Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
danach zumindest den ersten Teil der Harold Burley Hour anzusehen, eine Nachrichtensendung aus Washington für Leute, die lesen konnten, ohne die Wörter buchstabieren zu müssen.
Ruhe in Costa Rica, aber Kämpfe in Lagos, Ecuador, Rangun und im Maghreb. Die bombastische Farce der Genfer Friedensgespräche wurde fortgeführt.
In Texas hatte es Frösche geregnet. Es gab sogar einen Amateurfilm von dem Ereignis. Dann trat ein Zoologe auf, der das Ganze als optische Täuschung infolge einer lokalen Überschwemmung zu erklären versuchte. Keine Ngumi-Geheimwaffe. Alles Quatsch. Sie werden sich nicht im ganzen Land ausbreiten, plötzlich explodieren und Froschgiftgas freisetzen. Ich bin Wissenschaftler; ich weiß über diese Dinge Bescheid.
In Mexico City war es zu einer Verbraucher-›Demonstration‹ gekommen, die man auf feindlichem Territorium wohl als Revolte bezeichnet hätte. Irgendjemand hatte Einblick in das dreihundert Seiten starke Verzeichnis erhalten, das im Detail auflistete, welche Artikel die Nanoschmieden der ›befreundeten Nation‹ im Vormonat produziert hatten. Zur Überraschung aller handelte es sich dabei überwiegend um Luxusdinge für die Reichen. Im Bericht für die Öffentlichkeit war davon keine Rede gewesen.
Näher an der Heimatfront versuchte Amnesty International ein Gerichtsverfahren gegen eine Jäger- und Killer-Einheit der 12. Division einzuleiten, der man Folterungen bei einem Einsatz gegen bolivianische Bauern vorwarf. Natürlich war das eine Pro-Forma-Angelegenheit; man würde die Sache durch formale Spitzfindigkeiten bis zum Hitzetod des Universums hinauszögern. Oder zumindest so lange, bis die Beweis-Kristalle vernichtet und durch überzeugende Fälschungen ersetzt werden konnten. Jeder einschließlich Amnesty International wusste, dass es ›schwarze‹ Operationen gab, die nicht einmal auf Divisions-Ebene aufgezeichnet wurden.
Ein mutmaßlicher Terrorist war am Kontrollpunkt auf der Brooklyn Bridge aufgegriffen und nach einem Schnellverfahren hingerichtet worden. Wie üblich erfuhr man keine Einzelheiten.
Innerhalb der nächsten zwölf Monate sollte in einem niedrigen Erdorbit ein Disneyworld-Ableger eröffnet werden, eine Nachricht, die Peter wegen ihrer versteckten Informationen aufhorchen ließ. Das Gebiet um den halbfertigen Raumflughafen Chimborazo wurde seit mehr als einem Jahr ›befriedet‹. Die Verantwortlichen bei Disney würden niemals mit dem Bau eines Vergnügungsparks beginnen, wenn sie nicht die Zusicherung hätten, dass sie ihre Kunden irgendwie in den Weltraum befördern konnten. Also war in Kürze mit der Wiederaufnahme der zivilen Raumfahrt zu rechnen.
Amelia und ich tranken eine Flasche Wein zum Abendessen. Ich erklärte, dass ich ein paar Stunden Schlaf einschieben wollte, ehe ich den nächsten Schwung von Daten eingab, und Amelia sagte, sie würde mir Gesellschaft leisten.
Ich lag hellwach da, als sie im Bad endlich fertig war und zu mir unter die Decke schlüpfte. Einen Moment hielt sie sich ganz still und mied jeden Körperkontakt.
»Tut mir Leid, dass du uns gesehen hast«, sagte sie.
»Nun, das gehörte mit zu unserer Abmachung. Die Freiheit.«
»Ich habe nicht gesagt: ›Tut mir Leid, dass ich mit Peter geschlafen habe.‹« Sie drehte sich auf die Seite und sah mich im Dunkel an. »Obwohl das vielleicht auch zutrifft.«
Das klang sachlich und logisch. »War das von Anfang an so, dass du andere Männer hattest?«
»Willst du wirklich, dass ich darauf antworte? Wenn ja, dann werde ich ich dir die gleiche Frage stellen.«
»Das ist schnell erledigt. Eine Frau, einmal, heute.«
Sie legte mir die Hand auf die Brust. »Mist. Jetzt fühle ich mich echt beschissen.« Sie begann mich mit dem Daumen zu streicheln, dicht über dem Herzen. »Es war nur Peter und erst, seit du… seit du die Pillen geschluckt hast. Ich… weiß auch nicht. Ich konnte es einfach nicht ertragen.«
»Du hast ihm nicht die Wahrheit über mich erzählt.«
»Nein. Er dachte einfach, du seist krank. Er ist nicht der Typ von Mann, der neugierige Fragen stellt.«
»Aber offenbar der Typ von Mann, der sich nimmt, was er braucht.«
»Hör auf!« Sie schmiegte sich eng an mich. »Die meisten ungebundenen Männer signalisieren ihre ständige Bereitschaft. Er musste gar nichts tun. Ich glaube, es reichte, dass ich ihm eine Hand auf die Schulter legte.«
»Und dann das Unvermeidliche über dich ergehen ließest.«
»So ungefähr. Wenn du willst, dass ich dich um Verzeihung
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