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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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und wir traten durch hohe, spitz zulaufende Torbögen in eine Art Schloßhof, der von kunstvollen Kolonnaden begrenzt wurde. Von der linken Seite dieser Kolonnaden kam jetzt eine zweite Gruppe von Männern und Frauen auf uns zu, alle in mittleren bis fortgeschrittenen Jahren. Diese trugen lange Gewänder in kräftigen, dunklen Farben, Schlapphüte mit bunten Federbüschen und Handschuhe aus leuchtend eingefärbtem Leder. Ihre Gesichter waren hinter dünnen Schleiermasken verborgen, die sie jetzt abnahmen und vor die linke Brustseite hielten, eine leichte Abwandlung derselben Geste, die wir zuerst bei Mopher Gorb und seinen Männern beobachtet hatten. Ich war beeindruckt von ihren würdevollen Zügen, aber auch überrascht, daß sie alle bis auf zwei, einen Mann und eine Frau, braunhäutig waren. Die Mitglieder der Gruppe, die uns empfangen hatte, waren sämtlich weißer Hautfarbe gewesen.
    Ihre Manieren waren tadellos und ihre Begrüßung formvollendet, doch merkte man überdeutlich, daß sie alles andere als erfreut waren, uns zu sehen. In ihrem Verhalten machten sie nicht den geringsten Unterschied zwischen von Bek und mir und Armiad (was mich natürlich schwer in meinem Stolz verletzte!) und erweckten den Eindruck von römischen Patriziern, die gezwungen sind, den Besuch eines ungehobelten Barbaren zu erdulden.
    »Seid gegrüßt, verehrte Gäste von der Grimmiger Schild. Wir, der Rat unseres Kapitänbarons Denou Praz, Reimbruder der Toirset Larens und unser Schneebär-Beschützer, heißen Euch in seinem Namen willkommen und bitten Euch zu einer kleinen Erfrischung in unseren Empfangssaal.«
    »Gerne und mit Freuden«, erwiderte Armiad mit einem gezierten Handwedeln, das er zu unterbrechen gezwungen war, um seinen Hut wieder in die richtige Stellung zu rücken. »Wir fühlen uns mehr als geehrt, Eure Gäste sein zu dürfen, Prinz Flamadin und ich.«
    Wieder war ihre Reaktion auf meinen Namen in keiner Weise schmeichelhaft. Aber ihre Selbstbeherrschung war zu vollkommen, als daß ihnen ein Zeichen des Mißvergnügens entschlüpft wäre. Sie verneigten sich und führten uns unter den Torbögen hindurch zu Türen mit Scheiben aus farbigem Glas. Diese öffneten sich in einen geschmackvoll ausgestatteten Saal, wo brennende Kupferlampen von einer niedrigen Decke hingen, deren Schnitzwerk in stilisierten Bildern offenbar verschiedene Ereignisse aus der fernen Vergangenheit des Schiffes darstellte, hauptsächlich großartige Taten auf Eisschollen. Ich erinnerte mich, daß die Neuer Beweis aus dem Norden stammte und sich wahrscheinlich in der Nähe des Pols bewegte (falls es in diesem Reich einen Pol gab, wie ich ihn meinte!).
    Sich von seinem brokatbezogenen Stuhl am Kopf eines Tisches erhebend nahm ein alter Mann seine Schleiermaske vom Gesicht und legte sie über sein Herz. Er wirkte sehr gebrechlich, und seine Stimme klang dünn, als er uns ansprach. »Kapitänbaron Armiad, Prinz Flamadin,
    Graf Ulrich von Bek, ich bin Kapitänbaron Denou Praz. Bitte kommt näher und setzt Euch zu mir.«
    »Wir sind uns zuvor bereits ein- oder zweimal begegnet, Bruder De- nou Praz«, sagte Armiad in einem Ton plumper Vertraulichkeit. »Vielleicht erinnert Ihr Euch? Bei einer Schiffsberatung an Bord von Das Auge des Leoparden, und letztes Jahr auf der Meine Tante Jeroldeen, zur Beerdigung unseres Bruders Grallerif.«
    »Ich erinnere mich Eurer sehr gut, Bruder Armiad. Ist Euer Schiff zufriedenstellend?«
    »Außerordentlich zufriedenstellend, vielen Dank. Und das Eure?«
    »Vielen Dank, wir befinden uns im Gleichgewicht, denke ich.«
    Schon jetzt wurde deutlich, daß Denou Praz sich strikt auf Formalitäten zu beschränken beabsichtigte. Armiad allerdings stolperte unbekümmert von Fettnapf zu Fettnapf. »Es geschieht nicht jeden Tag, daß wir einen Erwählten Prinzen der Valadek in unserer Mitte haben.«
    »In der Tat«, antwortete Denou Praz ohne sonderliche Begeisterung. »Nicht, daß der gute Herr Flamadin etwa noch ein Erwählter Prinz seines Volkes wäre.«
    Das traf Armiad wie ein Schlag. Ich wußte, Denou Praz hatte mit voller Absicht gesprochen und fast die anerkannten Grenzen der Höflichkeit überschritten, aber die Bedeutung seiner Worte war mir nicht klar. »Nicht länger Erwählt?«
    »Hat der gute Herr es Euch nicht gesagt?« Während Denou Praz sprach, kamen die übrigen Ratsmitglieder herbei und ließen sich in unserer Nähe nieder. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin verwirrt.

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