Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
versuchte über diese Gefühle Kontakt zu Amelia aufzunehmen.
Ich schaffte es nicht ganz. Keine Worte, keine intime Nähe; nur ein vager Gestalteindruck – »ist das nicht aufregend!« – in dem sich Amelias Persönlichkeit ein wenig verzerrt widerspiegelte. Dazu eine andere Form der Erregung, schwach, aber spürbar, die wohl ihrer Freude über den Kontakt entsprang.
Der Sandboden brach an einer Unterwasserklippe jäh ab und der Rochen tauchte in die Tiefe. Kälte umgab uns und der Druck nahm stetig zu, bis wir uns lösten und allein durch das Dunkel taumelten.
Während wir uns langsam nach oben treiben ließen, spürte ich das Kribbeln, das Amelias Hände in mir weckten, und die Feuchte, die mich umgab, war nicht der imaginäre Ozean um mich, und dann die geisterhafte Klammer ihrer Beine und ein schwaches Pulsieren, auf und ab.
Es war anders als bei Carolyn, wo ich sie und sie ich war. Es hatte eher Ähnlichkeit mit einem starken Sextraum, der einen auch beim Erwachen noch gefangen hielt.
Das Wasser über uns war wie gehämmertes Silber. Drei Haie tauchten auf, als wir uns der Oberfläche näherten. Ein kurzes Erschauern, obwohl ich wusste, dass sie harmlos waren, da die Aufnahme nicht in die Kategorie G & T – Gewalt und Tod – fiel. Ich versuchte Amelia ein paar beruhigende Bilder zu übermitteln, aber sie strahlte keinerlei Furcht aus. Sie war mit anderen Gefühlen beschäftigt. Ihr körperlicher Druck in mir wuchs, und ihre Bewegungen hatten nichts mehr mit Schwimmen zu tun.
Ihr Orgasmus war schwach, aber lang, ein Leuchten und Pulsieren von innen heraus, wie ich es in den drei Jahren seit dem Verlust von Carolyn nicht mehr gespürt hatte. Die Schatten ihrer Arme und Beine wiegten mich, während wir zu den Haien aufstiegen.
Ein größerer Ammenhai und zwei Katzenhaie. Keine Gefahr. Doch als wir an ihnen vorbei waren, merkte ich, wie ich erschlaffte und mich aus ihr löste. Wir sollten es nicht schaffen, nicht diesmal, zumindest nicht beide.
Ihre Hände berührten mich wie Federn, schmeichelnd, wohltuend, aber es reichte nicht. Plötzlich eine vage Orientierungslosigkeit, die nur bedeuten konnte, dass sie den Kontakt unterbrochen hatte, und dann setzte sie Lippen und Zunge ein, erst kühl, dann warm, aber auch das half nicht. Meine Gedanken drifteten noch durch das Riff.
Ich tastete nach dem Kabel und löste die Verbindung. Die Lichter flammten auf, und ich begann sofort auf Amelias Bemühungen zu reagieren. Ich schlang meine Arme um ihren feuchten Körper, presste den Kopf gegen ihre Schenkel und vergaß Carolyn, während meine Finger von hinten zwischen ihre Beine fassten und zu kreisen begannen. Nach einer Minute kamen wir gleichzeitig.
Die Lady genehmigte uns etwa fünf Sekunden Erholung, ehe sie energisch an der Kabinentür klopfte und uns zum Gehen aufforderte, weil sie das Abteil für die nächsten Kunden herrichten müsse. Es sei denn, wir wollten eine Nachgebühr entrichten…
»Die Uhr bleibt wohl stehen, sobald beide ausgeklinkt sind«, meinte Amelia. Sie schmiegte sich an mich. »Obwohl ich dafür glatt einen Dollar pro Minute zahlen würde. Willst du ihr das sagen?«
»Nein.« Ich begann mich anzuziehen. »Fahren wir heim – und genießen wir es umsonst!«
»Zu dir oder zu mir?«
»Heim«, sagte ich. »Zu dir.«
julian und amelia verbrachten den nächsten Tag mit dem Umzug und einem Großputz. Da Sonntag war, mussten sie den Behördenkram aufschieben, aber sie rechneten kaum mit Problemen aus dieser Ecke. Es gab eine Warteliste für Singles, die für Julians Apartment in Frage kamen, und Amelias Wohnung war ohnehin für zwei Personen oder zwei Personen mit Kind eingestuft.
(Ein Kind war in ihrer Beziehung nicht eingeplant. Vor vierundzwanzig Jahren hatte sich Amelia nach einer Fehlgeburt freiwillig sterilisieren lassen und erhielt dafür bis zum fünfzigsten Lebensjahr einen monatlichen Bonus in bar und in Form von Rationsmarken. Und Julian sah die Welt so düster, dass er wenig Lust verspürte, sie einem neuen Menschenkind anzutun.)
Nachdem sie alles in Kartons verpackt hatten und das Apartment sauber genug für die Übergabe an den Vermieter war, fragten sie Reza, ob er ihnen mit seinem Auto aushelfen könne. Er zeigte sich fast gekränkt, dass Julian ihn nicht schon eher angerufen hatte, und Julian bedauerte ehrlich, dass ihm dieser Gedanke nicht selbst gekommen war.
Amelia hörte dem Gespräch interessiert zu und erläuterte eine Woche später, dass sie den Umzug aus gutem
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