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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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und ich hatte gehofft, sie würde mir ermöglichen, ihn auch wieder zu verlassen, sobald sich die Gründe für meinen Aufenthalt hier erledigt hätten, aber jetzt fürchte ich, stecke ich hier fest, außer ich finde jemanden, der mir hilft, wegzukommen.«
    »Zumindest ist die Gegend bevölkert. Sie sind bereits mit einigen der Bewohner zusammengetroffen. Es könnte Leute geben, die fähig sind, Ihnen zu helfen.«
    Wir gaben ein merkwürdiges Paar ab. Ich trug Kleider, die in die Gegend zu passen schienen, unter anderem hohe Stiefel, die bis über meine Oberschenkel reichten, eine Art Messinghaken mit langem Griff im Gürtel (ähnlich einem schweren Fischmesser), einen gekrümmten Dolch mit gezähnter Klinge, und einen Beutel mit etwas getrocknetem Fleisch, einigen Münzen, einem Tuscheblock, einem Schreibstift und ein paar ziemlich fettigen Blättern Papier. Zwar bot das alles keinen Aufschluß über meinen Stand, aber wenigstens hatte ich nicht das Unglück, in einem zerlumpten grauen Flanellanzug, einem ziemlich grellen Shetland-Pullover und einem Hemd ohne Kragen herumlaufen zu müssen. Ich bot von Bek meinen Umhang an, aber er lehnte ab. Er meinte, er hätte sich an das recht trübe Wetter dieser Gegend gewöhnt.
    Wir befanden uns in einer seltsamen Welt. Hin und wieder teilten sich die grauen Wolken und ließen etwas dünnes Sonnenlicht hindurch, das sich in jeder Richtung in flachen Gewässern spiegelte. Die Welt schien aus langen Streifen Festland zu bestehen, das von Sümpfen und Bächen durchzogen wurde. Es gab kaum größere Bäume. Den seltsam gefärbten Wasservögeln und bizarren kleinen Tieren, die wir gelegentlich zu Gesicht bekamen, boten nur ein paar Büsche Unterschlupf. Wir saßen nebeneinander auf einem Grashügel, schauten uns um und kauten an dem getrockneten Fleisch, das ich in dem Beutel entdeckt hatte. Von Bek (er bemerkte verlegen, daß er in Deutschland ein Graf sei) war ausgehungert und konnte sich kaum zurückhalten, das Fleisch herunterzuschlucken, bevor er es ordentlich gekaut hatte.
    Wir stimmten überein, daß es vernünftig war, zusammenzubleiben, da wir uns beide in der gleichen Lage befanden. Er wies darauf hin, daß er mit dem Ziel hierhergekommen sei, ein Mittel zu finden, um Hitler zu vernichten, und daß dieses Ziel immer Vorrang für ihn haben würde. Ich sagte, daß auch ich entschlossen sei, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, aber daß ich, solange meine eigenen Interessen davon nicht berührt würden, ausgesprochen froh wäre, ihm als Verbündeter zur Seite zu stehen.
    An diesem Punkt unserer Unterhaltung kniff von Bek die Augen zusammen und deutete hinter mich. Mich umdrehend, entdeckte ich in der Ferne etwas wie ein Bauwerk. Ich war sicher, es zuvor nicht dort gesehen zu haben, vermutete aber, es wäre im Nebel verborgen gewesen. Es war zu weit weg, um Einzelheiten erkennen zu können. »Trotzdem«, meinte ich, »wären wir gut beraten, in dieser Richtung weiterzugehen.«
    Graf von Bek stimmte begeistert zu. »Nichts gewagt, nichts gewonnen«, sagte er. Dank Nahrung und Ruhe hatte er sich körperlich und geistig erholt, und schien mir ein gutgelaunter, unerschütterlicher Zeitgenosse. Was wir als ›Deutscher vom besten Schlag‹ zu bezeichnen pflegten, als ich noch zur Schule ging, vor all diesen Ewigkeiten.
    Das Marschland ließ kein rasches Vorwärtskommen zu. Dauernd mußten wir stehenbleiben, um mit dem Spieß oder dem Fischmesser, das ich von Bek überlassen hatte, den Boden vor uns zu prüfen und nach einem Weg von einem festen Erdklumpen zum anderen zu suchen und um uns gegenseitig zu retten, wenn wir hüfttief in trügerischen Wasserlöchern versanken oder zwischen die scharfen Riedhalme gerieten, die alles in allem die höchsten Pflanzen dieser Region darstellten. Und manchmal konnten wir das Gebäude vor uns erkennen, manchmal schien es zu verschwinden. Manchmal wirkte es wie eine mittelgroße Stadt oder eine weitläufige Burg. »Vom Äußeren her entschieden mittelalterlich«, sagte von Bek. »Irgendwie muß ich dabei an Nürnberg denken.«
    »Nun«, bemerkte ich, »wollen wir hoffen, daß die Bewohner nichts mit den Menschen gemein haben, die momentan in Ihrer Welt dort herrschen!«
    Wieder schien er wegen meiner genauen Kenntnis seiner Welt ein bißchen überrascht zu sein, und ich faßte bei mir den Entschluß, sowohl Nazi-Deutschland wie auch das 20. Jahrhundert, dem wir beide entstammten, so weit wie möglich aus unseren Gesprächen

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