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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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sich hatte.
    »Sie müssen wissen, für Sie… wird das sehr schwer sein.«
    »Schwer? Ich verbringe ein Drittel meines Lebens…«
    »…in Kontakt, sí. Aber nicht mit jemandem, der das noch nie zuvor gemacht hat. Nicht mit jemandem, den Sie lieben.« Er deutete. »Holen Sie den Stuhl dort und setzen Sie sich!«
    Während ich seinem Wunsch nachkam, kramte er ein paar Schubladen durch. »Machen Sie den Arm frei!«
    Ich gehorchte. Er rasierte einen kleinen Fleck aus, öffnete eine versiegelte Spritze und setzte sie an.
    »Was ist das – ein Beruhigungsmittel?«
    »Nicht ganz. Obwohl es in gewisser Weise schon beruhigt. Es dämpft den Schlag, den Schock des ersten Kontakts.«
    »Aber ich habe Dutzende von Erstkontakten erlebt.«
    »Ja, sicher. Wobei Ihr Militär Ihr – was? – Zirkulationssystem voll unter Kontrolle hatte. Sie standen dabei unter Drogen und werden jetzt auch unter Drogen stehen.«
    Das Medikament wirkte abrupt. Er hörte, wie ich plötzlich tief Luft holte.
    »Listo?«
    »Fangen Sie an!« Er rollte das Kabel aus und schob den Stecker mit einem metallischen Klicken in meinen Anschluss. Nichts geschah. Dann betätigte er einen Schalter.
    Amelia schaute mich plötzlich an, und ich hatte das vertraute Gefühl des Doppeltsehens: Ich nahm sie und mich gleichzeitig wahr. Für Amelia war das natürlich alles andere als vertraut, und ich spürte ihre Verwirrung und Panik. Sachte, Liebling, es wird gleich besser! Ich versuchte ihr zu zeigen, wie man die beiden Bilder trennt, ein mentaler Trick, kaum schwieriger als ein bewusstes Schielen. Sie hatte es schnell heraus, beruhigte sich und versuchte Worte zu formen.
    Du brauchst nicht zu sprechen, leitete ich sie an. Denk einfach, was du sagen willst!
    Sie bat mich, langsam mein Gesicht abzutasten und dann mit der Hand den Körper entlang zu streichen, Brust, Bauch, Genitalien.
    »Neunzig Sekunden«, sagte der Doktor. »Tenga prisa.«
    Ich schwelgte im Entdecken. Es war nicht unbedingt wie der Unterschied zwischen Blindheit und Sehen, sondern eher so, als habe man sein Leben lang eine stark getönte Brille getragen und sie plötzlich abgenommen. Eine Welt voller Glanz, Tiefe und Farbe öffnete sich.
    Ich fürchte, daran gewöhnt man sich, dachte ich. Es wird zu einer anderen Form des Sehens. Des Seins, entgegnete sie.
    In einem einzigen Gestalt-Bild zeigte ich ihr die Alternativen, die sie hatte, und die Gefahren, wenn wir zu lange in Kontakt blieben. Nach einer kurzen Pause antwortete sie in Worten. Ich übertrug ihre Fragen an Dr. Spencer mit der Langsamkeit eines Roboters.
    »Wenn ich den Anschluss entfernen lasse und der Gehirnschaden so gravierend ist, dass ich nicht mehr arbeiten kann – lässt sich dann die Maßnahme rückgängig machen?«
    »Wenn jemand die zweite Operation zahlt, ja. Allerdings wird Ihr Wahrnehmungsvermögen eingeschränkt sein.«
    »Ich übernehme die Kosten.«
    »Wer ist in diesem Fall ›ich‹?«
    »Julian.«
    Die Pause erschien sehr lang. Sie sprach durch mich. »Gut, dann erkläre ich mich einverstanden. Unter einer Bedingung. Ehe wir den Kontakt unterbrechen, will ich, dass wir uns lieben. Richtig. Mit Sex und allem.«
    »Auf gar keinen Fall. Schon jede Sekunde, die Sie sprechen, vergrößert das Risiko. Wenn Sie das tun, ist eine Rückkehr zur Normalität praktisch ausgeschlossen.«
    Ich sah, wie er nach dem Schalter griff, und hielt sein Handgelenk fest. »Einen Augenblick noch.« Ich stand auf und küsste Amelia, eine Hand auf ihre Brust gelegt. Ein kurzer Sturm geteilter Leidenschaft, und dann verschwand sie mit dem Klicken des Schalters. Ich stand über ein regloses Scheingeschöpf gebeugt und unsere Tränen vermischten sich. Wie ein Sack ließ ich mich auf den Stuhl zurückfallen. Der Doktor löste die Kabel. Er sagte nichts, sondern schüttelte nur den Kopf und warf mir einen tadelnden Blick zu.
    Ein Teil der Gefühlsaufwallung war von dem Gedanken: »Was immer das Risiko sein mag, das hier ist es wert!« bestimmt gewesen, aber ich konnte nicht sagen, von wem diese Botschaft nun stammte – von ihr, von mir oder von uns beiden.
    Ein Mann und eine Frau in grünen Kitteln schoben einen Instrumentenwagen in den Raum. »Sie beide müssen jetzt gehen. Kommen Sie in zehn bis zwölf Stunden wieder!«
    »Ich würde gern dabei bleiben«, sagte Marty.
    »Gut.« In Spanisch wies er die Frau an, Marty einen sterilen Kittel zu besorgen und ihm den limpiador zu zeigen.
    Ich ging hinunter in die Halle und von dort ins Freie. Die

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