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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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gibt es ein helles, lautes Cafe. Das war genau das Richtige für mich. Ich hatte zu viel Zeit in zwei Köpfen zugleich verbracht und über Eingriffe in fremde Gehirne nachgedacht.
    Für einen Samstag herrschte drangvolle Enge, vermutlich wegen des schlechten Wetters. Ich musste zehn Minuten anstehen, bis ich eine Tasse Kaffee und eine Apfeltasche ergatterte, und als ich endlich beides hatte, fand ich keinen Sitzplatz. Zum Glück wurde der Rundbau von einem halbhohen Sims eingefasst, auf dem ich meine Sachen abstellen konnte.
    Ich ging noch einmal die Fakten durch, die ich Martys Gedanken entnommen hatte:
    Die Verlustziffer von zehn Prozent bei Kontakt-Implantationen verriet nicht die ganze Geschichte. Grob geschätzt fanden 7,5 Prozent der Operierten den Tod. 2,3 Prozent überlebten als geistig Schwerbehinderte, 2,5 Prozent mussten eine leichte Beeinträchtigung in Kauf nehmen und etwa 2 Prozent erging es wie Amelia: Der Anschluss funktionierte nicht, aber die Implantation hinterließ keine bleibenden Schäden.
    Nur Eingeweihte wussten, dass mehr als die Hälfte aller Opfer Wehrpflichtige waren, die sich – obwohl als besonders tauglich für den Operator-Job eingestuft – nachträglich als ungeeignet für das komplexe Soldierboy-Interface erwiesen hatten. Die übrigen Todesfälle gingen meist zu Lasten unerfahrener Chirurgen und der katastrophalen Hygiene-Verhältnisse in Mexiko und Zentralamerika. Bei den Massen-Implantationen, wie sie Marty vorschwebten, sollten Ärzte nur noch zur Überwachung eingesetzt werden. Vollautomatische Gehirnchirurgie – der Heiland stehe uns bei! Aber Marty behauptete, alles sei um Größenordnungen einfacher, wenn die Verschaltung mit dem Soldierboy wegfiele.
    Und die Alternative zu einer zehnprozentigen Todesrate war die hundertprozentige Vernichtung, die Vertreibung des Lebens bis hin zur Großen Mauer.
    Dennoch, wie brachte man normale Menschen dazu, sich einen Kontakt einsetzen zu lassen? Zivilisten, die den Eingriff durchführen ließen, passten meist in eine bestimmte Schublade – Empathen, Leute auf der Suche nach dem besonderen Kick, die chronisch Einsamen und die Unschlüssigen, die sich zu Männern und Frauen hingezogen fühlten. Dazu all jene, die wie Amelia jemanden mit einem Anschluss liebten und sich nach der totalen Vereinigung sehnten.
    Eine grundlegende taktische Überlegung war, das Implantat nicht kostenlos anzubieten. Die Erfahrung mit dem Universalen Wohlfahrtstaat hatte uns gelehrt, dass Menschen Dinge, die sie umsonst bekommen, nicht schätzen. Der Eingriff sollte eine Monatsration an Unterhaltungspunkten kosten – aber genau genommen war man nach der Operation ohnehin fast einen Monat lang bewusstlos.
    Und nach ein paar Jahren wirkte sich dann der Trend- und Ansehensfaktor immer stärker aus: Menschen, die sich nicht humanisieren ließen, hatten einfach weniger Erfolg in der Welt. Und waren vielleicht weniger glücklich, auch wenn der Nachweis dafür schwerer fiel.
    Ein kleines Problem stellten sicher Leute wie Amelia dar, bei denen der Kontakt versagte und die deshalb nicht humanisiert werden konnten. Was sollte man mit ihnen machen? Sie würden sich behindert und ausgegrenzt vorkommen – und ihrem Ärger möglicherweise in Gewalt Luft machen. Zwei Prozent von sechs Milliarden waren 120 Millionen Menschen. Ein Wolf unter neunundvierzig Schafen. So konnte man es auch sehen. Marty schlug vor, sie zunächst auf Inseln umzusiedeln und alle humanisierten Insulaner zur Emigration zu bewegen.
    Jeder konnte überall bequem leben, sobald wir die Nanoschmieden dazu benutzten, weitere Nanoschmieden zu errichten, und diese dann gleichmäßig an alle verteilten, egal ob sie zu den Ngumi oder zur Allianz gehörten.
    Aber der allererste Punkt auf der Tagesordnung war die Humanisierung der Soldierboy-Operatoren und ihrer Generäle. Das bedeutete die Infiltration von Haus 31 und eine mehrwöchige Isolierung des Kommandostabs. Marty hatte dafür bereits einen Plan: Das Militär-College in Washington sollte eine Simulationsübung befehlen, zu der auch eine Isolierung gehörte.
    Mir war die Rolle eines ›Maulwurfs‹ zugedacht. Marty hatte meine Krankenakte so abändern lassen, dass meine Vorgesetzten von einer begreiflichen Episode nervöser Erschöpfung ausgehen mussten. »Feldwebel Class ist dienstfähig, sollte jedoch aufgrund seiner Ausbildung und großen Erfahrung künftig im Kommandostab von Portobello eingesetzt werden.« Vor meiner Rückkehr wollte er noch eine

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