Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
wollte. Es war natürlich der eigentliche Grund, warum ich allein hinausgefahren war. Warum ich die vollständige Kampfrüstung von Urlik Skarsol, Fürst der Eisfestung, angelegt hatte. - Du mußt dich ins Meer stürzen, sagte ich. - Du mußt dich hinabsinken lassen. Du mußt ertrinken. Im Tode wird bestimmt eine neue Inkarnation deiner harren. Vielleicht wirst du sogar wieder Erekose sein und vereint mit deiner Ermizhad. Immerhin wird das ein Akt des Glaubens sein, den selbst die Götter nicht unbeachtet lassen können. Vielleicht ist es überhaupt das, worauf sie warten? Zu sehen, wie tapfer du zu sein bereit bist. Und zu sehen, wie aufrichtig du sie liebst. Und damit ließ ich die Zügel der riesigen Vögel los und machte Anstalten, mich in den schrecklichen und zähflüssigen Ozean zu stürzen.
Aber jetzt stand der Ritter in Schwarz und Gold neben mir auf der Plattform, und er hatte mir einen stählernen Handschuh auf die Schulter gelegt. Und in der anderen Hand trug er die Fahne ohne Wappen. Und diesmal öffnete er sein Visier, so daß ich sein Gesicht erkennen konnte.
Dieses Gesicht war eine Erinnerung an Größe. Es drückte ungeheure und uralte Weisheit aus. Es war ein Gesicht, das weit mehr gesehen hatte, als ich mir je zu sehen wünschen würde, in all meinen Inkarnationen. Der Knochenbau war asketisch und feingemeißelt, die großen Augen durchdringend und gebieterisch. Seine Haut hatte die Farbe von poliertem Gagat, und seine Stimme war tief, voll der Kraft heraufziehenden Donners.
- Es wäre kein Zeichen von Mut, Held. Es wäre im besten Falle Dummheit. Ihr glaubt, nach etwas zu suchen, aber was Ihr vorhabt, wäre die Tat von jemandem, der nur seinem Schmerz entfliehen möchte. Es gibt Aspekte des Helden, die weit weniger angenehm sind als der, den Ihr augenblicklich darstellt. Und außerdem kann ich Euch mitteilen, daß diese jetzige Prüfung nicht mehr viel länger dauern wird. Ich wäre früher zu Euch gekommen, aber ich hatte noch anderweitig zu tun.
- Womit?
- Oh, mit Euch, natürlich. Aber das ist eine Geschichte, die in einer anderen Welt erzählt wird, in Eurer Zukunft vielleicht, denn die Millionen Sphären rollen in unterschiedlicher Geschwindigkeit durch Zeit und Raum, und wo und wann sie sich berühren, ist immer wieder überraschend, sogar für mich. Aber ich kann Euch versichern, dies ist eine ungünstige Zeit, um aus dem Leben zu scheiden - oder auch nur aus diesem Körper. Ich weiß nichts über die Folgen, aber ich glaube, sie wären nicht angenehm. Ein großes und wichtiges Abenteuer steht Euch bevor. Wenn Ihr Eure Pflichten als Held erfüllt, nach bestem Wissen und Gewissen, könnte es auf eine teilweise Erlösung von Eurem Schicksal hinauslaufen. Es könnte zu einem Anfang und Ende von allergrößter Bedeutung führen. Lauscht auf den Ruf. Gewiß habt Ihr die Stimme gehört?
- Die Stimmen, die ich hörte, hatten keine Botschaft für mich. Es können nicht diese Krieger sein, die mich rufen .
- Wonach sie rufen, ist Erlösung von ihrem speziellen Schicksal. Nein, dies sind andere, die rufen, wie Ihr zuvor gerufen worden seid. Habt Ihr keinen Namen gehört? Einen Namen, der Euch noch fremd ist?
- Ich glaube nicht.
- Das bedeutet, daß Ihr zu dem Dunklen Schiff zurückkehren solltet. Etwas anderes kann ich mir nicht denken. Ich bin zutiefst verwirrt...
- Wenn Ihr verwirrt seid, Herr Ritter, dann bin ich vollkommen ratlos! Ich habe nicht den Wunsch, mich diesem blinden Mann und seinem Schiff zu überantworten. Es verstärkt mein Gefühl der Machtlosigkeit. Außerdem bleibe ich an diese Gestalt gebunden. In dieser Gestalt kann ich Ermizhad nicht finden. Ich muß entweder Erekose oder John Daker sein.
- Vielleicht war Eure neue Gestalt noch nicht bereit. Die Überprüfungen und Feinarbeiten, die dazu gehören, sind äußerst schwierig. Aber ich weiß
bestimmt, daß Ihr irgendwie zu dem Schiff zurückkehren müßt...
- Habt Ihr mir nicht mehr zu bieten? Könnt Ihr mir die Hoffnung geben, daß ich, wenn ich wieder an Bord des Dunklen Schiffes gehe, meine Ermizhad finden werde?
- Vergebt mir, Held. Die Hand des Schwarzen Riesen blieb auf meiner Schulter liegen. - Auch ich bin nicht allwissend. Wer könnte das auch sein, wenn Zeit und Raum selbst im Flusse sind?
- Was habt Ihr mir dann zu sagen?
- Ich kann Euch nicht mehr sagen, als ich selber zu erkennen vermag. Laßt Euch von dem Schiff aufnehmen, das ist der einzige Rat, den ich für Euch habe. Es ist das Medium, durch das
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