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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Gedächtnis lässt Sie im Stich, meine Gute! Letzte Woche kosteten sie acht Pesos und waren so verschrumpelt, dass ich darauf sitzen blieb! Das hier ist das Feinste an Bohnen, was ich heuer geerntet habe!«
    »Ich könnte Ihnen sechs Pesos zahlen. Ich brauche die Bohnen zum Abendessen, und meine Mutter versteht sich darauf, sie mit Soda weich zu kochen.«
    »Ihre Mutter? Schicken Sie mir die alten Dame her, und sie zahlt mir freiwillig neun Pesos!« Und so fort. Es war ein Zeitvertreib; die Parteien würden sich zwischen sieben und acht Pesos einigen.
    Der Fischmarkt war besonders abwechslungsreich. Es gab eine weit größere Auswahl als in texanischen Läden. Große Störe und Lachse, die ursprünglich aus dem kalten Nordatlantik und -pazifik stammten, farbenprächtige, exotische Fische von den Warmwasser-Riffs, Knäuel von lebenden Aalen, Bassins mit riesigen japanischen Shrimps – alle in der Stadt selbst gezüchtet, geklont und in Bottichen gemästet. Die wenigen einheimischen Arten, die frisch gefangen wurden – hauptsächlich Weißfische aus dem Chapala-See – kosteten zehnmal mehr als die Exoten.
    Ich kaufte eine kleine Portion Elritzen – luftgedörrt und mariniert, mit Limonen und scharfen Chilis angerichtet – was mich sofort als Touristen entlarvt hätte, wäre ich nicht ohnehin schwarz und wie ein Amerikaner gekleidet gewesen.
    Ich zählte meine Pesos und machte mich auf die Suche nach einem Geschenk für Amelia. Mit Schmuck hatte ich schon einmal daneben gegriffen; ihm verdankte ich einen Teil dieses Schlamassels. Und Ethno-Mode trug sie nicht.
    Ein entsetzlich nüchternes Wispern riet mir, bis nach der Operation zu warten. Aber ich wusste, dass der Kauf eines Geschenks mir ohnehin mehr brachte als ihr. Eine Art kommerzieller Ersatz für ein Gebet.
    Ich entdeckte einen riesigen Stand mit alten Büchern, Papier-Exemplare ebenso wie die frühen Computer-Versionen – die meisten davon mit hoffnungslos veralteten Formaten und Energieanschlüssen, sodass sie eher für Sammler elektronischer Kuriositäten als für Leser in Frage kamen.
    Es gab jedoch zwei Regale mit Büchern in Englisch, hauptsächlich Romane. Ich war überzeugt, dass ihr so etwas gefallen würde, aber die Auswahl bereitete mir Kopfschmerzen. Wenn ein Buch so bekannt war, dass der Titel selbst mir etwas sagte, besaß sie es vermutlich oder hatte es zumindest gelesen.
    Ich schlug etwa eine Stunde tot, indem ich die ersten paar Seiten jedes Bandes las, von dem ich noch nichts gehört hatte. Am Ende entschied ich mich für Raymond Chandlers Der lange Abschied, weil es zum einen spannend geschrieben war und zum anderen einen Ledereinband mit der eingeprägten Schrift ›Midnite Mystery Club‹ trug.
    Ich setzte mich an einen Brunnen und las eine Weile. Ein Buch, das mich fesselte, nicht nur dem Inhalt und dem Ausdruck, sondern auch dem Äußeren nach eine Zeitreise – das schwere, vergilbte Papier, dazu die Griffigkeit und der modrige Geruch von Leder.
    Da die Marmorstufen nicht allzu bequem waren – mir schliefen die Beine vom Hinterteil bis zu den Knien ein – begann ich nach einiger Zeit wieder durch die Gegend zu schlendern. Im zweiten Tiefgeschoss befanden sich die exklusiven Läden, aber es gab auch eine Reihe von Jack-Zellen, die fast nichts kosteten, weil sie von Reisebüros fremder Länder gesponsert waren. Für zwanzig Pesos verbrachte ich dreißig Minuten in Frankreich.
    Es war ein seltsames Gefühl. Der Begleittext kam in einem schnellen, für mich schwer verständlichen Spanisch, die ungesprochenen Eindrücke waren die gleichen wie immer. Ich sah mich eine Weile am Montmartre um, ließ mich auf einem langsamen Kahn durch die Gegend von Bordeaux treiben und landete schließlich in einem Wirtshaus in Burgund bei einer reichen Auswahl von Käse und Wein. Als die halbe Stunde um war, hatte ich wieder rasenden Hunger.
    Natürlich gab es genau gegenüber der Zelle ein französisches Restaurant, aber ich musste keinen Blick auf die Speisekarte werfen, um zu wissen, dass ich es mir nicht leisten konnte. Ich kehrte in das obere Geschoss zurück, fand ein Lokal mit vielen kleinen Tischen und unaufdringlicher Musik und verschlang eine Portion taqitos varios. Danach wusch ich mir die Finger und las bei einem Bier und einer Tasse Kaffee das Buch zu Ende.
    Es war acht, immer noch zwei Stunden zu früh für einen Besuch bei Amelia. Ich wollte nicht in der Klinik herumsitzen, aber je weiter der Abend gedieh, desto lauter wurde es in dem

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