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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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erste Kontakt ist gefährlich, weil neue Nervenverbindungen entstehen. Das Netz wächst…« Er machte eine Handbewegung. »Es wächst mehr als schnell.«
    »Es dehnt sich mit Exponentialgeschwindigkeit aus«, sagte Marty. »Je länger sie angeschlossen ist, je mehr Erfahrungen sie besitzt, desto schwerer kann man diese Entwicklung rückgängig machen.«
    »Und deshalb fragen wir sie nicht.«
    »In Amerika müssten Sie das«, wandte Marty ein. »Das Recht der vollen Aufklärung.«
    »Amerika ist ein sonderbares Land, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten.«
    »Wenn ich den Kontakt zu ihr aufnehme«, sagte ich, »kann ich ihn muy pronto wieder abbrechen. Dr. Larrin hat seinen Anschluss zwar schon lange, aber er setzt ihn nicht so häufig ein wie ein Operator.« Spencer sah mich verständnislos an. »Wie ein Soldat.«
    »Ja… da mögen Sie Recht haben.« Er lehnte sich zurück und schwieg eine Weile. »Dennoch ist es gegen das Gesetz.«
    Marty sah ihn ruhig an. »Und das Gesetz wird nie gebrochen?«
    »Eher gebeugt. Für Ausländer wird es manchmal gebeugt.« Marty machte mit Daumen und Zeigefinger eine unmissverständliche Geste. »Nein… keine richtige Bestechung. Viel Bürokratie und eine Steuer. Besitzt einer von Ihnen eine…« Er öffnete eine Schreibtisch-Schublade und sagte: »Poder.«
    Die Schublade antwortete: »Vollmacht.«
    »Hat die Señora Ihnen so eine Vollmacht gegeben?«
    Wir schauten uns an und schüttelten den Kopf. »Ihr Entschluss kam für uns beide überraschend.«
    »Dann war sie schlecht beraten. Daran hätte sie denken sollen. Ist einer von Ihnen ihr Verlobter?«
    »Ich – in etwa.«
    »Bueno. Okay.« Er holte aus einer anderen Schublade eine Karte und reichte sie mir. »Gehen Sie nach neun Uhr in diese Kanzlei. Die Frau dort wird Ihnen eine vorläufige designación de responsibilidad ausstellen.« Er wiederholte den Begriff in Richtung Schublade. »Im Staat Jalisco gültige Vertretungsvollmacht«, übersetzte sie.
    »Einen Augenblick«, sagte ich. »Dieses Papier ermächtigt den Partner eines Patienten, seine Einwilligung zu einer lebensbedrohlichen chirurgischen Maßnahme zu geben?«
    Er hob die Schultern. »Auch Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Neffe. Aber nur, wenn die betreffende Person nicht für sich selbst entscheiden kann. Es gibt oft Menschen, die in die Lage von Profesora Harding geraten. Einige Menschen täglich, wenn man Mexico City und Acapulco mitrechnet.«
    Das klang schlüssig. Chirurgische Eingriffe auf freiwilliger Basis brachten ganz Mexiko wichtige Devisen und zählten vermutlich zu den Haupteinnahmequellen von Guadalajara. Ich drehte die Karte um. »In Übereinkunft mit dem mexikanischen Recht«, stand da in englischer Sprache.
    »Wie viel wird das kosten?«
    »An die zehntausend Pesos.« Fünfhundert Dollar.
    »Das kann ich übernehmen«, sagte Marty.
    »Nein, ich mache das schon. Ich bin der Verlobte.« Außerdem verdiene ich dreimal so viel wie er.
    »Sie einigen sich«, meinte Spencer. »Dann Sie kommen wieder mit Vollmacht, und ich bereite Kontakt vor. Aber seien Sie schnell. Nur die Antwort und dann ausschalten. Das ist sicherer und einfacher für alle.«
    Aber was würde ich tun, wenn sie mich bat, länger zu bleiben?
    Die Suche nach der Anwaltskanzlei dauerte fast so lange wie die Fahrt von Texas nach Guadalajara. Die Adresse hatte sich geändert.
    Die neuen Räume waren eher schlicht, ein Tisch und eine mottenzerfressene Couch, aber sie hatten alle nötigen Papiere und Stempel. Ich erhielt eine beschränkte Vollmacht, die mir das Recht gab, medizinische Entscheidungen zu treffen. Es war ein wenig unheimlich, wie einfach das funktionierte.
    Als ich zurückkam, führte man mich in einen kleinen weißen Raum mit dem Schild Operationssaal B. Dr. Spencer hatte Amelia sowohl für den Kontakt wie für einen chirurgischen Eingriff vorbereitet. Sie lag auf einer Rolltrage mit einem Infusionsschlauch in jedem Arm. Ein dünnes Kabel führte von ihrem Hinterkopf zu einem grauen Kasten auf einem Tisch. Aus dem Kasten kam ein zweites, noch zusammengerolltes Kabel. Marty döste in einem Sessel neben der Tür. Er schrak hoch, als ich hereinkam.
    »Wo ist der Arzt?« fragte ich.
    »Aquí.« Er stand direkt hinter mir. »Sie haben das Papier?« Ich gab ihm die Vollmacht. Er warf einen kurzen Blick darauf, faltete sie zusammen und steckte sie ein.
    Er berührte Amelias Schulter und strich ihr dann mit dem Handrücken über Wange und Stirn, eine Geste, die etwas Mütterliches an

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