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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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zog seine Pistole, zielte mitten auf das Fenster und drückte ab. Der Knall brach sich an den Hauswänden. Die Kugel hinterließ ein Loch in der geschundenen Scheibe. Er zielte einen Meter rechts daneben und schoss noch einmal. Diesmal zerbröselte ein Großteil des Fenster in einer Scherbenkaskade.
    Es wurde Zeit, wieder Kontakt zum Schiff aufzunehmen. Wir sammelten unsere Kräfte, während ich Marygay einen Kurzbericht unserer beunruhigenden Entdeckungen übermittelte. Wir kamen überein, dass die Rettungsboote im Orbit bleiben sollten, bis wir etwas mehr wussten. Außerdem waren die Passagiere, die sie zuletzt aus dem Tiefschlaf geholt hatten, noch zu schwach für die anstrengende Landung.
    Wir mussten die Glassplitter, die noch in der unteren Rahmenleiste steckten, nicht entfernen. Ich konnte nach innen greifen, um das Fenster zu entriegeln, und es schwang nach außen, ein breiter, wenn auch etwas unbequemer Einlass. Der Sheriff und Charlie hievten mich irgendwie durch, und dann schoben und zerrten wir, bis alle drinnen waren. Erst danach kam mir der Gedanke, dass es leichter gewesen wäre, die Tür von innen zu öffnen.
    In der Wohnung hatte Chaos geherrscht, noch bevor wir die Scheibe zerschossen. Überall stapelten sich Bücher, die meisten davon in Umschlägen der Universitätsbücherei, die Rückgabe seit acht MF-Jahren überfällig.
    An einer Wand hing ein eingerahmtes Diplom. Ein komisches Gefühl beschlich mich, denn ich kannte die Frau, die hier gelebt hatte. Roberta More, Lehrbeauftragte für Theoretische Physik. Sie war mal nach Paxton gekommen, um zwei meiner Studenten Diplomarbeiten in Centrus anzubieten. Bei dieser Gelegenheit hatten wir vier gemeinsam gegessen.
    »Die Welt ist klein«, sagte Charlie, aber der Sheriff fand es durchaus normal, dass ich den einen oder anderen Hausbewohner kannte, da wir uns schließlich im Universitätsviertel befanden und die Zahl der Dozenten auf MF begrenzt war. Ich hätte ihm widersprechen können, war aber im Lauf der Jahre dahinter gekommen, dass es angenehmere Arten des Zeitvertreibs gab.
    Staub und Spinnweben überall. Vier große Ölgemälde an der Wand, für meinen Geschmack nicht besonders gut. Eines, verschönt durch einen asymmetrischen Kugeleinschlag, trug neben der Signatur eine Widmung »für die liebe Tante Rob«. Das erklärte wohl alle vier.
    Das Durcheinander im Raum hatte etwas Zwangloses. Wenn man den Staub und die Spinnweben abzog, war es die typische Höhle des allein lebenden Akademikers männlichen oder weiblichen Geschlechts.
    Offenbar war sie gerade in der Küche gewesen, als sich das Unerklärliche ereignet hatte. Ein kleiner Esstisch aus Holz und zwei Stühle, einer davon mit Büchern und Zeitschriften beladen. Ein Teller mit undefinierbaren Resten. Ansonsten wirkte die Küche im Gegensatz zu ihrem Arbeitszimmer ordentlich. Das Geschirr, mit Ausnahme des einen Tellers, war gespült und aufgeräumt. Auf dem Tisch stand eine Porzellanvase mit ein paar braun vertrockneten Stängeln. Was immer geschehen war, hatte sie beim Essen überrascht, und sie hatte keine Zeit mehr gefunden, ihre Mahlzeit zu beenden. Keine zurückgelassenen Kleider. Aber jemand, der allein lebte, warf sich zum Abendessen vermutlich auch nicht in Schale.
    Ihre Kleider lagen auf dem Bett ausgebreitet, auf einer Tagesdecke, deren Rot sich mit dem Staub zu einem tiefen Burgunderton vermischte. Zwei Bilder von dem gleichen Künstler wie im Arbeitszimmer hingen einander genau gegenüber. Eine Ankleidekommode mit drei Schubladen – Blusen, Hosen, Unterwäsche, alles exakt gefaltet und gestapelt. Im Wandschrank zwei leere Koffer.
    »Gepackt hat sie jedenfalls nicht«, stellte Charlie fest.
    »Dazu blieb ihr keine Zeit. Wartet, ich möchte etwas nachschauen.« Ich ging in die Küche zurück und fand die Gabel, mit der sie gegessen hatte, auf dem Boden rechts neben dem Stuhl.
    »Seht euch das an!« Ich hob die Gabel hoch, in deren Zinken sich ein getrocknetes Etwas verfangen hatte. »Ich glaube nicht, dass sie irgendwie vorgewarnt wurde. Sie verschwand ganz unvermittelt, zwischen zwei Bissen.«
    »Anders als unsere Antimaterie«, warf der Sheriff ein. »Falls wir immer noch von einer gemeinsamen Ursache ausgehen.«
    »Du bist der Physiker«, sagte Charlie, an mich gewandt. »Was lässt Dinge verschwinden?«
    »Kollapsare. Aber in diesem Fall tauchen sie anderswo wieder auf.« Ich schüttelte den Kopf. »Dinge verschwinden nicht einfach. Das mag so scheinen, doch in Wahrheit

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