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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Teilchenphysik nicht der richtige Ort ist, um über persönliche Gefühle zu sprechen.
    Als sie versuchten, eine Kamera in meinen Hörsaal zu schmuggeln, ließ ich einen Stiefel kommen und sie hinauswerfen. Es war das erste Mal in meiner akademischen Laufbahn, dass mein Rang als Feldwebel mehr Gewicht hatte als mein Assistenten-Job.
    Von da an bekam ich zwei Stiefel zugeteilt, die mir die Reporter vom Leib halten sollten, wenn ich ausging. Dennoch bedrängten sie mich fast eine Woche unentwegt mit wenigstens einer Kamera, sodass ich keine andere Wahl hatte, als mich von Amelia fern zu halten. Natürlich hätte sie auch in meinen Wohnblock kommen und so tun können, als besuche sie einen anderen Mieter. Aber das Risiko, dass jemand die richtigen Schlüsse zog – oder sie zufällig beim Betreten meiner Wohnung sah – war einfach zu groß. Es gab immer noch Leute in Texas, die es unpassend fanden, wenn eine weiße Frau einen farbigen Liebhaber hatte, der noch dazu fünfzehn Jahre jünger war als sie. Selbst bei einigen Kollegen an der Universität hätte das für Getuschel gesorgt.
    Bis zum Freitag schien das Interesse der Medien abgeflaut zu sein, aber Amelia und ich fuhren vorsichtshalber getrennt zum Club. Außerdem brachte ich die beiden Stiefel mit und ließ sie den Eingang bewachen.
    Wir trafen uns auf dem Gang zur Toilette und konnten uns unbeobachtet umarmen. Im Gastraum unterhielt ich mich betont angeregt mit Marty und Franklin.
    Marty bestätigte, was ich bereits vermutet hatte. »Die Autopsie ergab, dass der erste Schuss, der deinen Ersatzmann traf, gleichzeitig das Implantat zerstörte. Deshalb kann sein Tod für dich kaum schlimmer gewesen sein, als habe jemand den Stecker gezogen.«
    »Anfangs merkte ich gar nicht, dass er nicht mehr da war«, erklärte ich, nicht zum ersten Mal. »Ich fing eine Menge starker Eindrücke auf, die sich gegenseitig überlagerten. Vor allem von denjenigen aus meiner Einheit, deren Ersatzleute verwundet, aber noch am Leben waren.«
    »Aber es war auch für sie nicht so schlimm wie der volle Kontakt mit einem Sterbenden«, meinte Franklin. »Die meisten von euch haben das schon durchgemacht.«
    »Ich weiß nicht. Wenn ein Operator im Käfig stirbt, dann fast immer an einem Herz- oder Gehirnschlag. Nicht in einem Kugelhagel. Mag sein, dass der lose Kontakt nur zehn Prozent der Gefühle übermittelt, aber es bleiben genug Schmerzen. Als Carolyn starb…« Ich musste mich räuspern. »Als Carolyn starb, spürte ich einen Moment lang einen starken Druck im Kopf, und dann war alles vorbei. Wie beim Ausklinken.«
    »Tut mir Leid«, murmelte Franklin und schenkte die Gläser wieder voll. Auf dem Etikett stand Lafite Rothschild ’28, bis jetzt der beste Wein des Jahrhunderts.
    »Schon gut. Das liegt lange zurück.« Ich trank einen Schluck. Der Wein war gut, aber vermutlich reichten meine Geschmacksnerven nicht aus, um sein Bouquet voll zu würdigen. »Das Schlimme – ein Schlimmes daran war, dass ich keine Sekunde lang auf die Idee kam, sie könnte tot sein. Weder ich noch die anderen in der Gruppe. Wir standen auf einer Hügelkuppe und warteten auf den Helikopter, der uns aus der Kampfzone bringen sollte. Ich dachte an eine technische Panne.«
    »In der Kompanie-Etage wussten sie Bescheid«, sagte Marty.
    »Klar wussten sie Bescheid – und hielten den Mund, um den Abtransport nicht zu gefährden. Aber als wir ausstiegen, war ihr Käfig leer. Eine Ärztin sagte mir, sie hätten ihre Gehirnfunktionen gründlich untersucht. Keine Chance. Deshalb habe man sie zur Autopsie freigegeben. Aber die Geschichte kennst du inzwischen sicher auswendig, Marty. Tut mir Leid, dass ich immer wieder davon rede.«
    Marty schüttelte mitfühlend den Kopf. »Kein Abschied, kein Ende.«
    »Sie hätten euch alle an Ort und Stelle einweihen sollen«, erklärte Marty. »Es ist doch heute keine Kunst mehr, kalte Soldierboys an Bord zu hieven. Dann hättet ihr euch selbst von ihrem Zustand überzeugen können, bevor man sie wegbrachte.«
    »Möglich.« Ich erinnere mich nur verschwommen an die ganze Geschichte. Sie hatten natürlich gewusst, dass sie meine Freundin war, und mich mit Beruhigungsmitteln voll gepumpt, ehe sie den Käfig öffneten. Anfangs bestand die Therapie vor allem aus Medikamenten; erst nach und nach wurde sie durch Gespräche ersetzt. Nach einer Weile setzte ich die Mittel ab und später nahm Amelia den Platz von Carolyn ein. Mehr oder weniger.
    Plötzlich überkam mich ein Gefühl von

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