Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
so aus. Allerdings will mir scheinen, daß Fluugensheem noch berührt wird, wenn auch nur kurz. Vielleicht wird es umgangen. Es wird erzählt, daß es dort eine Kreuzung gibt. Habt Ihr sie je entdeckt?«
Alisaard schüttelte den Kopf. »Wir navigieren ziemlich einfach. Das Wagnis, sehr große Entfernungen in einem Sprung zu überwinden, gehen wir nicht mehr ein. Nicht, seit wir unsere Männer verloren haben. Nun, Meister Jermays, könnt Ihr uns auch noch sagen, wo in den Alptraum-Marken das Drachenschwert zu finden ist?«
»Mitten in ihrem Herzen, wo sonst!« Das war Morandi Pag, der seine Leibesmassen aus dem Sessel wuchtete. »An einem Ort, genannt Der Anfang der Welt. Das ist das Herz der Alptraum-Marken. Und das Schwert gibt ihnen Bestand. Aber es kann nur von jemandem Eures Blutes geführt werden, Held. Jemandem Eures Blutes.«
»Sharadim ist nicht von meinem Blut.«
»Genug, um Balarizaaf bei seinen Plänen nützlich zu sein. Wenn sie nur lange genug am Leben bleibt, um das Schwert aus seinem Kristallgefängnis zu befreien, würde das schon ausreichen.«
»Ihr meint, niemand kann es aus dem Kristall herausholen?«
»Ihr könnt es, Held. Und sie auch. Außerdem möchte ich annehmen, daß sie weiß, welches Risiko sie eingeht. Es erwartet sie nicht nur einfach der Tod. Sie könnte Erfolg haben. Ist das der Fall, steigt sie in die Reihen der Unsterblichen auf, als eine Fürstin der Hölle. Ebenso mächtig wie Königin Xiombarg oder Mabelode der Gesichtslose oder Alt Slortar selbst. Deshalb wagt sie so viel. Die Belohnung ist die höchste, die sie sich vorstellen kann.« Er legte die Tatzen an die Stirn. »Aber jetzt gerinnen die Zeitalter sämtlich zu einem einzigen Klumpen. Mein armes Hirn. Ihr versteht es, ich weiß, Held. Oder Ihr werdet. Kommt, wir müssen diesen Ort nun doch noch verlassen. Wir müssen zum Festland zurückkehren. Nach Adelstane. Ich habe meine Pflichten. Und Ihr habt natürlich Eure.«
»Wir können das Boot nehmen«, sagte Alisaard. »Ich glaube, ich kann es zwischen den Klippen hindurchsteuern.«
Prinz Morandi Pags Kichern verriet ungekünstelten Humor. »Ihr werdet mich das Ruder nehmen lassen, hoffe ich. Es wird mir gut tun, wieder die Strömungen zu wittern und uns sicher nach Adelstane zu bringen.«
Kapitel neun
»Manche sagen, es gäbe nicht mehr als sechsundvierzig einzelne Falten in dem Aufbau der Wellen«, erklärte Morandi Pag, während er sich schwer in dem Boot niederließ. »Aber diese Behauptung stammt von jenen, die, wie die herrschaftlichen Inselbewohner des Ostens, Einfachheit und eine Art unheiliger Ordnung höher schätzen als Komplexität und scheinbare Unordnung. Ich behaupte, es gibt so viele Falten, wie es Wellen gibt. Einst war es mein Stolz, daß ich sie alle wittern konnte. Die Wellen und das Multiversum sind, meiner Meinung nach, eins. Wie auch immer, das Geheimnis, einen Kurs zu steuern, ganz gleich wohin, liegt darin, jeden Aspekt wie frisch geprägt und völlig neu zu behandeln. Zu verallgemeinern bedeutet meiner Ansicht nach unterzugehen. Die Falten sind unendlich. Die Falten besitzen eine Persönlichkeit.« Seine Nüstern bebten. »Könnt ihr die Strömungen nicht riechen? Und all die ineinander übergreifenden Wirklichkeiten, all die tausenden Reiche des Multiversums. Welch ein Wunder das alles ist! Und dennoch tat ich nicht falsch daran, mich zu fürchten.« Damit gab er Alisaard das Zeichen, die Leine loszumachen, veränderte die Segelstellung ein wenig, bewegte ein bißchen das Ruder, und wir ritten wieder auf den tosenden Wellen in Richtung des hohen Felsens, durch den wir hierhergelangt waren.
Nicht einen Augenblick lang hatte jemand von uns das Gefühl, in Gefahr zu sein. Das Boot tanzte leicht über die sich gewaltig aufbäumenden Wasser. Es schwang sich anmutig vorwärts wie ein Vogel im Flug, jetzt auf den Wellenkämmen, dann in den Tälern, während es manchmal seitlich zu den riesigen Brechern zu liegen schien. Gischt und Wind peitschten unsere Gesichter, als wir durch die Öffnung in das Halbdunkel des Tunnels glitten. Morandi Pag brüllte vor Lachen, beinahe laut genug, um das Toben des Meeres zu übertönen, und steuerte das Boot durch die Felsröhre in das relativ ruhige Wasser des eigentlichen Ozeans.
Jermays der Krüppel hüpfte vor Vergnügen auf und ab. Er stand am Bug und drückte springend und hüpfend seine Begeisterung über jede
kleine Kursänderung aus.
Morandi Pag verzog eigentümlich die Schnauze, wie um Zufriedenheit
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