Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
mit seinen eigenen Fähigkeiten auszudrücken. »Es ist zu lange her«, meinte er. »Ich bin nicht mehr jung genug für so etwas. Jetzt nahmen wir Kurs auf Adelstane.«
Wir kamen rasch voran, während um uns die hohen schwarzen Berge emporwuchsen. Der kleine Hafen wurde erreicht und das Boot festgemacht. Danach war es nur noch eine Sache weniger Minuten, zu dem Tor zu gehen, durch das wir beim erstenmal eingelassen worden waren.
Nicht ganz eine Viertelstunde später standen wir wieder in der gemütlichen Bibliothek, eingehüllt in Weihrauchdämpfe, während die Bärenprinzen ihren verlorengeglaubten Freund begrüßten. Es war ein rührender Anblick. Wir alle waren gezwungen, uns Tränen aus den Augen zu wischen. Diese Geschöpfe hatten eine wunderbar herzliche Art, miteinander umzugehen.
Groaffer Rolm, immer noch sehr bewegt, konnte nicht genug tun, uns zu danken, daß wir ihm seinen lang entbehrten Bruder zurückgebracht hatten, aber schließlich sagte er: »Wir haben von Prinzessin Sharadim gehört. Ihre Armee wartet nur noch auf das Öffnen des Tores. Woraufhin es in unser Reich einmaschieren wird, nicht ganz eine Meile von Adelstane entfernt. Das andere Heer, berichtet man uns, ist gleichfalls auf dem Marsch, entlang unserer alten Kanalpfade, und wird binnen eines Tages hier anlangen. Ich denke, Morandi Pag, daß du mit diesen Mabden einer Meinung bist. Sharadim ist unser Feind.«
»Diese Mabden sprechen die Wahrheit«, bestätigte Morandi Pag. »Aber sie haben eine eigene Aufgabe zu erfüllen, Sie müssen nach Maaschanheem gehen. Und von dort über Rootstenheem und Fluu- gensheem zu den Alptraum-Marken.«
»Den Alptraum-Marken!« Faladerj Oro war aufrichtig entsetzt. »Wer würde sich freiwillig dorthin begeben?«
»Es geht darum, alle Sechs Reiche vor Sharadim und ihren Verbündeten zu retten«, erklärte von Bek. »Wir haben keine Wahl.«
»Ihr seid in der Tat Helden«, meinte Whiclar Hald-Halg. Sie lachte vor sich hin. »Mabdenhelden! Welche Ironie .«
»Ich selbst werde euch zu dem ersten Tor begleiten«, sagte Morandi Pag.
»Aber was ist mit Sharadim und ihren Truppen? Was werdet ihr gegen sie unternehmen?«
Groaffer Rolm zuckte die Schultern. »Wir sind jetzt alle zusammen. Und wir haben unseren Feuerkreis. Es wird ihnen schwerfallen, den zu überwinden. Und sollten sie Adelstanes Befestigungen stürmen, müssen sie uns erst finden. Es gibt viele Möglichkeiten, sie aufzuhalten.«
Jermays der Krüppel bediente sich aus einem Krug mit Wein. »Aber sie vergiftet sämtliche Reiche«, gab er zu bedenken. »Sie kann ihre Persönlichkeit so verändern, daß sie jeder Kultur liebenswert erscheint. Was in diesem Reich geschieht, geschieht auch, in veränderter Form, anderenorts. Wie kann man das verhindern?«
»Das ist nicht unsere Sache, und wir haben auch nicht die Mittel, um die Kämpfe anderer Reiche auszufechten«, sagte Groaffer Rolm. »Wir können nur hoffen, sie an der Eroberung Adelstanes zu hindern. Aber wenn das Chaos seine Grenzen niederbricht und sich mit ihr verbündet, sind wir verloren, denke ich.«
Wir verabschiedeten uns von den Bärenprinzen, und Morandi Pag führte uns an dem uralten Kanal des breiten, trägen Flusses entlang, hinauf in die schweren Schatten der an allen Seiten aufragenden Ge- birgswälle. Hier schließlich blieb er stehen und machte Anstalten, etwas zu sagen, als die Berge in ihrem Kern erschauerten und die Dunkelheit sich mit einem weißen Leuchten füllte, das in allen Regenbogenfarben zu schimmern begann. Allmählich nahmen auf der Lichtung am Flußufer sechs Pfeiler Gestalt an, die einen vollkommenen Kreis bildeten und an einen lichten Tempel erinnerten.
»Es ist ein Wunder«, sagte von Bek. »Ich bin immer wieder erstaunt.«
Morandi Pag strich sich mit einer weißen Tatze über die Stirn. »Ihr müßt euch beeilen«, drängte er. »Ich kann fühlen, wie die Mabdenhee- re sich Adelstane nähern. Wirst du sie begleiten, Jermays?«
»Laßt mich hierbleiben«, antwortete Jermays. »Ich muß herausfinden, ob meine alte Gabe des Reisens zurückgekommen ist. Wenn ja, kann ich Euch von hier aus besser nützen. Lebt wohl, Held. Lebt wohl, wunderschöne Dame. Graf von Bek, lebt wohl.«
Dann standen wir in dem Raum zwischen den Säulen und schauten nach oben. Beinahe sofort setzten wir uns in Bewegung.
Ohne die greifbare Festigkeit eines Bootes wirkte der ganze Vorgang noch seltsamer. Wir fühlten uns nicht gewichtslos. Eher hatte man den Eindruck, von einer
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