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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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im Stadtzentrum auf, kletterten ins Freie und stellten uns im Schutz der Flyboys in Parade-Formation auf – zehn mal drei, minus einen. Nur eine Handvoll Leute beobachteten unseren Aufmarsch, was uns nicht weiter verwunderte. Ein paar neugierige Kinder, widerspenstige Teenager und die Alten, die im Stadtpark lebten. Kaum Polizisten. Die hatten sich, wie wir später herausfanden, drunten an unserem Demonstrationsobjekt versammelt.
    Die Häuser, die den Hauptplatz umgaben, waren im späten Kolonialstil errichtet, anmutige Bauwerke vor der Kulisse einer hoch aufragenden Glas- und Stahlgeometrie. Hinter den verspiegelten Fenstern der modernen Gebäude konnte sich eine ganze Stadt voll Gaffern oder Heckenschützen verbergen. Wir marschierten im Roboter-Gleichschritt los, und schärfer denn je kam mir zu Bewusstsein, dass ich ein Marionettenspieler war, Hunderte von Kilometern entfernt in einem sicheren Bunker. Selbst wenn in jedem Fenster Gewehre erschienen und losballerten, kam kein Mensch zu Schaden. Bis wir zurückschlugen.
    Wir wechselten vom Marschtritt in Formation zu einem lässigeren Gang in sorgfältig einstudierter loser Verteilung, als wir eine alte Brücke überquerten; wenn die Konstruktion unter dem Gewicht und den Vibrationen unserer Truppe einstürzte und wir in dem stinkenden Rinnsal landeten, waren wir blamiert. Danach kehrten wir zu unserem angeblich so einschüchternden Womm-Womm-Womm zurück. Tatsächlich sah ich einen Hund, der die Flucht ergriff. Falls bei unserem Anblick auch Menschen vor Angst erstarrten, dann zogen sie sich dafür in ihre Häuser zurück.
    Wir ließen die postmoderne Anonymität des Geschäftsviertels hinter uns und marschierten durch ein Wohnviertel, in dem vermutlich die Oberschicht residierte, gut verborgen hinter weiß gekalkten Mauern. Schäferhunde heulten beim Klang unserer widerhallenden Schritte und hie und da verfolgten uns Überwachungskameras.
    Dann kamen wir in die barrios. Ich empfand immer eine abstrakte Verbundenheit mit den Menschen, die in diesen Armenvierteln lebten, hier wie in Texas, weil sich ihr Dasein unter ähnlichen Umständen abspielte wie in den amerikanischen Schwarzen-Gettos, die mir durch den Zufall der Geburt erspart geblieben waren. Ich wusste auch, dass es manchmal Entschädigungen gab, die Wärme einer Familie und Nachbarschaft, die ich nie erlebt hatte. Aber ich blieb nie lange genug sentimental, um das als einen gleichwertigen Ersatz für meine höhere Lebenserwartung zu betrachten, für meine höheren Erwartungen an das Leben.
    Ich schaltete meine Geruchssensoren eine Stufe herunter. Stehende Abwässer und Urinpfützen begannen in der Vormittagshitze zu dampfen. Daneben gab es die angenehmen Düfte von frisch gebackenem Maisbrot, guten, scharfen Pfefferschoten und Huhn, das irgendwo langsam über Holzkohle gegrillt wurde. Vielleicht ein Fest. Huhn war hier kein Alltagsgericht.
    Das Geschrei der Menge war bereits ein paar Straßenblöcke vor dem Demonstrationsobjekt zu hören. Wir wurden von zwei Dutzend echt berittenen Polizisten empfangen, die ein schützendes V oder U um uns bildeten.
    Ich begann mich zu fragen, wer hier wogegen protestierte. Niemand gab vor, dass die Leute, die hier das Sagen hatten, die Meinung des Volkes vertraten. Man lebte in einem Polizeistaat, und es gab nicht den geringsten Zweifel daran, auf welcher Seite wir standen. Vermutlich schadete es auch nicht, das gelegentlich zu unterstreichen.
    Um das Abbruchgelände hatten sich mindestens zweitausend Demonstranten versammelt. Es war offensichtlich, dass uns eine ziemlich komplizierte politische Situation erwartete. Auf Tafeln und Spruchbändern standen Sätze wie: HIER LEBEN RICHTIGE MENSCHEN, ROBOTER DER REICHEN und MARIONETTEN DER GROSSGRUNDBESITZER – mehr Schilder in Englisch als in Spanisch, wohl der Kameras wegen. Aber es waren auch viele Anglos in der Menge, Pensionisten, die mit den Einheimischen sympathisierten. Anglos, die Einheimische waren.
    Ich verständigte mich mit Barboo und David darauf, die Einsatztrupps kurz anzuhalten, und sandte eine Botschaft an die Kommandozentrale. »Wir werden hier innenpolitisch benutzt. Die Situation könnte leicht außer Kontrolle geraten.«
    »Deshalb habt ihr zusätzlich Material zur Aufruhrbekämpfung ausgefasst«, erklärte die Koordinatorin. »Diese Demonstration läuft bereits seit gestern.«
    »Aber was haben wir damit zu tun?« wandte ich ein.
    »Das ist, als würde man eine Fliege mit einem Vorschlaghammer

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