Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
Wenn sieben Milliarden die Installation überleben, dann wären das siebentausend Menschen pro Maschine. Damit kämen wir auf etwa hundertvierzigtausend Tage. Oder knapp vierhundert Jahre. Von da an könnten wir alle glücklich und in Frieden leben – zumindest diejenigen, die das alles überstehen.«
»Lass mich mal sehen.« Reza schob Marty die Serviette zu. Er fuhr mit dem Finger die Zahlenkolonnen entlang. »Was du hier nicht berücksichtigst, ist die Tatsache, dass man keine kompletten Soldierboys bräuchte, sondern nur die blanken Schaltkreise von Gehirn zu Gehirn – plus Infusionsgeräte für die Nährlösungen. Auf diese Weise könnten wir statt hunderttausend eine Million Stationen errichten. Zehn Millionen. Das würde die Zeitspanne auf vier Jahre verkürzen.«
»Aber nicht die halbe Milliarde Toten verringern«, wandte Belda ein. »Für mich selbst spielt es keine Rolle mehr, da ich ohnehin nur noch ein paar Jahre zu leben habe. Dennoch finde ich den Preis zu hoch.«
Asher drückte auf die Kellner-Ruftaste. »Der Gedanke kommt dir doch sicher nicht erst heute, Marty. Wie lange grübelst du schon darüber nach? Zwanzig Jahre?«
»So ungefähr«, gab er mit einem Achselzucken zu. »Man braucht nicht unbedingt den Tod des Universums als Anstoß. Wir schlittern seit Hiroshima auf den Abgrund zu. Eigentlich schon seit dem Ersten Weltkrieg.«
»Ein heimlicher Pazifist, der für die Streitkräfte arbeitet?« fragte Belda.
»Nicht heimlich. Die Militärs dulden den theoretischen Pazifismus – wie man an Julian sieht – so lange er sie nicht bei ihrer Arbeit behindert. Die meisten Generäle, die ich kenne, würden sich selbst als Pazifisten bezeichnen.«
Der Kellner kam lässig an den Tisch geschlendert und nahm die Bestellung entgegen. Nachdem er wieder gegangen war, sagte ich: »Marty hat Recht. Das Jupiter-Projekt ist nicht die einzige Bedrohung. Es gibt eine Reihe von Forschungszweigen, die letztlich dazu führen könnten, dass das Leben auf unserem Planeten oder der Planet selbst vernichtet wird. Selbst wenn der Rest des Universums davon nicht betroffen ist.«
»Du hast bereits einen Anschluss«, sagte Reza und trank seinen Wein leer. »Deine Stimme zählt nicht.«
»Und was ist mit Leuten wie mir?« fragte Amelia. »Die es mit einem Kontakt versucht haben und gescheitert sind? Kommen wir in ein hübsches Konzentrationslager, wo wir niemanden mit unseren Aggressionen belästigen können?«
Asher lachte. »Nun mal sachte, Blaze. Es geht hier nur um ein Gedankenexperiment. Marty meint das doch nicht ernst…«
Marty schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Herrgott nochmal, Asher, ich habe noch nie im Leben etwas so ernst gemeint wie das hier!«
»Dann bist du übergeschnappt! So etwas lässt sich nicht praktisch umsetzen.«
Marty sah Amelia an. »Bis jetzt war es nie zwingend notwendig, irgendjemandem einen Kontakt zu verpassen. Wenn es jedoch um Größenordnungen wie das Jupiter-Projekt – das Manhattan-Projekt – geht, werden wir einen Weg finden, alle offenen Fragen und Probleme zu lösen.« Er wandte sich Reza zu. »Das gilt auch für deine halbe Milliarde Toter. Wir müssten diese Sache ja nicht über Nacht durchziehen. Wenn wir unsere Forschung in eine Richtung lenken, unsere Bemühungen auf ein Ziel konzentrieren, wenn wir die Techniken verfeinern – dann wird die Zahl der Todesfälle rasch sinken, vielleicht sogar auf Null.«
»Krass ausgedrückt, bezeichnest du damit die Militärs als Mörder«, sagte Asher. »Zugegeben, das ist ihr Beruf, aber im Allgemeinen haben sie die Aufgabe, den Gegner zu vernichten.« Marty zog die Augenbrauen hoch. »Ich meine, wenn du die ganze Zeit über der Ansicht warst, man könnte ungefährliche Methoden zur Implantation von Kontakten entwickeln, weshalb hat dann die Armee die Rekrutierung neuer Operatoren nicht verhindert, bis dieser Sicherheitsstandard erreicht war?«
»Du beschuldigst im Grunde nicht die Militärs des Mordes, sondern Wissenschaftler wie mich und Ray.«
»Ach, nun werde nicht gleich dramatisch! Ich bin überzeugt, dass du dein Bestes getan hast. Aber für mich stand schon immer fest, dass dieses Programm zu viele Menschenleben kostet.«
»Darin stimme ich dir voll zu«, erwiderte Marty, »und ich denke nicht nur an die Verluste bei der Implantation von Anschlüssen. Es ist bekannt, dass die Rate an Herz- und Hirnschlägen bei Operatoren untragbar hoch ist.« Er senkte den Blick. »Das gleiche gilt für Selbstmorde,
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