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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Einkaufzentrum. Sechs Mariachi-Gruppen versuchten sich gegenseitig zu übertönen; dazu kam das Quäken und Schrillen moderner Klänge aus den zahlreichen Nachtclubs ringsum. Aufreizende Mädchen saßen in den Fenstern einer Begleitagentur, drei davon mit Buttons, die darauf hinwiesen, dass sie Anschlüsse trugen. Super, auf diese Weise die nächsten beiden Stunden totzuschlagen – Jack-Sex und Schuldgefühle!
    Ich schlenderte schließlich durch die nahe Wohngegend, und obwohl die Gegend schäbig und ein wenig düster wirkte, fühlte ich mich mit meinem Messer einigermaßen sicher.
    Am Krankenhaus-Kiosk erstand ich einen Blumenstrauß, zum halben Preis, weil sie gerade zumachten, und ging hinauf in den Warteraum. Marty saß bereits da, eingeklinkt in ein transportables Arbeitsterminal. Er schaute auf, als ich hereinkam, subvokalisierte kurz in ein Kehlkopf-Mikro und unterbrach den Kontakt.
    »Es geht ihr relativ gut«, sagte er. »Besser als ich gedacht hatte. Natürlich müssen wir abwarten, bis sie wach ist, aber ihre Multiphasen-EEGs sehen gut aus, völlig normal für sie.«
    Sein Tonfall verriet Angst. Ich legte die Blumen und das Buch auf einen niedrigen, von Zeitschriften bedeckten Kunststofftisch. »Wie lange dauert es noch, bis sie zu sich kommt?«
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Eine halbe Stunde. Gegen zwölf.«
    »Ist der Arzt in der Nähe?«
    »Spencer? Nein, der ist gleich nach dem Eingriff heimgefahren. Ich habe seine Nummer… für alle Fälle.«
    Ich setzte mich dicht neben ihn. »Marty – was verschweigst du mir?«
    »Was willst du hören?« Sein Blick war ruhig, aber seine Stimme nicht. »Soll ich dir das Video von dem Eingriff vorspielen? Ich kann dir jetzt schon sagen, dass es dir den Magen umdrehen wird.«
    »Ich will nur wissen, was du mir verschweigst.«
    Er zuckte die Achseln und sah an mir vorbei. »Ich bin nicht sicher, welchen Einblick du in diese Dinge hast. Fangen wir also ganz unten an… Sie wird nicht sterben. Sie wird sprechen und sich frei bewegen können. Aber wird sie die Frau sein, die du geliebt hast? Ich weiß es nicht. Die EEGs verraten uns nicht, ob sie zu logischem Denken fähig sein wird, zu Algebra, Differential- und Integralrechnung oder was immer ihr so macht.«
    »Heiland!«
    »Die Sache ist doch die: Gestern um die gleiche Zeit ging es noch um Leben und Tod. Wäre ihr Zustand nur eine Spur schlechter gewesen, hätte man dich gefragt, ob sie weiter künstlich beatmet werden solle oder nicht.«
    Ich nickte. Die Schwester am Empfang hatte die gleichen Worte benutzt. »Sie weiß vielleicht nicht einmal, wer ich bin.«
    »Oder sie ist genau die gleiche Frau wie zuvor.«
    »Mit einem Loch im Kopf. Meinetwegen.«
    »Falsch. Mit einem Implantat im Kopf. Wir setzten den Anschluss wieder ein, nachdem wir den Kontakt stillgelegt hatten, um das umgebende Gehirngewebe so weit wie möglich zu schonen.«
    »Das heißt, wir können niemals…«
    »Tut mir Leid.«
    Ein unrasierter Pfleger kam herein, erschöpft und mit hängenden Schultern. »Señor Class?« Ich hob die Hand. »Die Patientin auf 201 verlangt nach Ihnen.«
    Ich stürmte den Korridor entlang. »Bleiben Sie nur kurz. Sie braucht Schlaf.«
    »In Ordnung.« Die Tür war offen. Es standen noch zwei Betten im Raum, aber sie waren leer. Sie trug eine Mullkappe und lag mit geschlossenen Augen da, die Decke bis zu den Schultern hochgezogen. Zu meinem Erstaunen weder Schläuche noch Kabel. Ein Monitor über ihrem Bett zeigte die gezackten Stalaktiten ihres Herzschlags an.
    Sie schlug die Augen auf. »Julian!« Ihre Hand tastete sich unter der Bettdecke hervor und legte sich auf meine. Wir küssten uns vorsichtig.
    »Tut mir Leid, dass es nicht geklappt hat«, sagte sie. »Aber ich werde den Versuch nie bereuen. Nie.«
    Ich konnte nichts sagen. Stumm rieb ich ihre Finger zwischen meinen Händen.
    »Ich glaube… ich bin nicht beeinträchtigt. Frag mich irgend etwas – am besten aus der Physik.«
    »Äh… was ist die Avogadro-Konstante?«
    »Das gilt nicht, das ist Chemie. Die Anzahl der Moleküle, die in einem Mol eines Stoffes enthalten sind. Und die Anzahl der Moleküle in einem Mol Armagnac nennt man Armagnac-Konstante.«
    Wenn sie schon wieder Kalauer von sich geben konnte, war sie auf dem besten Weg zurück in die Normalität. »Und die Dauer eines Delta-Resonanz-Spikes? Die Geschichte mit den Pionen und Protonen…«
    »Etwa zehn hoch minus dreiundzwanzig. Zu leicht. Hast du nichts Härteres?«
    »Sagst du das zu

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