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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Luftverschmutzung war so stark, dass der Himmel orangerot leuchtete. Ich kratzte meine letzten mexikanischen Münzen zusammen und holte mir aus einem Automaten am Straßenrand einen Mundschutz.
    Ich machte mich zu Fuß auf die Suche nach einer Wechselstube und einem Stadtplan. Ich war noch nie in Guadalajara gewesen und wusste nicht einmal, in welcher Richtung das Zentrum lag. In einer Stadt von der doppelten Größe New Yorks spielte das vermutlich keine große Rolle. Deshalb achtete ich nur darauf, dass ich die Sonne im Rücken hatte.
    Im Klinikviertel wimmelte es von Bettlern, die behaupteten, sie bräuchten dringend Geld für ein Medikament oder eine Behandlung. Sie schoben einem ihre kranken Kinder entgegen oder entblößten ihre Stümpfe und eiternden Wunden. Manche der Männer waren ausgesprochen aggressiv. Ich fauchte sie in meinem schlechten Spanisch an und war froh, dass ich dem Grenzposten zehn Dollar zugeschoben hatte, damit er mein Spachtelmesser übersah.
    Die Kinder sahen elend aus, todkrank. Ich wusste viel zu wenig über Mexiko, obwohl ich direkt nördlich der Grenze lebte, aber ich war mir sicher, dass es hier eine Art Sozialsystem mit medizinischer Grundversorgung gab. Offensichtlich nicht für alle. Wie bei den milden Gaben aus den Nanoschmieden, mit denen wir sie großzügig bedachten, standen vermutlich nicht die Leute in der ersten Reihe, die unsere Spenden am nötigsten brauchten.
    Manche der Bettler wandten sich betont von mir ab oder zischten rassistische Beschimpfungen, weil sie glaubten, ich verstünde ihre Sprache nicht. Die Welt hatte sich so sehr verändert. Wir hatten Mexiko besucht, als ich in der Grundschule war, und mein Vater, der aus den Südstaaten stammte, hatte die dort herrschende Farbenblindheit genossen. Das Gefühl, wie jeder andere Gringo behandelt zu werden. Wir geben den Ngumi die Schuld an Mexikos neu erwachtem prejuicio, aber das liegt auch an unseren eigenen Fehlern. Und an unserem Beispiel.
    Ich erreichte eine achtspurige Schnellstraße, verstopft mit zäh fließendem Verkehr, und wandte mich nach rechts. Nicht einmal ein Bettler pro Straße in dieser Gegend. Ich wanderte eine Meile durch ein staubiges, lautes Viertel mit Billig-Wohnblöcken, ehe ich eine größere Parkinsel über einem Untergrund-Einkaufszentrum erreichte. Ich ging durch eine Sicherheitsschleuse, was mich weitere fünf Dollar für das Messer kostete, und fuhr mit der Rolltreppe in die Tiefe.
    Es gab drei Wechselstuben mit jeweils unterschiedlichen Konditionen. Ich überschlug die Angebote im Kopf und kam zu dem nicht sonderlich überraschenden Resultat, dass der auf den ersten Blick schlechteste Kurs in Wahrheit der beste war.
    Ausgehungert betrat ich einen Ceviche-Imbiss und bestellte eine Portion Tintenfisch, die Sorte mit den kleinen Armen, dazu ein paar Tortillas und eine Kanne Tee. Danach machte ich mich auf die Suche nach Zerstreuung.
    Ich entdeckte ein halbes Dutzend Jack-Schuppen, deren Angebote sich von ihren amerikanischen Vorbildern doch ein wenig unterschieden. Lassen Sie sich von einem Stier aufspießen – no, gracias! Erleben Sie eine Geschlechtsumwandlung, als Arzt oder Patient, als Mann oder Frau! Sterben Sie im Kindbett! Erleiden Sie den Kreuzweg des Herrn! Vor diesem Etablissement hatte sich eine Schlange gebildet – vielleicht ein kirchlicher Feiertag. Außer hier ist jeder Tag ein kirchlicher Feiertag.
    Dann gab es noch die üblichen Girly-Boy-Attraktionen und eine Klitsche, die eine Zeitraffer-Tour durch ›den eigenen Verdauungstrakt‹ im Programm hatte. Ich konnte mich beherrschen.
    Eine verwirrende Vielfalt von Läden und Marktständen, wie Portobello, nur hundertmal größer. Dinge des täglichen Gebrauchs, die dem Amerikaner automatisch geliefert wurden, waren hier heiß umkämpft – und selten zu Festpreisen zu haben.
    Auch das war mir von Portobello her vertraut. Jeden Vormittag pilgerten die Frauen, gelegentlich auch mal die Männer, zum mercado und feilschten um die angebotenen Waren. Hier gab es um zwei Uhr nachmittags noch alles im Überfluss. Ein Fremder kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass an der Hälfte aller Stände erbitterte Kämpfe im Gange sind, mit schrillem Gekeife und wildem Armgefuchtel. Aber in Wahrheit ist dieses Streiten für Verkäufer und Käufer nicht mehr als ein soziales Rollenverhalten. »Was soll das, zehn Pesos für diese vergammelten Bohnen? Letzte Woche haben Sie fünf Pesos verlangt – für gute, frische Ware!«
    »Ihr

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