Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
sorgt, dass Todesqualen in den Läden nie knapp werden.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Das Militär reißt sich nicht unbedingt um Leute, die bereits ein Implantat besitzen.«
    »Und weshalb nahmen sie dann Ralph?« fragte Amelia.
    »Ralph hatte andere Vorzüge. Doch im Allgemeinen sehen sie es lieber, wenn wir den Kontakt als eine Auszeichnung betrachten und mit der Truppenzugehörigkeit assoziieren.«
    »Schöne Auszeichnung«, meinte Reza. »Da stirbt einer, und du fängst seine Qualen auf. Darauf kann ich wirklich verzichten…«
    »Du verstehst das nicht, Rez. In gewisser Weise wird man durch den Tod eines anderen Menschen größer. Man teilt seine Gefühle und…« – unvermittelt überfiel mich die Erinnerung an Carolyn – »nun, irgendwie wird der Gedanke an den eigenen Tod erträglicher. Eines Tages muss jeder dran glauben. Na und?«
    »Man lebt weiter. Ich meine, sie leben in dir weiter?«
    »Manche ja, manche nein. Du lernst Menschen kennen, deren Gedanken und Gefühle du niemals in deinem Innern herumschleppen möchtest. Diese Typen sind für dich an dem Tag tot, an dem sie sterben.«
    »Aber Carolyn bleibt für immer bei dir«, warf Amelia ein.
    Ich zögerte eine Spur zu lang. »Natürlich. Und wenn ich sterbe, werden die Leute, die mit mir in Kontakt waren, die Erinnerung an sie bewahren und weitergeben.«
    »Ich kann das nicht hören«, sagte Amelia. Rez, der seit Jahren wusste, dass wir zusammen waren, nickte. »Das ist wie eine Eiterbeule, in der du ständig herumstocherst. Als würdest du dich ganz gezielt auf den Tod vorbereiten…«
    Ich merkte, dass ich gereizt war, und zählte innerlich bis zehn. Rez wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. »Wäre es dir lieber, wenn ich die Leute sterben sähe, wenn ich sie sterben fühlte, und beim Heimkommen nur fragen würde: ›Was gibt es heute zum Abendessen?‹« Ich senkte die Stimme. »Wie würdest du mir gegenüber empfinden, wenn mir das alles egal wäre?«
    »Tut mir Leid.«
    »Das muss es nicht. Mir tut es Leid, dass du ein Baby verloren hast. Aber das hat dich nicht verändert. Wir machen diese Dinge durch, verarbeiten sie mehr oder weniger und entwickeln uns weiter.«
    »Julian«, sagte Reza mit einem warnenden Unterton, »vielleicht solltest du dir das für später aufheben.«
    »Eine gute Idee.« Amelia war aufgestanden. »Ich müsste längst daheim sein.« Sie winkte den Rolli herbei, der ihr Mantel und Tasche brachte.
    »Sollen wir gemeinsam ein Taxi nehmen?« fragte ich.
    »Nicht nötig«, erwiderte sie mit einem Achselzucken. »Monatsende.« Sie konnte die übrig gebliebenen Unterhaltungspunkte für die Taxifahrt verbrauchen.
    Einige Leute hatten keine Punkte mehr übrig. Also bestellte ich eine Menge Wein, Bier und Whisky und trank mehr als meinen Anteil. Auch Reza erwischte einiges, denn sein Auto ließ ihn nicht mehr ans Steuer. Er stieg zu mir und meinen beiden Bodyguards ins Taxi.
    Ich verabschiedete mich am Campus-Eingang und ging die zwei Kilometer bis zu Amelias Wohnung allein durch einen kühlen Sprühregen. Kein Reporter weit und breit.
    Nirgends brannte Licht; es war fast zwei. Ich betrat das Haus durch den Hintereingang. Zu spät kam mir der Gedanke, dass ich wohl besser geklingelt hätte. Wenn sie nun nicht allein war?
    Ich machte in der Küche Licht und entdeckte im Kühlschrank etwas Käse und Traubensaft. Amelia hörte mich herumkramen und kam hereingeschlurft. Sie rieb sich die Augen. »Keine Reporter?« fragte ich.
    »Alle unter dem Bett.«
    Sie trat hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern. »Willst du ihnen eine Story geben?« Ich drehte mich auf dem Stuhl um und vergrub mein Gesicht zwischen ihren Brüsten. Ihre Haut hatte einen warmen Schlafgeruch.
    »Tut mir Leid, wenn ich im Lokal die falschen Sachen gesagt habe.«
    »Du warst einfach fertig. Komm!« Sie führte mich ins Schlafzimmer und zog mich aus wie ein kleines Kind. Ich war immer noch ein wenig betrunken, aber sie hatte ihre Methoden, in erster Linie Geduld, aber auch ein paar andere Dinge.
    Ich schlief wie betäubt und fand die Wohnung beim Aufwachen leer vor. An der Mikrowelle klebte ein Zettel mit der Nachricht, dass sie für 8 Uhr 45 eine Testserie anberaumt habe und mich mittags zur Arbeitsbesprechung der Projektgruppe erwarte. Es war nach zehn.
    Eine Samstagssitzung; die Wissenschaft schläft nie. Ich fand ein paar frische Sachen in ›meiner‹ Schublade und nahm eine kurze Dusche.

einen tag, bevor ich nach Portobello zurück

Weitere Kostenlose Bücher