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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Leute, die wenigstens ein paar Minuten lang berühmt sein wollten. Mir lag wenig an solchen Szenen, aber Ralph hat seine Favoriten auf dem Sektor, und so bekam ich einiges aus zweiter Hand mit, wenn ich mit ihm in Kontakt war. Ruhmsucht wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben.
    Als ich das Tor zum Campus erreichte, hatten die Wachposten gewechselt, und das Spielchen mit der Ausweiskontrolle ging von vorne los.
    Ich radelte etwa eine Stunde lang ziellos durch das Unigelände. Es wirkte ziemlich verlassen. Ein langes Wochenende und Sonntagnachmittag. Ich machte einen Abstecher zum Physikgebäude, um zu sehen, ob einige meiner Studenten bereits Fragen zu ihren Arbeiten hatten. Einer hatte tatsächlich eine Liste mit Problemstellungen abgeliefert, zu früh, Wunder über Wunder. Auf dem beigelegten Zettel stand, dass er die nächste Vorlesung leider nicht besuchen könne, da er seine Schwester zu einem Debütantenball nach Monaco begleiten müsse. Armer Kerl.
    Amelias Büro lag ein Stockwerk über meinem, aber ich wollte sie nicht stören. Einerseits wäre es vernünftig gewesen, die Fragen gleich zu bearbeiten, um mir einen Vorsprung zu verschaffen. Andererseits hatte ich Lust, in Amelias Wohnung zurückzukehren und den Rest des Tages zu vertrödeln.
    Ich entschied mich für die Rückkehr in Amelias Wohnung, um dort ein wissenschaftliches Experiment durchzuführen. Sie besaß ein neues Gerät, das die Hersteller als ›Anti-Mikrowelle‹ bezeichneten: Man schob eine Speise oder ein Getränk hinein, stellte die gewünschte Temperatur ein und kühlte das Zeug herunter. Natürlich hatte der Apparat nicht das geringste mit Mikrowellen zu tun.
    Der Test mit der Bierdose klappte. Als ich die Tür öffnete, quollen Dampfwolken heraus. Das Bier hatte 4,5 Grad Celsius, aber die Umgebungstemperatur war sicher um einiges tiefer. Nur um zu sehen, was passieren würde, legte ich eine Scheibe Käse auf den Drehteller und stellte die niedrigst mögliche Temperatur ein – minus 40 Grad Celsius. Als ich sie wieder herausholte, fiel sie mir aus der Hand und zersplitterte klirrend.
    Amelia hatte eine kleine Nische hinter dem Kamin, die sie ihre ›Bibliothek‹ nannte. Sie bot gerade genug Platz für einen altmodischen Futon und einen Beistelltisch. Die drei Wände, die sie abschirmten, bestanden aus Glasvitrinen mit Hunderten von alten Büchern. Ich war schon öfter mit ihr in dieser Nische gewesen, aber nicht zum Schmökern.
    Ich stellte das Bier ab und überflog die Titel. Vor allem Romane und Gedichte. Im Gegensatz zu den meisten Jacks und Jills lese ich noch zum Vergnügen, allerdings bevorzugt Sachen, die einen Bezug zur Realität haben.
    In meinen ersten beiden College-Jahren hatte ich Geschichte als Haupt- und Physik als Nebenfach belegt, doch dann tauschte ich die Fächer. Ich hegte lange Zeit den Verdacht, dass ich meine Einberufung dem Physikdiplom zu verdanken hatte. Aber die meisten Operatoren besitzen einen ganz normalen Pflichtabschluss – in Sport, Zeitgeschichte oder Kommunikation. Man muss keine Intelligenzbestie sein, um im Käfig zu liegen und mit ein paar Muskeln zu zucken.
    Jedenfalls lese ich gern Geschichtswerke und Amelias Bibliothek war auf diesem Gebiet nicht gerade üppig ausgestattet. Ein paar allgemein verständliche Bildbände. Überwiegend einundzwanzigstes Jahrhundert. Das wollte ich mir erst vornehmen, wenn es vorbei war.
    Mir fiel ein, dass sie mir The Red Badge of Courage * empfohlen hatte, einen Roman über den Amerikanischen Bürgerkrieg. Ich suchte ihn heraus und las mich ein. Zwei Stunden und zwei Biere.
    Die Unterschiede zwischen ihrer und unserer Kriegführung waren so gewaltig wie der Unterschied zwischen einem bösen Unfall und einem bösen Traum.
    Ihre Armeen waren sich ebenbürtig, was die Ausrüstung betraf; beide Seiten hatten eine vage, schwer durchschaubare Befehlshierarchie, die im Wesentlichen dazu führte, dass zwei riesige Heerhaufen aufeinander losmarschierten, um sich mit primitiven Schießgewehren, Messern und Knüppeln gegenseitig niederzumetzeln, bis eine der Horden die Flucht ergriff.
    Der verwirrte Protagonist Henry war viel zu eng in die Handlung verwickelt, um diese schlichte Wahrheit zu erkennen, aber er gab zumindest den äußeren Ablauf der Ereignisse sehr genau wieder.
    Ich fragte mich, wie Henry wohl unsere Kriegführung beurteilen würde. Ich fragte mich, ob man in seiner Epoche den Begriff Exterminator als ungemein zutreffende Metapher des Krieges überhaupt gekannt

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