Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
wandte sich mir zu, die starken Kiefer schnappten, die roten Augen glühten in einer Mischung aus Schmerz und Überraschung. Ich versetzte ihm noch einen Schlag und er zog das blutende Maul zurück. Wieder schüttelte er sein Geweih und diesmal fiel einer der zerfetzten Körper schlaff auf den unratbedeckten Höhlenboden. Der Hirsch stieß ihn mit einer Flosse beiseite.
    Ich blickte mich nach den restlichen Harpunieren um. Sie drängten sich am Höhleneingang.
    Der Hirsch befand sich zwischen mir und ihnen. Zwei Fackeln, die zu Boden gefallen waren, verbreiteten noch einige Helligkeit. Ich zog mich in den Schatten zurück. Der Hirsch erblickte die anderen Männer, senkte das Geweih und nahm sie an.
    Der riesige Flossenschwanz warf mich zu Boden, als das Untier sich an mir vorbeischob.
    Es brüllte auf, als die Harpuniere auseinanderliefen. Ich hörte ihre Schreie, als sie von den Geweihzacken aufgespießt wurden oder verzweifelt ins Wasser sprangen.
    Und dann war ich allein in der Höhle.
    Der Seehirsch scheuerte sein Geweih an den Felsen der Höhlenöffnung, entledigte sich der leblosen Körper.
    Ich kam zu dem Schluß, daß ich schon so gut wie tot war. Wie konnte ich allein dieses Ungeheuer besiegen? Sein Körper versperrte den Ausgang, meine einzige Fluchtmöglichkeit. Früher oder später würde es sich an mich erinnern oder meine Witterung aufnehmen.
    Ich verhielt mich so still wie möglich. Der Fäulnisgeruch verklebte mir die Nase und Mund. Ich hatte keine Harpune mehr, um mich zu verteidigen, nur die Axt - eine ungeeignete Waffe für den Kampf mit einem riesigen Seehirschen .
    Würde es sich dazu entschließen, wieder ins Wasser zurückzukehren? Im Salz seine Wunden zu heilen?
    Angespannt wartete ich auf die nächste Bewegung. Aber dann klapperte ein Hagel von Harpunen gegen Fels und Geweih, das Monster schrie und wich in die Höhle zurück.
    Wieder mußte ich dem Schwanz ausweichen.
    Ich betete, daß die Harpuniere zurückkehren möchten - wenigstens so lange, daß ich an dem Hirsch vorbeilaufen und eine geschütztere Stellung erreichen konnte.
    Der Hirsch schnaubte und schob seinen walähnlichen Körper von einer Seite der Höhle zur anderen, während er gleichfalls auf die Ankunft der Krieger wartete.
    Aber nichts geschah.
    Hielten sie mich für tot?
    Gaben sie die Jagd auf?
    Ich horchte auf Rufe, hörte aber nichts.
    Wieder ein Brüllen. Eine Bewegung des unnatürlichen Körpers.
    Ich schob mich an der Höhlenwand entlang und bewegte mich so geräuschlos wie möglich.
     
    Ich hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als mein Fuß gegen etwas Weiches stieß. Es war die Leiche eines der Harpuniere. Ich hob das Bein, um darüber hinwegzusteigen, aber mein Fuß verfing sich in einem Teil der Rüstung, das klappernd auf die Steine fiel.
    Das Biest schnaubte und wandte seine unheilverkündenden Augen in meine Richtung.
    Ich stand bewegungslos, hoffend, es würde nicht erkennen, daß ich lebte.
    Es schüttelte sein Geweih und drehte sich um.
    Mein Mund wurde trocken.
    Unschlüssig hob es den Kopf und entblößte die furchtbaren Zähne. Blut klebte an den Lippen, und offensichtlich war es auf einem Auge halb blind.
    Dann, zu meinem Entsetzen, hob es seinen Körper halb vom Boden, die eigenartigen Flossen mit den keulenartigen Auswüchsen peitschten die Luft, und als es wieder zurückfiel, zitterte die Höhle.
    Das Geweih senkte sich.
    Der Hirsch griff an.
    Ich sah die scharfen Zacken näher kommen, und ich wußte, wie leicht sie einen Mann durchbohren konnten. Ich warf mich gegen die Wand und zur Seite. Das Geweih traf, nur wenige Zentimeter von meiner rechten Schulter entfernt, gegen die Felsen, und die mächtige Stirn - so breit, wie ich lang war - war knapp einen halben Meter von meinem Gesicht entfernt.
    Der Gedanke, den ich vorher gehabt hatte, kehrte wieder. Ich glaubte, daß es nur eine Möglichkeit gab, das Tier zu besiegen.
    Ich sprang.
    Ich schleuderte mich gegen die Stirn, packte den öligen Pelz, rannte im wahrsten Sinne des Wortes den Nasenrücken hinauf und schlang Arme und Beine um die Zacken der linken Geweihstange.
    Das Ungeheuer war verwirrt. Ich glaube nicht, daß es begriff, wo ich war.
    Ich hob die Axt.
    Vor Wut schnaubend, blickte der Hirsch suchend durch die Höhle.
    Ich ließ die Axt fallen.
    Die Klinge drang tief in seinen Schädel. Er brüllte und kreischte und schüttelte wild den Kopf. Aber damit hatte ich gerechnet und klammerte mich mit aller Kraft an die Zacken, während ich

Weitere Kostenlose Bücher