Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
verlängerst deine Dienstzeit«, sagte Reza. Er nahm meine Nummer und gab den vollen Preis des Weins ein.
»Wenn in Portobello Schnee fällt.«
»Weißt du, wann sie entlassen wird?« fragte Marty.
»Nein. Der Neurologe untersucht sie morgen Vormittag. Sie ruft mich an, wenn sie mehr weiß.«
»Vielleicht sollte sie sich auch bei Hayes melden. Ich habe ihm zwar versichert, dass alles wieder ins Lot kommt, aber er ist nervös.«
»Er ist nervös.«
»Er kennt sie länger als du«, sagte Franklin ruhig. Das galt auch für ihn und Marty.
»Hast du dich in Guadalajara umgesehen?« wollte Reza wissen. »Das Rotlicht-Viertel ist berühmt.«
»Nein. Ein kleiner Spaziergang, mehr war nicht drin. Ich habe weder die Altstadt gesehen noch diese Ruinen, die mit T anfangen.«
»Tlaquepaque«, half ihm Reza. »Ich habe mal eine sehr ereignisreiche Woche dort verbracht.«
»Ich will ja nicht aufdringlich sein«, meinte Franklin. »Aber seit wann bist du mit Blaze zusammen?«
›Zusammen‹ war eine dezente Umschreibung für das, was er wirklich meinte. »Richtig zusammen seit drei Jahren. Befreundet waren wir schon länger.«
»Blaze war seine wissenschaftliche Betreuerin«, erklärte Marty.
»Bei der Doktorarbeit?«
»Nein, erst danach«, sagte ich.
»Richtig.« Franklin lächelte schwach. »Du warst ja in Harvard.« Nur ein Yale-Absolvent konnte das mit einem Hauch von Mitleid sagen.
»Als Nächstes kommt wohl die Frage, ob ich ernste Absichten habe. Die Antwort lautet, dass wir erst dann darüber reden wollen, wenn ich das Militär hinter mir habe.«
»Und wie lange hast du noch?«
»Bis der Krieg aus ist. Etwa fünf Jahre.«
»Dann ist Blaze fünfzig.«
»Genau genommen sogar zweiundfünfzig. Und ich werde siebenunddreißig sein. Vielleicht stört dich das mehr als uns.«
»Nein«, sagte er. »Aber es könnte Marty stören.«
Marty warf ihm einen scharfen Blick zu. »Was hast du getrunken?«
»Das Übliche.« Franklin hielt ihm die leere Teetasse unter die Nase. »Wie lange ging das bei euch?«
Marty wandte sich an mich. »Du weißt, dass ich euch beiden das Allerbeste wünsche.«
»Acht Jahre – neun?«
»Herrgott, Franklin, warst du in deinem früheren Leben ein Terrier?« Marty schüttelte den Kopf. »Das war längst vorbei, als Julian in unsere Forschungsabteilung kam.«
Der Kellner schlurfte mit dem Wein und drei Gläsern heran. Er spürte die Spannung, die am Tisch herrschte, und schenkte betont langsam ein. Wir sahen ihm schweigend zu.
»So«, sagte Reza. »Das wird gut tun!«
der ›neurologe‹, der am nächsten Vormittag kam, um Amelia zu untersuchen, war zu jung für einen Doktortitel. Er hatte einen Ziegenbart und Pickel. Eine halbe Stunde lang stellte er ihr immer wieder die gleichen banalen Fragen.
»Wann und wo sind Sie geboren?«
»Am 12. August 1996. In Sturbridge, Massachusetts.«
»Wie hieß Ihre Mutter?«
»Jane O’Banian Harding.«
»Welche Grundschule haben Sie besucht?«
»Die Nathan Haie Elementary, in Roxbury.«
Er machte eine Pause. »Vorhin sagten Sie Breezewood. In Sturbridge.«
Sie atmete tief durch. »Wir sind 2004 nach Roxbury umgezogen. Vielleicht auch erst 2005.«
»Ach so. Und welche High-School?«
»Die John D. O’Bryant School für Mathematik und Naturwissenschaften.«
»In Sturbridge?«
»Nein, in Roxbury! Habe ich nicht eben deutlich…«
»Wie lautete der Mädchenname Ihrer Mutter?«
»O’Banian.«
Er schrieb ein paar längere Sätze in sein Notizbuch. »Gut. Stehen Sie jetzt auf!«
»Wie bitte?«
»Kommen Sie – stehen Sie auf!«
Amelia schwang vorsichtig die Beine über die Bettkante. Sie machte ein paar unsichere Schritte und hielt sich mit einer Hand das Klinik-Nachthemd am Rücken zu.
»Ist Ihnen schwindlig?«
»Ein wenig. Aber das halte ich für ganz normal.«
»Heben Sie bitte die Arme!« Sie kam seiner Aufforderung nach, und natürlich verrutschte das Nachthemd.
»Knackiger Hintern, Mädchen!« kicherte die Alte im Nachbarbett.
»Schließen Sie jetzt die Augen und führen Sie langsam die Fingerspitzen zusammen!« Der erste Versuch misslang. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass sie sich um knapp drei Zentimeter verschätzt hatte.
»Versuchen Sie es noch einmal!« Diesmal streiften sich die Finger.
Diesmal notierte er nur ein paar Worte. »Alles klar. Sie können jetzt gehen.«
»Was?«
»Sie sind entlassen. Nehmen Sie Ihre Rationskarte mit, wenn Sie sich bei der Verwaltung abmelden!«
»Aber… muss ich nicht
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