Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
…«
Dort drängte sich weißes Gedärm aus der blutigen Öffnung…
»… in Ordnung, linke Hüfte. Mandella …«
Sie war noch am Leben, ihr Herz arbeitete, aber der blutige Kopf hing schlaff zur Seite, die Augen waren nach oben gedreht, daß nur weiße Schlitze zu sehen waren, und jedesmal, wenn sie ausatmete, erschienen rote Schaumblasen in den Mundwinkeln und zerplatzten.
»Mandella! Nun mach schon! Auf der linken Hüfte muß Blutgruppe und Rhesusfaktor tätowiert sein.«
Ich bückte mich hastig über sie und wischte das Blut ab. »Blutgruppe Null, Rhesus negativ. Oh, verdammt… Entschuldigung – Null negativ.« Hatte ich diese Tätowierung nicht Tausende von Malen gesehen?
Struwe gab die Information weiter, und mir fiel plötzlich das Päckchen für Erste Hilfe ein, welches ich am Gürtel trug. Es gehörte zur Standardausrüstung. Ich öffnete es mit fliegenden Fingern und fummelte im Inhalt herum.
Blutung zum Stillstand bringen – die Wunde verbinden – Schockbehandlung … Nein, da war noch was … Atemwege freimachen.
Sie atmete, wenn das gemeint war. Wie sollte man die Blutung zum Stillstand bringen oder die Wunde verbinden, wenn man nur eine mickerige elastische Binde hat und die Wunde einen halben Meter lang ist? Schockbehandlung, das konnte ich machen. Ich suchte die grüne Ampulle heraus, setzte sie ihr gegen den Arm und drückte den Knopf. Dann legte ich die sterile Seite der Bandage behutsam auf die offenen Gedärme, zog die elastischen Enden unter dem Rücken durch und befestigte sie ohne nennenswerte Spannung.
»Können wir sonst noch was tun?« fragte Struwe.
Ich richtete mich auf und fühlte mich hilflos. »Ich weiß nicht. Fällt dir was ein?«
»Ich bin genausowenig Arzt wie du.« Er blickte zur Tür und knetete die rechte Faust mit der linken, daß die Armmuskeln hervortraten. »Wo zum Teufel bleiben sie? Könnte längst jemand hier sein!«
»William?«
Sie hatte die Augen geöffnet und versuchte den Kopf zu heben. Ich stürzte zu ihr und schob den rechten Arm unter ihren Nacken, um sie zu stützen. »Das wird schon wieder, Marygay. Der Arzt ist unterwegs.«
»Was… in Ordnung? Ich bin durstig. Wasser.«
»Nein, du kannst jetzt kein Wasser haben. Einstweilen noch nicht.« Nicht, wenn sie operiert werden mußte.
»Warum all das Blut?« murmelte sie. Ihr Kopf fiel zur Seite. »Bin ein schlechtes Mädchen gewesen.«
»Ich glaube, es war der Anzug«, sagte ich. »Erinnerst du dich, daß wir davon sprachen, von den Falten?«
»Anzug?« Sie begann plötzlich zu würgen. »Wasser … bitte, William.«
Endlich hörte ich hinter mir die befehlsgewohnte, vertraute Stimme: »Besorgen Sie einen Schwamm, oder einen nassen Lappen.« Als ich über die Schulter blickte, sah ich Doc Wilson und zwei Gestalten mit einer Tragbahre.
»Zuerst einen halben Liter in den Schenkel«, sagte er, ohne sich an eine bestimmte Person zu wenden, als er vorsichtig unter den Verband spähte. »Folgen Sie diesem Entleerungsschlauch ein paar Meter abwärts und kneifen Sie ihn ab. Stellen Sie fest, ob sie Blut von sich gegeben hat.«
Einer der Sanitäter stieß eine Zehn-Zentimeter-Nadel in Marygays Schenkel und machte eine Transfusion aus einem Plastikbeutel.
»Tut mir leid, daß es eine Weile gedauert hat«, sagte Doc Wilson seufzend. »Das Geschäft floriert. Was sagten Sie vorher über den Anzug?«
»Sie hatte schon bei zwei Gelegenheiten Blutergüsse. Der Anzug sitzt nicht richtig, schlägt unter Druck Falten.«
Er nickte abwesend, machte eine Blutdruckmessung. Jemand reichte ihm ein triefend nasses Papierhandtuch. »Haben Sie ihr irgendwelche Medikamente gegeben?«
»Eine Ampulle zur Schockverhütung.«
Er knüllte das Papierhandtuch locker zusammen und legte es Marygay in die Hand. »Wie heißt sie?«
Ich sagte es ihm.
»Marygay, wir können Ihnen kein Wasser zu trinken geben, aber sie können daran saugen. Jetzt werde ich Ihnen ins Auge leuchten.« Während er mit einem Metallrohr durch ihre Pupille spähte, sagte er: »Temperatur?« und einer der Sanitäter las eine Zahl ab. Der andere hatte den Entleerungsschlauch gekappt und eine Probe entnommen. »Blut?«
»Ja. Etwas.«
Doc Wilson legte die Hand leicht auf den Notverband. »Marygay, können Sie sich ein wenig nach rechts drehen?«
»Ja«, sagte sie und versuchte sich mit dem Ellbogen abzustützen. »Nein«, stöhnte sie und begann zu weinen.
»Nun, nun«, sagte er abwesend und stieß ihre Hüfte ein wenig aufwärts, um den Rücken
Weitere Kostenlose Bücher