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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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einsetzen – je nachdem. Je nachdem, ob er danach noch bis zwanzig zählen konnte, schätzte ich. Die Neurochirurgen beim Militär verdienten längst nicht so viel wie Dr. Spencer.
    Ich unterbrach die Verbindung zur Koordinatorin, was keineswegs hieß, dass sie mich nicht belauschen konnte, wenn sie wollte. Man musste kein Diplom in Cyber-Kommunikation besitzen, um zu erkennen, dass es hier um eine Sache mit gewaltigen Konsequenzen ging. Scovilles gesamtes Team hatte die letzten neun Tage in einer genau ausgeklügelten und streng eingehaltenen Fiktion virtueller Realität verbracht. Was immer der Einzelne sah und fühlte, war von der Zentrale aufgezeichnet und sofort verändert worden – angepasst an neun maßgeschneiderte Fiktionen für den Rest der Einheit. Ein Geflecht aus hundert Einzelhandlungen, ständig neu ersonnen und lückenlos aufrecht erhalten.
    Der Dschungel ringsum war nicht mehr und nicht weniger Realität als das Korallenriff, das ich mit Amelia besucht hatte. Hatte er überhaupt noch einen Bezug zur tatsächlichen Position meines Soldierboys?
    Jeder Operator hat sich schon mal eingebildet, dass der Krieg nicht wirklich stattfindet – dass die ganze Sache eine cybernetische Simulation ist, die sich die Regierungen aus unerfindlichen Gründen ausgedacht haben. Du schaltest beim Heimkommen den Würfel ein und siehst dich selbst in Aktion, wenn du die Nachrichten abrufst – aber die könnten noch leichter gefälscht sein als der Input/Feedback, der Soldierboy und Operator verbindet. War denn je einer von uns persönlich in Costa Rica? Kein Militärangehöriger kann Ngumi-Territorium legal betreten.
    Natürlich war das nicht mehr als ein Phantasiegebilde. Die zerstückelten Leichenberge im Kontrollraum – das entsprach der Realität ebenso wie drei von Atombomben platt gewalzte Großstädte. Solche Dinge konnte man nicht vortäuschen.
    Aber manchmal brauchte man einen solchen Zufluchtsort, um der eigenen Verantwortung für das Gemetzel zu entfliehen. Ich fühlte mich plötzlich besser und merkte, dass die chemische Zusammensetzung meines Blutes sich allmählich veränderte. Ich versuchte meinen Gedanken festzuhalten: Weshalb musste man sich… musste man sich rechtfertigen… sie forderten es doch geradezu heraus. Es war traurig, dass so viele Ngumi für den Wahnsinn ihrer Anführer in den Tod gingen. Aber das hatte ich gar nicht gedacht, das nicht…
    »Julian«, befahl die Koordinatorin, »bringen Sie Ihre Leute drei Kilometer nach Nordwesten und warten Sie dort, bis ein Helikopter kommt und Sie aufnimmt. Senden Sie ein Peilsignal auf vierundzwanzig-Megahertz aus, sobald Sie sich dem Rendezvous-Punkt nähern.«
    Ich bestätigte die Anweisungen. »Wohin geht die Reise?«
    »Kleinstadt. Wir treffen uns mit Fox und Charlie für einen Tageinsatz. Näheres, wenn ihr unterwegs seid.«
    Wir hatten neunzig Minuten Zeit, den Rendezvous-Punkt zu erreichen. Da der Dschungel nicht allzu dicht war, zogen wir gestaffelt in nordwestlicher Richtung los, mit einem Abstand von jeweils zwanzig Metern zwischen den einzelnen Soldierboys.
    Die prosaische Aufgabe, meine Leute zusammen und in Bewegung zu halten, verscheuchte die Unruhe, die mich erfasst hatte. Mir war zwar klar, dass etwas meine Gedankengänge unterbrochen hatte, aber ich hatte vergessen, ob sie wichtig gewesen waren oder nicht. Keine Chance, sich selbst eine Notiz zu schreiben – das kam mir zum hundertsten Mal zu Bewusstsein. Und wenn man den Käfig verlässt, verblassen die meisten Dinge irgendwie.
    Karen sah etwas und ich ließ die anderen anhalten. Sekunden später gab sie Entwarnung – nur ein Brüllaffe mit seinem Jungen. »Am Boden?« fragte ich und fing ein Nicken auf. Ich vermittelte dem Team mein Unbehagen, auch wenn das gar nicht nötig war. Wir bildeten zwei Gruppen und marschierten in Reihe weiter, zweihundert Meter voneinander entfernt. Sehr leise.
    Das Verhalten von Tieren kann ungemein aufschlussreich sein. Wenn ein Tier sich untypisch benimmt, dann hat das immer einen Grund. Und Brüllaffen sind am Boden verwundbarer als in den Bäumen.
    Park sichtete einen Heckenschützen. »Ich habe bei Strich zehn einen Pedro in einem Baumversteck. Höhe zehn Meter, Entfernung hundertzehn Meter. Ich bitte um Schusserlaubnis.«
    »Abgelehnt. Alles stehen bleiben und Ausschau halten!« Claude und Sara entdeckten die gleiche Person, aber weitere Killer waren nicht zu erkennen.
    Ich überlagerte die drei Eindrücke. »Sie schläft.« Parks

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