Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
den Konkurrenzkampf ab und wir sind keine Menschen mehr!«
»Das Prinzip des Wettbewerbs gibt es hier durchaus«, sagte Mendez. »Sogar auf physischer Ebene. Ellie und Megan liefern sich erbitterte Handballgefechte. Und die anderen, die sich aufgrund ihres Alters nicht mehr in sportliche Wettkämpfe einlassen können, messen sich in geistigen Disziplinen – in einer Weise, die für Außenstehende kaum vorstellbar sind.«
»Ich besitze selbst einen Anschluss. Das meiste habe ich ausprobiert – Blitzschach, dreidimensionales Go und so fort. Sogar Ihnen müsste klar sein, dass das nicht dasselbe ist.«
»Natürlich ist es nicht dasselbe! Sie waren eingeklinkt, aber nicht lange genug, um auch nur die Regeln zu verstehen, nach denen wir spielen.«
»Ich spreche von den Einsätzen, nicht von den Regeln! Kriege sind grausam und brutal, aber das gilt auch für das Leben. Andere Spiele sind und bleiben Spiele. Der Krieg ist real.«
»Sie sind in der Steinzeit stehen geblieben, Ingram«, sagte ich. »Sie würden sich am liebsten mit Färberwaid beschmieren und anderen Leuten mit einer Keule den Schädel eindreschen.«
»Ich bin ein ganz normaler Mensch. Was Sie sind, weiß ich nicht, verdammt nochmal, aber ich tippe schwer auf einen Feigling und Verräter!«
Ich will nicht behaupten, dass mich seine Worte kalt ließen. Ein Teil von mir hätte ihn liebend gern allein erwischt und zu Klump geschlagen. Aber genau das versuchte er zu provozieren; und vermutlich hätte er mich bei der Gelegenheit so zerlegt, dass die Einzelteile nur noch schwer zu sortieren gewesen wären.
»Entschuldigung«, sagte Marty und hörte seinen rechten Ohrring ab. Nach ein paar Sekunden schüttelte er den Kopf. »Seine Order kamen von ganz weit oben. Ich kann nicht herausfinden, wann man ihn zurück erwartet.«
»Wenn ich nicht in zwei…«
»Es reicht.« Er nickte Megan zu. »Verpassen Sie ihm eine Ladung! Je eher wir den Kontakt herstellen, desto besser.«
»Dazu müsst ihr mich nicht ins Reich der Träume befördern.«
»Ich trage Sie lieber ans andere Ende des Gebäudes, als dass ich Ihnen noch einmal vertraue!«
Megan stellte die Pistole neu ein und verabreichte ihm die Injektion. Er starrte sie ein paar Sekunden herausfordernd an, ehe sein Kopf schlaff nach vorn sank. Marty beugte sich über ihn, um seine Fesseln zu lösen. »Warten Sie noch eine halbe Minute«, sagte Megan. »Vielleicht blufft er.«
»Nicht der gleiche Inhalt?« Ich deutete auf meine Betäubungspistole.
»Nein, von dem Zeug hat er für heute mehr als genug. Ich habe ihm ein Mittel gegeben, das etwas langsamer wirkt, ihn aber auch nicht so kaputt macht.« Sie streckte die Hand aus und zwickte ihn kräftig ins Ohrläppchen. Er reagierte nicht. »Okay.«
Marty band ihm den linken Arm los. Die Hand schoss nach vorn und sank mitten in der Bewegung schlaff herab. Die Lippen zuckten, die Augen waren geschlossen. »Zäher Typ.« Er zögerte, ehe er die restlichen Fesseln löste.
Ich stand auf, um ihm beim Tragen zu helfen, aber ein heftiger Schmerz jagte durch meine Brust. »Sie bleiben sitzen und nehmen keinen Bleistift in die Hand, ehe ich Sie untersucht habe!« sagte Megan.
Während die anderen mit Ingram aus dem Zimmer eilten, blieben Amelia und ich allein zurück.
»Lass mich mal sehen!« sagte sie und knöpfte mein Hemd auf. Unterhalb der Rippen breitete sich ein bräunlich-purpurner Fleck aus. Sie berührte die Stelle nicht. »Er hätte dich umbringen können.«
»Dich und mich. Sie wollen uns haben, tot oder lebendig. Wie findest du das?«
»Beschissen. Er kann nicht der Einzige sein.«
»Ich hätte es vorhersehen müssen«, sagte ich. »Schließlich weiß ich am besten, was in den Köpfen von Militärs vorgeht.«
Sie strich mir sanft über den Arm. »Wir waren eigentlich nur besorgt, was die anderen Wissenschaftler sagen würden. Komisch, irgendwie. Wenn ich mir überhaupt Gedanken über die Reaktionen von außen machte, dann ging ich wohl davon aus, dass man unser Fachwissen anerkennen und froh darüber sein würde, dass wir das Problem rechtzeitig erkannt hatten.«
»Ich glaube, die meisten Leute sehen das auch so, sogar beim Militär. Leider bekam die falsche Abteilung zuerst Wind davon.«
»Schnüffler.« Sie schnitt eine Grimasse. »Spione in den eigenen Reihen.«
»Jetzt, da wir wissen, dass es sie gibt, erscheint ihre Existenz geradezu unvermeidlich. Sie müssen nicht viel tun. Es reicht, wenn sie einen Computer routinemäßig nach
Weitere Kostenlose Bücher