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Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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geben«, erwiderte sie. »Haben Sie noch nicht gehört?«
    »Was?«
    »Wissen Sie nicht, daß das Schiff schwer getroffen wurde?«
    »Getroffen?« Wie konnten wir dann noch am Leben sein?
    »So ist es.« Sie machte sich wieder an die Arbeit, Marygay vom anhaftenden Blut zu säubern. »Vier Druckkammern. Auch die Waffenkammer. Im ganzen Schiff gibt es keinen intakten Kampfanzug mehr … und in der Unterwäsche können wir nicht gut kämpfen.«
    »Was? Druckkammern? Was ist aus den Leuten geworden?«
    »Keine Überlebenden.«
    Mehr als dreißig Menschen. »Wer war es?«
    »Alles Leute vom dritten Zug. Und ein paar von der Besatzung.«
    »Mein Gott!«
    »Ja. Dreiunddreißig oder vierunddreißig Tote, und niemand weiß, wie es dazu gekommen ist. Weiß der Himmel, ich habe das Gefühl, daß es jeden Augenblick wieder passieren könnte.«
    »Es war keine Flugsonde?«
    »Nein, die haben wir alle abgewehrt. Auch das feindliche Schiff ist erledigt, wenn man denen von der Marine glauben kann. Die Sensoren sollen überhaupt nichts angezeigt haben, bis es plötzlich krachte und ein Drittel des Schiffs aufgerissen wurde. Wir können von Glück sagen, daß der Antrieb und die lebenserhaltenden Systeme nicht beschädigt wurden.«
    Ich hörte kaum hin. Unter den Leuten vom dritten Zug hatte ich nicht viele Bekannte, aber die Gesichter waren einem im Laufe der Monate vertraut geworden, und es war ein Schock. Maxwell, Negulesco, Smithers – alle tot. Ich war wie betäubt.
    Sie nahm einen altmodischen Rasierapparat mit Klingen und eine Tube Rasiercreme aus ihrer Tasche. »Seien Sie ein Kavalier und schauen Sie in die andere Richtung«, sagte sie. »Oder machen Sie sich nützlich.« Sie befeuchtete ein Stück Gaze mit Alkohol und reichte es mir. »Säubern Sie ihr das Gesicht.«
    Ich fing an, und Marygay sagte, ohne die Augen zu öffnen: »Das tut gut. Was machst du?«
    »Ich versuche ein Kavalier zu sein. Und mich nützlich zu machen.«
    »Achtung, Achtung!« In der Druckkammer gab es keinen Lautsprecher, aber ich hörte ihn deutlich aus dem Vorraum. »Alle Armeeangehörigen, sofern sie nicht im Sanitätsdienst stehen oder bei wichtigen Reparaturarbeiten benötigt werden, haben sich sofort in der Mannschaftsmesse einzufinden.«
    »Ich muß gehen, Marygay.«
    Sie sagte nichts. Ich wußte nicht, ob sie die Durchsage gehört hatte.
    »Estelle«, sagte ich, »würden Sie so freundlich sein…«
    »Ja. Ich werde Ihnen Bescheid sagen, sobald wir mehr wissen.«
    »Gut. Danke.«
    »Es wird schon gut werden«, sagte sie, aber ihre Miene war sorgenvoll und angespannt. »Nun gehen Sie schon.«
    Als ich in den Korridor hinauskam, wiederholte der Lautsprecher die Durchsage zum viertenmal. In der Luft war ein neuer Geruch, den ich nicht identifizieren mochte.

5
    Auf halbem Weg zur Mannschaftsmesse entdeckte ich, wie ich aussah, und machte einen Abstecher in den Waschraum der Unteroffiziersmesse. Unteroffizier Kamehameha stand vor einem der Spiegel und bürstete sich hastig das Haar.
    »Mandella! Was ist mit Ihnen los?«
    »Nichts.« Ich drehte einen Wasserhahn auf und betrachtete mich im Spiegel. Gesicht und Hemd waren mit getrocknetem Blut beschmiert. »Es war Unteroffizier Potter, ihre Schale … nun, anscheinend war eine Falte hineingekommen, und …«
    »Tot?«
    »Nein, aber schlimm verletzt. Sie … äh … muß operiert werden.«
    »Verwenden Sie kein heißes Wasser. Damit kriegen Sie die Blutflecken nie heraus.«
    »Ach ja, richtig.« Ich wusch mir Gesicht und Hände mit warmem Wasser, dann betupfte ich das Hemd mit kaltem. »Haben Sie gesehen, was geschehen ist?« fragte ich sie.
    »Nein. Nicht, als es geschah.« Zum erstenmal bemerkte ich, daß sie nasse Augen hatte, und wie ich sie beobachtete, rollten große Tränen über ihre Wangen herab. Aber ihre Stimme war ruhig und beherrscht. »Es ist schlimm.«
    Ich trat zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Fassen Sie mich nicht an!« fuhr sie auf und schlug mit der Bürste nach meiner Hand. »Tut mir leid. Gehen wir.«
    An der Tür hielt sie einen Moment lang inne und wandte den Kopf. »Wissen Sie, ich bin nur froh, daß es mich nicht erwischt hat. Verstehen Sie? Das ist die einzige Art und Weise, wie man es betrachten kann.«
    Ich verstand, wußte aber nicht, ob ich ihr glauben sollte.

    »Ich kann es kurz zusammenfassen«, sagte der Kommandant mit gepreßter Stimme. »Und das um so mehr, weil wir sehr wenig wissen. Etwa zehn Sekunden nach der Zerstörung des gegnerischen Schiffs

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