zerbrochene Axt, als wäre sie das einzige auf der Welt, dem ich vertraute.
Bladrak war verwirrt, aber er behielt seine gute Laune. Er deutete mit einer Hand auf das Boot. »Wir sind froh, Euch zu sehen, Graf Urlik von der Eisfestung. Es ist fast zu spät. Wir haben erfahren, daß die Silbernen Krieger einen massierten Angriff auf die Südküste planen.«
»Rowenarc?«
»Ja, Rowenarc und die anderen Siedlungen.«
»Seid ihr Feinde Rowenarcs?«
Er lächelte. »Nun, wir sind nicht gerade Verbündete.
Aber wir müssen uns beeilen. Genaueres werde ich Euch berichten, wenn wir im sicheren Hafen sind. Diese Gewässer sind nicht ungefährlich.«
Ich nickte. »Das habe ich bemerkt.«
Einige der Männer hatten die Höhle untersucht. Als sie herauskamen, schleppten sie den Schädel des Seehirschen hinter sich her.
»Sieh her, Bladrak«, rief einer. »Er ist von einer Axt getötet worden.«
Bladrak hob die Brauen und sah mich an. »Eure Axt?«
Ich nickte. »Ich hatte nichts gegen das arme Geschöpf. Eigentlich war es Belphigs Beute.«
Bladrak warf den Kopf zurück und lachte. »Seht, Freunde«, rief er und deutete auf mich. »Hier ist der Beweis, daß wir unseren Helden gefunden haben!«
Immer noch etwas betäubt, bestieg ich das Boot und setzte mich auf eine der am Boden festgeschraubten Bänke. Bladrak setzte sich neben mich. »Wir wollen zusehen, daß wir hier wegkommen«, sagte er.
Die Männer, die den Schädel des Hirschen entdeckt hatten, verstauten ihn hastig im hinteren Teil des Fahrzeugs und kamen an Bord. Einige von ihnen zerrten an den Zügeln der Reiher, und sie flogen auf.
Mit einem Ruck glitt das Boot vorwärts und huschte schnell über die Wasseroberfläche.
Bladrak blickte zurück. Der riesige Schädel war auf einen langen, schmalen Kasten gelegt worden, der im Gegensatz zu dem Boot keinerlei Verzierungen aufwies. »Seid vorsichtig mit dem Kasten«, sagte er.
»Die Glocke, die Ihr geläutet habt«, fragte ich. »War das erst vor kurzem?«
»Ja - wir versuchten es erneut, da Ihr nicht gekommen seid. Dann sagte uns die Lady des Kelchs, daß wir Euch irgendwo auf dem Großen Salzmeer finden könnten, und so machten wir uns auf die Suche.«
»Wann habt Ihr mich das erste Mal gerufen?«
»Ungefähr vor sechzig Tagen.«
»Ich kam nach Rowenarc«, erklärte ich.
»Und Belphig nahm Euch gefangen?«
»Vielleicht. Ja, ich glaube, so könnte man sagen. Obwohl ich es zu der Zeit nicht wußte. Was wißt Ihr über Belphig, Sir Bladrak?«
»Wenig genug. Er ist immer ein Feind der freien Seefahrer gewesen.«
»Seid Ihr die, die er Piraten nannte?«
»Oh, wahrscheinlich, ja. Von alters her leben wir von Überfällen auf die Schiffe und Städte der Weichlinge an der Südküste. Aber jetzt beanspruchen die Silbernen Krieger unsere ganze Aufmerksamkeit. Mit Eurer Hilfe haben wir eine Chance, sie zu schlagen, wenn die Zeit auch sehr knapp ist.«
»Ich hoffe, Ihr erwartet nicht zuviel von mir, Bladrak Morgenspeer. Ich habe keine übernatürlichen Kräfte, das
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