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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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brachten.
    Und dann standen wir in der Messinghitze der Nachmittagssonne und wussten nicht recht, was wir sagen sollten.
    Sie drückte mir die Hand. »Du versuchst es nicht wieder – dich umzubringen, meine ich…«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich weiß, was du glaubst. Aber du bist immer noch ziemlich bestürzt über die beiden.«
    »Du hast mir geholfen, ruhiger zu werden. Einfach durch deine Nähe, durch den Kontakt.«
    »Oh.« Sie reichte mir ihre Karte und ich unterschrieb auf der Rückseite.
    »Selbst wenn du nichts verlangst?«
    »Nur Ehemänner sind ausgenommen«, erklärte sie. »Der eigene Ehemann, meine ich.« Sie runzelte die Stirn. »Ich spürte irgend etwas, das ich nicht ganz verstehe.«
    Mir brach plötzlich der Schweiß aus. »Was?«
    »Du hattest einmal Kontakt mit ihr. Und ein zweites Mal… aber das war nichts Echtes…«
    »Ja. Sie ließ sich einen Anschluss installieren, aber das klappte nicht.«
    »Oh, wie schlimm für sie!« Sie trat nahe an mich heran und legte mir die Hand auf den Arm. »Das mit der schwarzen Hautfarbe war nicht so ernst gemeint«, murmelte sie. »Ich meine, ich bin nicht rassistisch oder so.«
    »Ich weiß.« Sie war es, aber eher unbewusst und ohne echte Hassgefühle.
    »Die beiden anderen…«
    »Vergiss es.« Sie hatte zwei Schwarze als regelmäßige Jack-Kunden, beide brutal und gewalttätig. »Es gibt überall solche und solche.«
    »Du bist so rücksichtsvoll. So nachdenklich. Aber nicht kalt. Sie kann froh sein, dass sie dich hat.«
    »Darf ich ihr deine Telefonnummer geben? Falls ich eine Fürsprecherin brauche.«
    Sie lachte. »Warte, bis sie das Thema anschneidet. Lass sie zuerst sprechen.«
    »Sie weiß vielleicht gar nicht, was los ist.«
    »Sie wird es merken. Gib ihr Zeit, sich eine Erklärung zurecht zu legen.«
    »Okay. Ich werde warten.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Wange. »Wenn du mich brauchst, weißt du, wo ich zu finden bin.«
    »Ja.« Ich wiederholte ihre Nummer. »Ich hoffe, du hast noch einen erfolgreichen Tag.«
    »Ach, Männer! Vor Sonnenuntergang ist selten was los.« Sie schnippte mit zwei Fingern und ging los. Kunstvoll verbarg und enthüllte das Seidenkleid ihre Figur mit jedem Schritt, ein Fleisch gewordenes Metronom. In einer plötzlichen Rückblende war ich wieder in ihrem Körper, warm von der abklingenden Erregung und auf der Suche nach mehr. Eine Frau, der ihre Arbeit Spaß machte.
    Es war drei Uhr; ich war seit sechs Stunden unterwegs. Peter hatte sicher längst Zustände. Ich fuhr mit der Metro zurück und besorgte im Bahnhofsladen einen Berg frischer Lebensmittel.
    Peter machte mir ebenso wenig Vorwürfe wie Amelia. Entweder wussten sie, dass ich sie gesehen hatte, und waren verlegen, oder sie hatten sich so in die Arbeit vergraben, dass ihnen meine Abwesenheit gar nicht aufgefallen war. So oder so – die jüngsten Jupiter-Daten waren eingetroffen und das bedeutete ein paar Stunden mühsames Sortieren, Vergleichen und Gegenkontrolle.
    Ich räumte die Lebensmittel weg und verkündete, dass ich zum Abendessen Hähnchen-Stew machen würde. Wir wechselten uns in der Küche ab – oder vielmehr, Amelia und ich wechselten uns ab. Wenn Pete an der Reihe war, rief er meist den Pizza- oder Thai-Service an. Er hatte allem Anschein nach eine private Geldquelle und war nicht auf Rationsmarken angewiesen, da er einen Reservisten-Job bei der Küstenwache ergattert hatte. Er besaß sogar eine Kapitänsuniform, die in einem Plastiksack draußen in der Diele hing, aber er hatte keine Ahnung, ob sie passte.
    Die neuen Daten gaben auch mir eine Menge zu tun; das Gerüst der Pseudo-Operator-Analysis will sorgfältig geplant sein, ehe man die ersten Zahlen eingibt. Ich bemühte mich, die aufwühlenden Ereignisse des Tages zu verdrängen und mich auf die Physik zu konzentrieren. Wann immer ich einen flüchtigen Blick auf Amelia warf, quälten mich die Erinnerungen an ihre Ekstase, meine kindische Trotzreaktion und vage Schuldgefühle wegen Zoe.
    Um sieben setzte ich das Huhn zu und kippte das Tiefkühlgemüse obendrauf. Dann gab ich eine gehackte Zwiebel und etwas Knoblauch zu, schaltete kurz auf Höchststufe und ließ das Zeug dann eine Dreiviertelstunde vor sich hinköcheln, während ich den Kopfhörer überstreifte und mir ein paar dieser neuen äthiopischen Songs reinzog. Zumindest die Musik des Feindes war besser als die unsere.
    Wir hatten uns angewöhnt, um acht zu essen und

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