Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
gebunden, ihnen weiter Eure Gastfreundschaft zu gewähren.«
Armiad stieß die Luft durch die Nase. Wieder riß es ihn vom Stuhl. »Gibt es keine Lücke in dem Gesetz? Kann ich nicht sagen, sie hätten falsche Namen angegeben?«
»Ihr habt den guten Herrn mit Flamadin angeredet?« erkundigte sich ein alter Mann vom unteren Ende des Tisches.
»Ich erkannte ihn. Ist das nicht begreiflich?«
»Ihr habt nicht gewartet, bis er sich selbst vorstellte, sondern ihn mit Namen angeredet. Das bedeutet, er hat sich den Aufenthalt auf Eurem Schiff nicht durch eine wissentliche Täuschung erschlichen. Es scheint, daß hier eher Selbsttäuschung vorliegt ...«
»Ihr behauptet, es sei mein Fehler.«
Der Ratgeber schwieg. Armiad schnaufte und blies sich auf. Er starrte mich an. »Ihr hättet mir sagen müssen, daß Ihr kein Erwählter Prinz mehr seid, sondern ein Verbrecher, der in seinem eigenen Reich gesucht wird. Sumpfgeziefer, durch und durch!«
»Bitte, gute Herren!« Kapitänbaron Denou Praz hob seine dünnen braunen Finger. »Das ist nicht das passende Benehmen für Gastgeber beziehungsweise Gäste .«
Armiad, den es so verzweifelt nach Anerkennung seiner Standesgenossen verlangte, riß sich zusammen. »Ihr seid willkommen an Bord meines Schiffes«, sagte er zu uns, »bis das Große Treffen vorüber ist.« Er wandte sich an Denou Praz. »Vergebt diesen Bruch der guten Sitten, Bruder Denou Praz. Hätte ich gewußt, wen ich Euch da an Bord schleppe, glaubt mir, ich würde nie .«
Die Ratgeberin mischte sich ein. »Derlei Entschuldigungen sind weder nötig, noch gehören sie zu unseren Regeln der Höflichkeit«, sagte sie. »Namen wurden ausgetauscht und Gastfreundschaft angeboten. Das ist alles. Laßt uns, ich bitte Euch, dessen eingedenk sein.«
Der Rest des Zusammenseins verlief in angespannter Atmosphäre, um nicht mehr zu sagen. Von Bek und ich tauschten Blicke aus, ohne offen miteinander sprechen zu können, während Armiad vor sich hinmurmelte und -grummelte und kaum auf die formellen Redewendungen antwortete, die Kapitänbaron Denou Praz und seine Ratgeber immer wieder äußerten. Armiad schien hinund hergerissen zu sein. Er wollte nicht an einem Ort bleiben, wo er so schändlich sein Gesicht verloren hatte, wie er es sah. Und er mochte uns nicht mit sich zurücknehmen. Schließlich aber, als ihm bewußt wurde, daß es draußen dunkelte, gab er uns ein Zeichen, aufzustehen. Er verneigte sich vor Denou Praz und raffte sich auf, ihm für seine Gastlichkeit zu danken, und sich für den unangenehmen Zwischenfall zu entschuldigen. Von Bek und ich beschränkten uns auf einen knappen und formellen Abschiedsgruß, woraufhin Kapitänbaron Denou Praz mit einem gütigen Lächeln äußerte: »Es ist nicht an mir, Männer daraufhin zu verurteilen, was die Zeitungen über ihre Taten berichten. Ich vermute, daß Ihr nicht nach dem Ruhm gestrebt habt, der Euch in den Augen des Volkes zu einem Helden machte, und daß man Euch jetzt erst recht zu einem Schurken stempelt, einfach weil das Volk Euch so lange für die Personifikation von allem, was gut und edel ist, hielt. Ich hoffe, Ihr werdet mir meine Geschmacklosigkeit verzeihen, die mich dazu brachte, Euch, gute Herren, zu verurteilen, bevor ich Euch kannte oder über Eure Verhältnisse Bescheid wußte.«
»Diese Entschuldigung ist unnötig, Kapitänbaron. Ich bin Euch dankbar für Eure Freundlichkeit und Zurückhaltung. Sollte ich je wieder an Bord Eures Schiffes zurückkehren, dann hoffentlich, weil ich mich würdig erwiesen habe, die Planken der Neuer Beweis zu betreten.«
»Verdammtes hochtrabendes Geschwätz«, grollte Armiad, als wir über die schaukelnden Laufstege und Decks zu unserem Boot geleitet wurden. »Für einen Mann, der versucht hat, seine Schwester zu ermorden! Und warum? Weil sie drohte, der Welt die Wahrheit über ihn zu verraten. Ihr seid ein Betrüger und ein Schuft. Ich sage Euch, Ihr seid keine Sekunde länger an Bord willkommen, als das Treffen dauert. Danach ist es an Euch, bei den Ankerplätzen Euer Glück zu versuchen oder innerhalb von zwanzig Stunden auf einem Schiff anzuheuern. Wenn ein Schiff Euch aufnimmt, was ich bezweifle. Ihr seid so gut wie tot, alle beide.«
Der Prahm rollte die Rampe hinab ins Wasser. Es war schon fast Nacht, und das Röhricht schwankte und raschelte in einem kalten Wind, der über die Lagunen fegte. Armiad fröstelte. »Schneller, ihr Faulpelze!« Er schlug mit der Faust nach einem der Männer. »Ihr werdet die
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