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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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würde. Ich hatte Materie/Antimaterie-Antriebe aus sicherer oder einigermaßen sicherer Entfernung beobachtet. Gleißender als die Sonne, mit einem atemberaubenden Purpurschimmer.
    Da wir nicht genau abschätzen konnten, welche Mindestabschirmung uns ausreichend Schutz bieten würde, begaben wir uns zum vereinbarten Zeitpunkt vorsichtshalber ins zweite Untergeschoss des Justizgebäudes.
    Der Strahl meiner Taschenlampe wanderte über ordentlich aufgereihte Aktenstapel. Eine Wand war mit alten Gesetzbüchern von der Erde gesäumt, das meiste davon in Englisch. An einer anderen Wand lagerten Hunderte von Weinflaschen, geschützt durch ein robustes Eisengitter. Manche der Etiketten waren 40 MF-Jahre alt.
    Als ich am Schloss zerrte, sprang es mit einem leisen Klicken auf. Ich nahm für jeden von uns aufs Geratewohl drei Flaschen aus dem Regal. Der Sheriff protestierte, dass er kein Weintrinker sei, worauf ich ihm zu verstehen gab, dass ich längst kein Pistolenschütze mehr war und dennoch seine verdammte Munition durch die Gegend geschleppt hatte.
    Ein dreifacher Überschall-Knall dröhnte durch die Tiefen des Kellers, gefolgt von einem anhaltenden Geräusch, das sich anhörte wie das Zerfetzen endloser Bettlaken. Sobald es verstummte, rannte ich nach oben.
    Mitten auf der Hauptstraße stehend, konnte ich die drei goldenen Nadeln der Schiffe am Horizont aufragen sehen.
    Marygay war über dem statischen Knistern der Sekundärstrahlung kaum zu verstehen. »Glatte Landung«, berichtete sie. »Auch wenn sich das eine oder andere schlecht befestigte Teil löste und durch die Gegend polterte.«
    »Wie lange müsst ihr bis zum Ausstieg warten?«, schrie ich.
    »Du brauchst nicht so laut zu schreien! Etwa eine Stunde. Kommt uns bis dahin nicht zu nahe!«
    Wir verbrachten die Wartezeit damit, das Notfahrzeug mit neunzig Parkas aus der Kleiderkammer der Polizei zu beladen – besser zu warm als zu kalt – und ein paar Kartons mit Lebensmitteln aus einem Laden am Ende der Straße zu holen.
    Zu essen gab es in den nächsten Jahren genug, außer die spurlos Verschwundenen tauchten plötzlich wieder auf, nackt und hungrig. Und total sauer. Wenn ein Mysterium möglich war – oder zwei, falls man die Antimaterie mitzählte –, dann konnte man auch ein weiteres nicht völlig von der Hand weisen.
    Dem Sheriff waren wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen. Nachdem wir die warme Kleidung und die Lebensmittel plus ein paar zusätzliche Flaschen Wein – eine für jeweils zehn Leute erschien mir einfach zu dürftig – verstaut hatten, sagte er: »Wir müssen mit Antres 906 reden.«
    »Worüber denn?«
    »Über all das hier. Mir ist der Humor der Taurier bis heute ein Rätsel geblieben. Aber es sähe ihnen ähnlich, ein neues naturwissenschaftliches Prinzip mit einem Riesenjoke einzuführen.«
    »Wie das Auslöschen einer ganzen Planetenbevölkerung?«
    »Wir wissen nicht, ob die Leute tot sind. Solange wir keine Leichen haben, sind sie lediglich vermisst.« Ich konnte nicht erkennen, ob sein Bullen-Jargon Ironie sein sollte oder ob die Großstadt-Polizeistation ihre Wirkung tat.
    In einer der vielen unverschlossenen Schubladen des Behelfslazaretts fanden wir einen Strahlungsmesser, der bei Tageslicht keine Energiequelle brauchte. Ich hielt ihn in Richtung der Schiffe, und die Nadel schlug schwach aus, aber weit unter dem roten Bereich mit der Warnung GELÄNDE SOFORT VERLASSEN.
    »Also? Fahren wir?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Strahlung nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab. Wahrscheinlich verbrutzeln wir, wenn wir uns bis auf einen halben Kilometer heranwagen.« Das war über den Daumen gepeilt. Ich hatte wenig Ahnung von Sekundärstrahlung.
    Ich schaltete den Sprechfunk ein. »Marygay, hast du das Schiff gefragt, wie lange ihr mit dem Ausstieg warten müsst?«
    »Einen Augenblick.« Ich hörte ein von statischem Rauschen unterlegtes Gemurmel. »Achtundfünfzig Minuten, sagt es.«
    »Gut. Dann holen wir euch etwa nach dieser Zeit ab.« Ich nickte Charlie und dem Sheriff zu. »Meinetwegen kann es losgehen. Aber behaltet den Strahlungsmesser im Auge!«
    Die Rückkehr zum Raumhafen war ein gutes Stück einfacher als der Fußmarsch in die Stadt. Wir durchquerten einen Graben und fuhren dann den unbefestigten Schlammweg entlang, der parallel zu der mit Schlaglöchern übersäten Straße verlief. Etwa zwei Kilometer vom Landeplatz entfernt warteten wir eine Viertelstunde, bis der Ausschlag der Nadel fast auf Null

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