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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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hatte. Und ich fragte mich, welche schlichte Wahrheit mir entging, weil ich mich zu nahe am Geschehen befand.

julian wusste nicht, dass der Autor von The Red Badge of Courage ihm gegenüber im Vorteil gewesen war, da er den Krieg, über den er schrieb, nicht mitgemacht hatte. Es fällt schwerer, ein Schema zu erkennen, wenn man selbst Teil davon ist.
    Bei jenem Krieg hatte es in wirtschaftlicher und ideologischer Hinsicht relativ klare Fronten gegeben. Das konnte man von Julians Krieg keineswegs behaupten. Die gegnerischen Ngumi umfassten Dutzende von ›Rebellen‹-Streitkräften – vierundfünfzig in diesem Jahr – die sich zu einem losen Bündnis zusammengeschlossen hatten. In sämtlichen Feindesländern gab es offizielle Regierungen, die mit der Allianz zusammenarbeiteten, aber es war kein Geheimnis, dass nur wenige dieser Regierungen die Wähler-Mehrheit besaßen.
    Es war zum Teil ein Wirtschaftskrieg, die ›Reichen‹ mit ihren von der Automatisierung getragenen Produktion gegen die ›Habenichtse‹, die nicht von Geburt an den Wohlstand der Industrieländer genießen konnten. Es war zum Teil ein Rassenkrieg, die Schwarzen und Braunen und einige der Gelben gegen die Weißen und einige andere Gelbe. Das bereitete Julian zwar ein vages Unbehagen, aber er hatte kaum noch eine innere Bindung zu Afrika. Zu lange her, zu weit weg, und die Verhältnisse dort einfach zu verrückt.
    Und natürlich war es für manche auch ein ideologischer Krieg – die Verfechter der Demokratie gegen die charismatischen Militärführer der Rebellen oder, je nach Wahl, die kapitalistischen Raffkes und Landspekulanten gegen die Beschützer der Armen.
    Aber es war kein Krieg mit einer Entscheidungsschlacht wie Five Forks * oder die Bomben auf Hiroshima. Entweder würde die langsame Zersetzung der Allianz irgendwann zum Zusammenbruch und einem anschließenden Chaos führen, oder es gelang, die Ngumi an sämtlichen Standorten so entscheidend zu schwächen, dass sie eher ein Problem der lokalen Verbrechensbekämpfung als der globalen Militäreinsätze wurden.
    Seine Wurzeln reichten ins 20. Jahrhundert und sogar noch weiter zurück; viele der Ngumi beriefen sich auf die Zeit, da die ersten Weißen mit Segelschiffen und Schießpulver an ihren Küsten gelandet waren. Die Allianz tat das zwar als Hurrapatriotismus ab, aber es steckte eine gewisse Logik dahinter.
    Die Situation wurde noch dadurch verschärft, dass die Rebellen vielerorts enge Kontakte zum organisierten Verbrechen knüpften, wie etwa in den Drogenkriegen, die zu Beginn des Jahrhunderts geschwelt hatten. In manchen Ländern blieb nur noch das Verbrechen, organisiert oder unorganisiert, von Grenze zu Grenze. In einigen dieser Regionen waren die Allianz-Truppen die Einzigen, die für Recht und Ordnung sorgten – oftmals verhasst, wenn es keinen legalen Handel gab und die Bevölkerung die Wahl zwischen einem reich beschickten Schwarzmarkt und dem Allernötigsten aus den Beständen der alliierten Wohlfahrtseinrichtungen hatte.
    Julians Costa Rica stellte eine Ausnahme dar. Dem Land war es von Anfang an gelungen, sich aus dem Krieg herauszuhalten und die Neutralität zu wahren, sodass es von den gewaltigen Umwälzungen des 20. Jahrhundert verschont blieb. Aber seine geographische Lage zwischen Panama, dem einzigen Bollwerk der Allianz in Zentralamerika, und Nicaragua, der mächtigsten Ngumi-Nation, zog es letztlich doch in die Auseinandersetzungen hinein. In der ersten Zeit sprachen die meisten patriotischen Rebellen mit einem verdächtigen Nicaragua-Akzent. Aber dann gab es einen charismatischen Führer und ein Attentat – Machenschaften der Ngumi, wie die Allianz behauptete – und schon bald wimmelte es in den Wäldern von jungen Männern und Frauen, die bereit waren, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um das Vaterland vor den zynischen Kapitalisten und ihren Marionetten zu schützen. Vor den mächtigen, gegen alle Geschosse gefeiten Riesen, die wie Raubkatzen durch den Dschungel schlichen und eine Stadt binnen weniger Minuten dem Erdboden gleichmachen konnten.
    Julian hielt sich für einen politischen Realisten. Er fiel nicht auf die billige Propaganda der eigenen Partei herein, aber die andere Seite hatte schlicht und einfach keine Chance; ihre Anführer hätten lieber mit der Allianz verhandeln anstatt sie verärgern sollen. Mit der Zerstörung von Atlanta hatten sie sich selbst den Sarg gezimmert.
    Falls der Abwurf der Atombombe wirklich auf das Konto der Ngumi ging. Keine

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