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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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südlichen Mole näherten, begannen sie erst zu jubeln und dann zu singen.
    Sie sangen nur ein einziges Wort.
    »Urlik! Urlik! Urlik!«
    Bladrak hob Schweigen gebietend die Arme, sein Lächeln verbreiterte sich, als sie nur zögernd verstummten.
    »Freunde von dem Roten Fjord! Freies Volk des Südens! Bladrak ist mit Graf Urlik zurückgekommen, der uns retten wird. Seht!« Mit einer weitausholenden Geste deutete er erst auf den Schädel des Seehirschen und dann auf meine zerbrochene Axt. »Nur mit dieser Axt tötete er den Bauchaufschlitzer. So werden wir auch die Silbernen Krieger töten, die unsere Brüder aus dem Norden versklaven!«
    Diesmal war das Jubelgeschrei, sehr zu meinem Unbehagen, noch lauter als zuvor. Ich beschloß, Bladrak bei der nächsten Gelegenheit mitzuteilen, daß ich nicht allein für den Tod des Seehirschen verantwortlich war.
    Das Boot hatte angelegt, und wir stiegen auf die Mole. Frauen mit rosigen Wangen kamen heran, umarmten Bladrak und knicksten vor mir.
    Der Gegensatz zwischen der überspannten Bevölkerung Rowenarcs mit ihrer bleichen Haut und ihren unnormalen Gelüsten und diesem Volk konnte gar nicht größer sein. Vielleicht lag es daran, daß die Menschen in Rowenarc überzivilisiert waren und nur an die Zukunft dachten, während die Bewohner des Roten Fjords in der Gegenwart lebten und sich mit den nächstliegenden Problemen befaßten.
    Und das nächstliegende Problem dieser Menschen war offenbar die Bedrohung durch die Silbernen Krieger.
    Wenigstens, sagte ich mir, würde ich mich hier nicht mit den Ausweichmanövern eines Bischof Belphig herumärgern müssen. Bladrak würde mir alles sagen, was er wußte.
    Der sogenannte Wolf des Roten Fjords führte mich in seine Unterkunft. Sie war gemütlich eingerichtet und wurde von Lampen erleuchtet, die ebenfalls einen rosigen Schimmer verströmten. Die Verzierungen der Möbel und Wandbehänge ähnelten denen, die ich an meinem Wagen und meinen Waffen entdeckt hatte, als ich allein über die Eisebene fuhr.
    Dankbar nahm ich in einem Sessel Platz, der aus massivem Bernstein bestand und überraschend bequem war. Ein großer Teil der Einrichtungsgegenstände bestand aus Bernstein, und den Tisch bildete ein massiver Quarzblock.
    Ich konnte mich des ironischen Gedankens nicht erwehren, daß die Geschichte der Menschheit mit einer Steinzeit begonnen hatte und anscheinend auch mit einer Steinzeit zu Ende ging.
    Das Essen war einfach, aber schmackhaft, und ich erfuhr von Bladrak, daß die Nahrungsmittel, wie in Rowenarc, in besonderen Gartenhöhlen gezogen wurden.
    Als wir gesättigt waren, beschäftigten wir uns mit unseren Weinbechern und schwiegen eine Zeitlang.
    Dann begann ich zu sprechen.
    »Bladrak. Ihr müßt davon ausgehen, daß mein Gedächtnis nicht in Ordnung ist und mir selbst die einfachsten Fragen beantworten. Ich habe in letzter Zeit viel erduldet, und das hat mich vergeßlich gemacht.«
    »Ich verstehe«, sagte er. »Was möchtet Ihr wissen?«
    »Zuerst - wie genau habt Ihr mich gerufen?«
    »Ihr wißt, daß Ihr in der Eisfestung, weit entfernt, auf dem Südeis, geschlafen habt?«
    »Ich weiß, daß ich auf dem Südeis erwachte und in einem Wagen in Richtung der Küste fuhr.«
    »Ja - auf dem Weg zum Roten Fjord. Aber als Ihr die Küste erreicht hattet, wurdet Ihr nach Rowenarc gelockt.«
    »Das erklärt manches«, bemerkte ich, »denn dort konnte ich niemanden finden, der zugab, mich gerufen zu haben. Manche der Bewohner, wie Belphig, lehnten mich sogar ab.«
    »Ja, und sie hielten Euch fest, bis sie Euch auf der Insel aussetzen konnten, wo wir Euch gefunden haben.«
    »Vielleicht war das ihr Plan. Ich bin nicht sicher. Aber ich kann mir nicht erklären, warum Belphig das getan haben sollte.«
    »Die Menschen in Rowenarc sind« - Bladrak deutete mit dem Finger auf seine Stirn - »verdreht . krank . ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll . irgendwie .«
    »Aber Belphig muß von der Glocke gewußt haben, denn als sie das zweite Mal ertönte, ließ er das Schiff wenden, und Euer Name wurde erwähnt. Das bedeutet, sie wußten, daß Ihr es wart, der mich rief. Aber sie sagten es mir nicht. Warum läutete die Glocke über das Meer? Und warum hörte ich beim ersten Mal nicht die Glocke, sondern eine Stimme?«
    Bladrak schaute in seinen Becher. »Man erzählt, daß die Glocke auf den Ebenen des Universums mit menschlicher Stimme spricht und nur auf diesem Planeten wie eine Glocke klingt. Ich weiß nicht, ob das wahr ist, denn ich

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