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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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allen Männern?« Sie lächelte schwach. »Du musst jetzt schlafen. Ich warte draußen.«
    »Du kannst unbesorgt nach Houston heimfahren. Mir geht es hier gut.«
    »Nein.«
    »Gut, dann bleib noch einen Tag. Was haben wir heute? Dienstag?«
    »Mittwoch.«
    »Du musst spätestens morgen Abend zurück sein, um mein Seminar zu übernehmen. Fortgeschrittenenkurs.«
    »Wir sprechen morgen darüber.« Es gab genug Leute, die das besser konnten als ich.
    »Versprochen?«
    »Ich verspreche, mich darum zu kümmern.« Zumindest mit einem Telefonat. »Aber jetzt wird geschlafen!«
    Marty und ich suchten die Automaten-Kantine im Keller auf. Er wählte eine Tasse starken mexikanischen Espresso, um für den Zug um 1 Uhr 30 wach zu bleiben, während ich ein Bier trank. Es erwies sich als alkoholfrei, speziell für Schulen und Krankenhäuser gebraut. Ich erzählte ihm von der ›Armagnac-Konstante‹.
    »Sie scheint voll da zu sein.« Er nahm einen Schluck Kaffee und süßte ihn kräftig nach. »Manchmal verlieren die Leute einen Teil ihrer Erinnerungen, ohne dass es ihnen zunächst auffällt. Muss aber nicht sein.«
    »Nein.« Ein Kuss, eine Berührung. »Sie erinnert sich an einen Kontakt von etwa drei Minuten?«
    »Möglicherweise ist es mehr als das«, sagte er vorsichtig. Er holte zwei Datenkristalle aus der Hemdtasche und legte sie auf den Tisch. »Das sind vollständige Kopien der Aufzeichnungen, die hier gemacht wurden. Ich dürfte sie eigentlich nicht besitzen; sie haben mehr gekostet als die Operation selbst.«
    »Ich könnte einen Teil deiner Auslagen…«
    »Nein, das Geld stammt aus unseren Fördermitteln. Die Sache ist folgende: Die Operation schlug aus einem bestimmten Grund fehl. Wobei ich nicht an Spencers Können oder Sorgfalt zweifle. Es muss einen anderen Grund geben.«
    »Und wenn wir diesen Grund kennen, hat sie eine zweite Chance?«
    Er schüttelte den Kopf und zuckte dann die Achseln. »Es ist schon da gewesen.«
    »Du meinst, man könnte sie noch einmal anschließen? Ich kenne bisher keinen Fall…«
    »Weil es so selten gemacht wird. Im Allgemeinen lohnt sich das Risiko nicht. Man versucht es, wenn der Patient auch nach der Extraktion in einem vegetativen Zustand verharrt. Es ist eine Chance, den Kontakt mit der Welt wiederherzustellen.
    Im Fall von Blaze wäre es beim gegenwärtigen Stand der Technik einfach zu gefährlich. Der Eingriff erfordert neben einem hohen Maß an Wissen auch große Kunstfertigkeit. Aber die Entwicklung geht weiter, und eines Tages, wer weiß, wenn wir die Ursache für den Fehlschlag finden…« Er trank seinen Kaffee aus. »Ich fürchte allerdings, dass sich in den nächsten zwanzig Jahren nicht viel ändern wird. Unsere Fördergelder kommen fast ausschließlich von den Militärs, und das hier ist ein Forschungssektor, der sie nicht sonderlich interessiert. Wenn der Anschluss eines Operators versagt, rekrutieren sie einfach einen neuen Mann.«
    Ich probierte das Bier noch einmal und kam zu dem Schluss, dass es nicht besser wurde. »Sie ist jetzt völlig abgeklemmt? Sie würde absolut nichts spüren, wenn ich den Kontakt aufnähme?«
    »Du könntest es versuchen. Es gibt eine Brücke zu einigen untergeordneten Ganglien. Ein paar Neuronen hier und da – wenn wir den Metallkern des Anschlusses ersetzen, stellen sie die Verbindung wieder her.«
    »Es wäre einen Test wert.«
    »Versprich dir nicht zu viel davon! Leute in ihrer Lage können in einen Jack-Schuppen gehen und etwas echt Extremes bestellen, eine Todesfahrt oder so. Sie werden nichts Konkretes spüren, nur eine Art schwacher Halluzination. Wenn sie direkten Kontakt zu einer Person aufnehmen, tut sich überhaupt nichts. Bestenfalls stellt sich ein Placebo-Effekt ein – bei besonders hohen Erwartungen etwa.«
    »Tu uns einen Gefallen und erzähl ihr das nicht«, sagte ich.

als kompromisslösung nahm Julian den Zug nach Houston und blieb lange genug, um Amelias Seminar über Teilchenphysik abzuhalten – die Studenten waren alles andere als begeistert, dass plötzlich ein Jungwissenschaftler ihre Dr. Blaze vertrat – und fuhr mit dem Mitternachtszug zurück nach Guadalajara.
    Wie sich herausstellte, wurde Amelia bereits am nächsten Tag entlassen und mit einem Krankenwagen in eine Pflegestation auf dem Campus gebracht. Die Klinik sah es nicht gern, wenn eine Patientin, die nur unter Beobachtung stand, ausgerechnet am Freitag eines der begehrten Betten belegte; an diesem Tag trafen die meisten betuchten Kunden ein.
    Julian

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