Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
habe sie nur läuten hören.«
»Wo ist die Glocke?«
»Ich weiß es nicht. Wir beten, und die Glocke läutet. Die Lady des Kelches sagte es uns.«
»Wo ist die Lady des Kelches? Erscheint sie mit einem riesigen goldenen Kelch, aus dem eine Stimme ertönt?«
»Nein ...« Bladrak warf mir einen schrägen Blick zu. »Das ist nur ihr Name. Sie kam zu uns, als die Silbernen Krieger uns hart bedrängten. Sie sagte, es gäbe einen Helden, der uns helfen würde. Sie sagte, es sei Urlik Skarsol, Graf der Weißen Wüsten, Fürst der Eisfestung, Prinz des Südeises, Herr des Kalten Schwertes .«
»Das KALTE Schwert? Nicht das Schwarze Schwert?«
»Das Kalte Schwert.«
»Sprecht weiter.«
»Die Lady des Kelches sagte, daß, wenn wir den Helden dringlich genug riefen, Urliks Glocke läuten und ihn rufen würde. Er würde uns zu Hilfe kommen, er würde das Kalte Schwert ergreifen und das Blut der Silbernen Krieger würde den Kelch füllen und die Sonne nähren.«
Ich seufzte. Ich vermutete, daß das Kalte Schwert der hier gebräuchliche Name für das Schwarze Schwert war. Jermays hatte angedeutet, daß das Schwert viele verschiedene Namen auf vielen verschiedenen Welten hatte. Aber etwas in mir war immer noch fest entschlossen, nicht nachzugeben.
»Wir werden mit den Silbernen Kriegern ohne das Schwert zurechtkommen müssen«, sagte ich hart. »Nun erzählt mir, wer diese Krieger sind.«
»Vor ungefähr einem Jahr kamen sie aus dem Nichts. Allgemein wird angenommen, daß sie Mondianer sind, deren Heimat zu kalt wurde, um sie länger am Leben zu erhalten. Sie haben eine grausame Königin, wird erzählt, aber niemand hat sie je zu Gesicht bekommen. Gewöhnliche Waffen können sie nicht verletzen, und deshalb sind sie in der Schlacht so gut wie unüberwindlich. Ohne Mühe eroberten Sie die Städte an der Nordküste, eine nach der anderen. Die meisten der Menschen dort, wie die Einwohner Rowenarcs, sind so nach innen gekehrt, daß sie kaum begriffen haben, was vor sich ging. Aber die Silbernen Krieger haben sie versklavt und sie getötet und willenlose, unmenschliche Geschöpfe aus ihnen gemacht. Wir sind die freien Seefahrer, wir leben von den weichlichen Städtern, aber jetzt retten wir so viele von ihnen, wie wir können und bringen sie hierher. Eine Zeitlang war das alles, was wir getan haben. Aber jetzt deutet alles darauf hin, daß die Silbernen Krieger die Südküste angreifen wollen. In einem Kampf Mann gegen Mann werden wir sie kaum zurückschlagen können, und bald wird das ganze Volk in der Sklaverei leben.«
»Sind diese Krieger aus Fleisch und Blut?« fragte ich, denn ich hatte den Eindruck, daß es sich um Roboter oder Androiden handeln könnte.
»Allerdings, sie sind aus Fleisch und Blut. Sie sind groß und dünn und hochmütig, sprechen selten und tragen eine seltsame, silberne Rüstung. Auch ihre Gesichter sind silbern, wie ihre Hände. Mehr haben wir von ihren Körpern nicht gesehen.«
»Ihr habt nie einen gefangen?«
»Nie, Ihre Rüstung brennt, wenn wir sie berühren.«
Ich runzelte die Stirn.
»Und was wollt ihr, das ich tun soll?« fragte ich.
»Führt uns. Seid unser Held.«
»Aber Ihr scheint sehr wohl in der Lage zu sein, Euer Volk zu führen.«
»Das stimmt. Aber hier haben wir es mit etwas zu tun, das über unsere Erfahrungen hinausgeht. Ihr seid ein Held - Ihr könnt mehr vorausahnen als wir.«
»Ich hoffe, Ihr habt recht«, sagte ich. »Ich hoffe, Ihr habt recht, Sir Bladrak vom Roten Fjord.«
III
DER ANGRIFF AUF NALANARC
Bladrak unterrichtete mich, daß bereits für den nächsten Tag ein Angriff auf die Silbernen Krieger vorgesehen war. Die Schiffe waren bereit, und er hatte nur auf mein Eintreffen gewartet, um sich auf den Weg zu der Insel Nalanarc zu machen, die einige Meilen vor der Nordwestküste lag. Das Ziel dieses Überfalls war nicht, die Silbernen Krieger zu töten, sondern die Gefangenen zu befreien, die dort festgehalten wurden. Bladrak wußte nicht genau, wofür die Gefangenen gebraucht wurden, aber er vermutete, daß sie an Schiffen und Waffen für den Angriff arbeiteten, den die Silbernen Krieger auf die Südküste planten.
»Woher wißt Ihr, daß sie einen Angriff vorhaben?« fragte ich.
»Wir erhielten die Nachricht von einigen Sklaven, die wir befreiten. Außerdem, es ist jedem, der sich in ihrer Nähe befand, klargeworden, daß sie einen Angriff auf den Süden vorhaben. Was würdet Ihr tun, wenn Ihr ein Eroberer wäret und ständig aus einer bestimmten Richtung
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